Aldegrever, Heinrich, auch Albert von Westfalen genannt, einer der besten unter den sogenannten kleinen Meistern, geb. 1502 zu Soest in Westfalen, bildete sich im Malen und Stechen unter Albrecht Dürer zu einem von dessen tüchtigeren Schülern, und kehrte nach Beendigung seiner Nürnberger Studien in seine Vaterstadt zurück, woselbst er 1562 starb. Aldegrever suchte sich die Darstellungsweise seines Meisters anzueignen, brachte es aber, trotz manchem trefflich Gedachten und schön Gefühlten, nicht über die manierierte Nachahmung der Schwächen Dürer's hinaus. Seine Zeichnung ist streng, oft kühn und grossartig, die Ausführung sauber und äußerst fleißig, doch hin und wieder zu trocken, die Gewandung dagegen zeigt die Falten zu gerade, schärfgebrochen und knitterig. Sein vorzüglichstes Bild ist die Darstellung des jüngsten Gerichts im Museum zu Berlin. Andere bemerkenswerte Gemälde von ihm sieht man zu Nürnberg: im Landauer Brüderhause, die drei Jünglinge im Feuerofen, zu München: in der Pinakothek, Szenen aus der Parabel vom barmherzigen Samariter und ein paar treffliche Porträts, zu Wien: in der k. k. Galerie, die Beschneidung, den h. Lucas, dem die h. Jungfrau erscheint, die Vertreibung aus dem Paradiese und ein schönes Bildnis in der Lichtenstem'schen Galerie. Auch werden ihm eine thronende Madonna in S. Severin zu Köln und vier Tafeln in der Sammlung des Herrn Essingh daselbst zugeschrieben. — Hauptsächlich beschäftigte sich Aldegrever mit dem Kupferstich, und Bartsch beschreibt 292 Blätter seiner Hand, die beinahe insgesammt den nämlichen Charakter wie seine Bilder tragen. Sie zeigen zwar eine gewandte effektvolle Behandlung, sind aber eben so wenig frei von Trockenheit, wie jene. Unter seine vorzüglichsten und gesuchtesten Blätter, die in Darstellungen der biblischen und Profangeschichte, Allegorien, Bildnissen, Verzierungen, auch einigen leichtfertigen Bildern bestehen, gehören: Herzog Wilhelm von Lüttich, der Wiedertäuferkönig Johann von Lerden, Bernh. Knipperdolling, Ph. Melanchton, Martin Luther, die Geschichte Susannens, sein eigenes Bildnis, Bacchanalien, die Taten des Herkules, die Tugenden und Laster* u.s.w. u.s.w.
Literatur. Sandrart, Deutsche. Akademie der Bau-, Bild- und Malerkünste. — Fiorillo, Gesch. der zeichn. Künste in Deutschland. — Kugler, Handb. der Geschichte der Malerei. — Heimecken, Dictionnaire des artistes. — Bartsch, le Peintre-graveur. — Heller, Lexikon der vorz. Kupferstecher u.s.w.
* Abgebildet in den Denkmälern der Kunst. Atlas zu Kuglers Handb. d. Kunstgesch. Taf. 88 A, Fig. 7.