Probe der Echtheit und Güte von Wein und anderen Getränken
Mit gleicher Genauigkeit und Gründlichkeit hat Krügelstein sich über die Güte und die Verfälschungen anderer Getränke ausgesprochen, wobei wir nur auf das Wichtigste aufmerksam machen können. Der Branntwein wird häufig mit Schwefelsäure verfälscht, welche, in Menge beigemischt, den Appetit und die Verdauungskraft schwächt. Durch salzsaure Schwererde ist der Betrug leicht zu entdecken. Für Blausäure im Branntwein ist das schwefelsaure Kupferoxyd ein sehr empfindliches Reagens. Scharfe Stoffe, z. B. spanischen Pfeffer im Branntwein entdeckt man durch das Abdampfen; den Kupfergehalt durch Ammonium u. s. w., vorzüglich durch eisenblausaures Kali; den Bleigehalt durch Hahnemanns Probe; den Alaun durch kohlensaures Kali. Reibt man den Branntwein zwischen den Händen, so erkennt man die Verschiedenheit desselben an seinem verschiedenen Geruch. Bei diesem Verreiben gibt der Kartoffelbranntwein viel seifigen Schaum, was der Kornbranntwein nicht tut. Verfasser schlägt auch die Untersuchung auf Fuselöl vor und gibt eine leicht zu befolgende Methode an. Leichter ist die Unterscheidung des echten Cognac, Arac und Rum von dem verfälschten.
Über die Echtheit und Güte des Weins, des Essigs, Ziders (auch des Branntweins und Biers) urteilt man am sichersten vor und aus dem Fass, und aus dem Bodensatz. Gewässerter Wein löscht den ungelöschten Kalk und prasselt, wenn er auf kochendes Öl gegossen wird. Die gewöhnlichste Verfälschung junger, weißer, saurer Weine ist die mit Bleizucker. Sie ist durch Hahnemanns Probe zu entdecken, worauf jedoch die Reduktion des Bleis vorgenommen werden muss. Dieselbe Weinprobe schlägt auch den Arsenik, der gewöhnlich erst mit den Wismut- und Schwefeleinschlägen in den Wein kommt, als Operment nieder. Den Kupfergehalt weist der Salmiak nach, den Eisengehalt der Geschmack und die Galläpfeltinktur, auch ein Aufguss von Teebou oder von roten Rosen, welche Mittel einen schwärzlichen Niederschlag bilden. Das Spießglanzoxyd wird durch Hahnemann’s Bleiprobe als Spießglanzgoldschwefel niedergeschlagen; der Sublimatgehalt durch ei Baryt ne polierte Kupferstange entdeckt, der Zusatz von Kreide u. dgl. verrät sich durch den Geschmack. Rotweine sind Verfälschungen mit Alaun und färbenden Stoffen ausgesetzt. Überschwefelung und Zusatz von Branntwein sind leicht zu erkennen. Den süßen Weinen setzt man häufig Honig, Zucker, Rosinen u. dgl. zu. Ähnliche Verfälschungen, wie die bisherigen, erleidet der Obstwein.
Schwachen Essig sucht man durch Seidelbastrinde, Capsicum annuum, Pfefferkörner, Bertramwurzel, Senf, Paradieskörner u. dgl. zu schärfen und durch Mineralsäuren saurer zu machen. Den Obstessig vom Weinessig zu unterscheiden, hat Orfila gelehrt; eine andere Methode schlägt Krügelstein vor. — Auch auf die Verfälschungen des Kaffees, der Schokolade und des Tees lenkt Verfasser die Aufmerksamkeit der Polizei. Gemahlener Kaffee, mit Zichorien vermischt, sinkt im Wasser unter, während der reine Kaffee schwimmt; im ersten Fall wird das Wasser gelb. Schokolade kann durch Arsenik, Kupfer, Sublimat und Blei vergiftet und durch trügerische Surrogate verfälscht werden. Auch soll sie mit Zinnober, rotem Quecksilberoxyd, mit Mennige und roter Ochererde versetzt worden sein. Dem Tee mischt man schon abgebrühte, wieder getrocknete und zusammengerollte, auch Eschen- und Schlehenblätter zu. Der Unterschied zwischen grünem und schwarzem Tee soll nicht wesentlich sein, sondern nur in der Verschiedenheit des Klimas, des Standorts, der Kultur, dem Alter der Blätter und der Art, sie zu trocknen, begründet sein, wie dieses Krügelstein behauptet. Die Schlehen- und andere Blätter werden durch Kampecheholz dem Tee ähnlich gemacht. Die Vergiftung des Tees mit kohlensaurem Kupferoxyd ist leicht zu ermitteln. Die Chinesen mischen eisenhaltigen Sand unter den Tee, der durch den Magnet bald gefunden wird.