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Einheit des Weltbildes

Ganz von ferne nur leuchtet ein unsicherer Schimmer in diesen Abgrund hinein: Die Tatsache, daß es einen Verlaß gibt auf das bißchen Welterkenntnis, das wir haben, daß also in der Wirklichkeitswelt etwas existiert, was wir eine Einheit nennen können. Wäre das nicht der Fall, so müßte jedes Kind auf seine eigenen Erfahrungen angewiesen bleiben und sich jedes Kind diese eigenen Erfahrungen mit Hilfe seiner individuellen Ursprache merken. Es gäbe dann kein überliefertes Wissen. Man könnte das Kind nichts lehren. Es gibt aber ein Gedächtnis der Menschheit, das ist die überlieferte Sprache oder Weltanschauung, wie es in der Natur das andere Gedächtnis gibt, welches Vererbung heißt und unter anderem unseren Organismus bildet. Wie es Keimzellen gibt, aus welchen die Organismen sich so entwickeln, wie wir es von ihnen erwartet haben, so gibt es auch im Gehirn ererbte Anlagen, die sich — wie man zu sagen pflegt — gesetzmäßig entwickeln. Man stoße sich nicht an dem Worte "ererbte Anlagen". Es kann kein Zweifel sein, daß eine Kontinuation vorhanden ist, ein Gedächtnis dessen, was wir Materie nennen. Dazu kommt dann, daß offenbar in allen Menschenköpfen, veranlaßt durch die ererbte Ähnlichkeit der Zufallssinne, ein ähnliches Weltbild vorhanden ist. Es ist also in dem empfangenden Organ der Kinder etwas Gemeinsames, wie es etwas Gemeinsames gibt in dem Erfahrungsstoff der Lehrenden.