1. Albert (Albertus Magnus)
Albert von Bollstädt, geboren zu Lauingen in Schwaben (1206-1280), studierte in Padua Philosophie und Medizin, wurde 1223 Dominikaner, 1254 Ordensprovinzial für Deutschland, lehrte vor allem in Köln, wo er auch 1280 starb, ward aber als berühmter Lehrer der Philosophie von seinem Orden auch nach vielen anderen Orten, namentlich nach Paris, geschickt. Seine für die damalige Zeit ungewöhnlichen Kenntnisse In der Chemie, Physik und besonders der Botanik ließen ihn seinen Zeitgenossen als den »Großen« erscheinen und brachten ihm die Benennung »Dr. universalis«, ja sogar den Ruf eines Zauberers ein. Jedoch Alberts Gelehrsamkeit ist größer als sein Scharfsinn. Seine Hauptbedeutung für die Geschichte der Philosophie besteht darin, dass er in erster Linie und am erfolgreichsten dem scholastischen Denken die aristotelische Wendung gab. Die philosophischen unter seinen 21 Folianten - in der neuen Ausgabe von Borgnet (Paris 1890-99) 38 Quartbände - füllenden Schriften bestehen denn auch zum größten Teil aus erweiternden Paraphrasen aristotelischer Schriften, unter Benutzung der arabisch-jüdischen Kommentatoren und Übersetzer, besonders des Avicenna und Maimonides. In natürlichen Dingen will er dem Aristoteles folgen, in Glaubenssachen mehr dem Augustin, in medizinischen dem Galen und Hippokrates.
Philosophische Fragen sollen philosophisch, theologische dagegen wie die der Dreieinigkeit, Menschwerdung, Schöpfung und Auferstehung, die von dem natürlichen Verstande nicht erfaßt werden können, theologisch behandelt werden. So tritt schon bei Albert die später wichtig gewordene Unterscheidung zwischen natürlicher (philosophischer) und theologischer Erkenntnis deutlich hervor. Die Universalienfrage beantwortete er ähnlich wie Avicenna. In der Ethik verficht er die Willensfreiheit. Dass er daneben auch mystischen bezw. neuplatonischen Gedankengängen zugänglich war, beweist die Schrift seines Alters De adhaerendo Deo; auch ihm gilt hier als das Höchste die völlige Hingabe an Gott, die in dem Anschauen desselben besteht.
Im übrigen verfolgen wir die Lehre Alberts nicht weiter, weil wir sie weit ausdrucksvoller, vielseitiger, zusammenhängender und mit bedeutender architektonischer Kunst ausgearbeitet finden bei seinem Lieblingsschüler Thomas von Aquino.