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Sich zu überraschen wissen

316.

Sich zu überraschen wissen. — Wer sich selber sehen will, so wie er ist, muss es verstehen, sich selber zu überraschen, mit der Fackel in der Hand. Denn es steht mit dem Geistigen so, wie es mit dem Körperlichen steht: wer gewohnt ist, sich im Spiegel zu schauen, vergisst immer seine Hässlichkeit: erst durch den Maler bekommt er den Eindruck derselben wieder. Aber er gewöhnt sich auch an das Gemälde und vergisst seine Hässlichkeit zum zweiten Male. — Dies nach dem allgemeinen Gesetze, dass der Mensch das Unveränderlich-Hässliche nicht erträgt: es sei denn auf einen Augenblick; er vergisst es oder leugnet es in allen Fällen. — Die Moralisten müssen auf jenen „Augenblick“ rechnen, um ihre Wahrheiten vorbringen zu dürfen.