Choregraphie. (Tanzkunst) Die Kunst die Tänze durch Zeichen anzudeuten, so wie der Gesang durch Noten angedeutet wird. Wer einen Tanz völlig beschreiben wollte, der müsste folgende Dinge beschreiben. 1. Den Weg, den jeder Tänzer nimmt, welches die Figur genannt wird. 2. Die Glieder oder die Teile dieses Weges, die zu jedem Takt der Musik gehören. 3. Die kleineren Teile des Takts, nämlich, was in jeder Zeit und auf jede Note geschieht. 4. Die Stellungen der Füsse, der Ärme und des Leibes. 5. Die Bewegungen. Für alles dieses nun müssen Zeichen vorhanden sein.
Die Figur und auf derselben die Länge der Glieder zu zeichnen, hat nicht die geringste Schwierigkeit, weil man jeden Weg durch Linien bezeichnen kann. Damit man begreife, wie die übrigen Zeichen entstanden sind und wie sie alles, was notwendig ist ausdrucken, wollen wir folgendes bemerken. Die Elemente des Tanzes sind die Stellungen der Füsse, die Stellung der Ärme, die Bewegungen ohne Fortrücken, die Bewegungen mit Fortrücken oder die Schritte. Alles was dazu gehört, muss nicht nur können durch Zeichen angedeutet werden, sondern die Geschwindigkeit, in welcher die Bewegungen zu machen sind, muss noch über dem angemerkt sein. Für jedes dieser Elemente sind bestimmte Zeichen erfunden, aus deren Zusammenhang der ganze Tanz eben so verständlich wird als ein Tonstück dem Spieler durch die Noten wird.
Die Erfindung dieser Kunst ist nicht sehr alt und dennoch durch einige Ungewissheit verdunkelt. Die erste Veranlassung dazu scheint Thoinet Arbeau, ein Franzose, gegeben zu haben, der 1588 ein Werk unter dem Titel Orchesographie herausgegeben. Seine Erfindung bestand darin, dass er in dem, zu jedem Tanz gehörigen Tonstück, unter den Noten die Schritte anmerkte. Aber für die Figur und das übrige hatte er keine Zeichen. Diese Erfindung blieb also ungefähr ein ganzes Jahrhundert ungebraucht, bis Feuillet, ein Tanzmeister in Paris, seine Choregraphie herausgegeben, darin diese Kunst in ihrem völligen Licht erscheint.1 Dieser Tanzmeister eignet sich die ganze Erfindung derselben zu: andere aber geben ihm Schuld, er habe die Sache dem berühmten Tanzmeister Beauchamps durch einen gelehrten Diebstal entwendet.
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1 Der Titel des Buchs ist dieser: Chorégraphie ou l'art d'é crire la danse par caractères, figures & signes demonstratifs etc. par Mr. Feuillet, Maître de Danse. Die zweite Ausgabe ist von 1701.