
Lichtwechsel des Mondes
Woher leuchtet der Mond? Getroffen vom Strahle der Sonne
Kann er uns bieten sein Licht zum Anschaun, während es täglich
Größer und größer erscheint, je mehr et der Sonne entfliehet,
Bis er dann ihr gegenüber im herrlichsten Vollmondsglanze
Strahlt und versinken sie sieht, wenn er selbst sich erhebend
emporsteigt;
Ebenso muß er jedoch allmählich wieder sein Licht uns
Rückwärts wandelnd verbergen, je mehr er dem Feuer der Sonne
Nun von der anderen Seite des himmlischen Kreises sich nähert.
So erklären es manche, die kugelförmig den Mond sich
Denken und unter der Sonne die Bahn ihn lassen durchwandeln.
Aber es läßt sich auch denken, warum er mit eigenem Lichte
Strahlend sich dehnt und doch so verschiedene Formen des Lichts zeigt.
Denn da könnte ja auch noch ein anderer Körper im Spiel sein,
Der sich zugleich mit ihm dreht und auf mancherlei Art in den Weg läuft,
Aber nicht sichtbar ist, weil er lichtlos gleitet im Dunkeln.
Möglich ist auch die Drehung als Kugel. Man nehme zum Beispiel
Einen Ball, der zur Hälfte mit leuchtendem Glänze gefärbt ist;
Und nun dreht sich die Kugel und zeigt verschiedene Formen,
Bis sie unserem Blick und offenen Auge sich darbeut
Von derjenigen Seite, die ganz von dem Feuer erfüllt ist.
Dann dreht langsam der Ball sich wieder zurück und entzieht uns
Jene glänzende Seite des rollenden Kugelgebildes.
So erklärt das System der Chaldäer in Babylon, welche
Widerlegend die Kunst sternkundiger Männer verwarfen,
Gleich als wäre nicht möglich, was jeder von beiden verteidigt,
Oder als dürfe mit Grund man das eine dem anderen vorziehn.
Endlich warum nicht der Mond stets neu zu entstehen vermöchte,
Während bestimmte Gestalten und Phasen des Lichtes sich bilden,
Ferner warum nicht ein Mond alltäglich sollte verschwinden,
Während an seiner Stelle ein anderer wieder erstände,
Das ist mit Worten zu zeigen nicht leicht und mit Grund zu behaupten.
Kann sich ja doch so vieles nach fester Ordnung entwickeln.