9) Scheintod durch Blitz
9) Scheintod durch Blitz. Der Tod entsteht hier nicht durch Luftentziehung, nicht durch den luftleeren Raum, den der Blitz in dem Augenblick macht, auch nicht durch den erstickenden Schwefeldampf; denn der könnte so schnell nicht töten, — das Leben erlischt durch die heftige und plötzliche Erschütterung im Nervensystem, dessen Lebenstätigkeit mit dem elektrischen Fluidum Ähnlichkeit hat, es ist also ein Tod durch Überreizung; auch mag die große Entziehung der animalischen + oder — Elektrizität im Momente des einwirkenden Wetterstrahls oft die erste Ursache des schnellen Todes sein.
Zufälle. Plötzliches Aufhören aller Lebensäußerungen oder, wenn der Blitzstrahl schwach war, Betäubung. Zuweilen findet man wirkliche Verletzungen: kleine rote Streifen auf der Haut längs dem Körper, kleine Brandblasen, besonders da, wo eben ein Metallkörper war, z. B. am Fuß ein Nagel im Schuhe. Häufig findet man aber gar keine äußerliche Verletzung. —
Behandlung. Man entkleide den vom Blitz getroffenen Menschen, bringe ihn in die freie Luft, reibe ihn tüchtig mit wollenen Tüchern, noch besser mit Katzen- oder Fuchsfellen, bespritze ihn mit kaltem Wasser, Essig, Naphtha. Während dessen mache man eine wagrechte Grube in ein lockeres Erdreich, z. B. in ein umgegrabenes Beet, ein lockeres Stück Gartenland, Feldland etc. einen Fuß tief, worin der Körper ausgestreckt liegen kann; — man lege ihn nackt auf den Rücken in die Grube, bedecke ihn handhoch mit aufgeworfener Erde, jedoch so, dass das Gesicht frei bleibt. So lässt man ihn eine Zeitlang liegen, bespritzt das Gesicht aber öfters mit kaltem Wasser, reibt etwas Schwefel- oder Essig-Naphtha in die Nase und den Mund. Gewöhnlich zeigen sich, wenn noch ein Funken des Lebens übrig ist, die Lebensäußerungen nach ein bis drei Stunden. Alsdann flösse man dem Kranken etwas warmen Wein mit Melissentee, etwas Fleischbrühe mit Eidotter ein. Ist diese Zeit aber fruchtlos verflossen, so wende man die Elektrizität an. Zuerst leitet man einige gelinde elektrische Schläge auf die Finger und Arme, dann auf die Schultern und Füße, zuletzt auch wohl auf die Herzgrube (C. G. Kühn Anwendung der Elect. auf den menschlichen Körper, 1788. Bd. 2. S. 75 u. f.). In dieser Hinsicht würde es sehr verdienstlich sein, wenn die Herren Schullehrer sich in den Besitz eines Elektrophors setzten, welches weit weniger, als eine Elektrisiermaschine kostet, man sich selbst leicht verfertigen kann, und doch schon recht wirksam ist. Auch den Galvanismus kann man auf ähnliche Art anwenden, zumal in Verbindung mit der Akupunktur (s. oben S. 701 und Most, die Heilkräfte des Galvanism. etc. Lüneburg 1823).