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Achtung

gehört zu den Wertgefühlen, mit denen sich die selbstbewußt aufstrebende neue Disziplin der Axiologie beschäftigt. Aber Achtung ist immer das Gefühl eines Wertes, den wir Personen oder doch menschlichen Äußerungen beilegen, also nicht nach einem objektiven Maßstabe, wie wir etwa ökonomische Werte messen. Achtung ist also ein Rückstand des alten, in der Idee längst aufgegebenen, in der Sprache und in der Moral nie aufgegebenen anthropozentrischen Standpunktes. Kant scheint diese Antinomie erkannt zu haben, als er (Metaphys. d. Sitten) sagte: »Der Gegenstand der Achtung ist lediglich das Gesetz und zwar dasjenige, das wir uns selbst und doch als an sich notwendig auferlegen. Als Gesetz (sic) sind wir ihm unterworfen, ohne die Selbstliebe zu befragen; als uns von uns selbst auferlegt, ist es doch eine Folge unseres Willens und hat in der ersten Rücksicht Analogie mit Furcht, in der zweiten mit Neigung.« Unmittelbar vorher sagt Kant freilich selbst: »Man könnte mir vorwerfen, als suchte ich hinter dem Worte Achtung nur Zuflucht in einem dunkelen Gefühle, anstatt durch einen Begriff der Vernunft deutliche Auskunft zu geben«. Sein höchstes allzu abstraktes Moralprinzip verrät sich an dieser Stelle wie überall. (Siehe Art.: Wertgefühle.)