Francesco Albani

Albani, Francesco, geb. zu Bologna im J. 1578, erhielt mit Guido Reni seinen ersten Unterricht bei Calvart, trat jedoch später mit jenem in die, in großem Ansehen stehende Schule der Carracci, die beide Jünglinge erst im J. 1611 wieder verließen, um Annibale Carracci nach Rom zu folgen, wo ihr gegenseitiger Wetteifer, der sie schon zu Bologna in öffentlichen Arbeiten einander zu überbieten beseelt hatte, bei aller fortgesetzter Achtung vor ihren beiderseitigen künstlerischen Leistungen, in lebenslängliche Feindschaft überging.

In Rom entfaltete Albani eine grossartige Tätigkeit. Nicht nur übernahm er für den kränklichen Annibale, dem er schon bei seinen Gemälden im Palazzo Borghese hilfreiche Hand geleistet, die Malereien einer Kapelle in S. Jacopo de' Spagnuoli nach des ersteren Zeichnungen, malte er ferner in S. Maria della Pace mehrere Altarbilder, führte er die anmutigen Fresken im Palazzo Verospi (jetzt Torlonia) und die vielgerühmten „vier Elemente" (gest. von Baudet) für die Galerie-Borghese aus, sondern er fertigte hier überhaupt während seines langen Lebens und dasigen Aufenthalts eine erstaunlich grosse Anzahl von Bildern, die er zum Teil öfters wiederholen musste. Hochbetagt starb er 1660.

Albani liebte vorzugsweise die Darstellung von Liebesgöttinnen, Amoretten, Grazien, Nymphen im munteren Tanze, im scherzhaften Spiele, im Glänze eines wolkenlosen Himmels, im grünen Schmuck der Bäume, in der Pracht blumendurchwirkter Fluren. In solchen Bildern, mit denen sich seine Phantasie und sein Pinsel wetteifernd gerne beschäftigten und die er zu graziösen Idyllen im Geiste seiner Zeit zusammendichtete, erscheint er höchst anziehend; nur wo er nach Grazie hascht, was freilich beinahe so oft, als die Gleichförmigkeit in seinen Gesichtsbildungen wiederkehrt, wird er geziert und manieriert. Seine Vorliebe für Kindergestalten geht auch auf seine manierfreieren Kirchengemälde über, in denen liebliche Engelchen die Amoretten auf seinen mythologischen Darstellungen ersetzen müssen. Eine seiner anmutigsten Kompositionen ist das auf dem Kreuz schlafende Christuskind. — Albani's Bilder haben eine warme, blühende Färbung, zeigen eine weiche, zarte Behandlung und eine in allen Teilen durchgeführte Harmonie. Er gehört jedenfalls unter die tüchtigsten Künstler, die man zu den Eklektikern zählt. — Albami bildete zu Bologna und Rom verschiedene Schüler. Die vorzüglichsten waren: Giov. Batt. Mola, Pier. Franc. Mola, Carlo Cignani und Andrea Sacchi.

Die vielen Werke, die Albani schuf, sind teils in verschiedenen Kirchen Italiens zerstreut, teils in beinahe allen Galerien und größeren Privatsammlungen Europa's zu finden. So sieht man außer dem obengenannten: im Berliner Museum acht Bilder, Maria, Christus, die Heiligem Petrus, Johannes u. s. w. darstellend; in Bologna: viele Bilder in mehreren Kirchen, in einigen Palästen und eine treffliche Maria auf dem Throne in der Pinakothek; in der Galerie zu Dresden: elf Gemälde, worunter Venus, Diana, Galathea u.s.w. und einen Amorinentanz, der zu den besten Erzeugnissen des Meisters in diesem Genre gerechnet wird; in England: verschiedene Bilder.in Bmrleighouse, Chiswick, Holkham, London; zu Florenz: im Palazzo Pitti und in der Galerie der Ufficien eine Auferstehung Christi und«ine heilige Familie, ferner Darstellungen der Venus, Europa u. s. w. und das selbst gemalte Porträt des Meisters; in Madrid: eine Toilette der Venus; in der Galerie zu Mailand: einen Raub der Proserpina; in München: in der Pinakothek Venus und Adonis, Diana und Aktäon, und in der Leuchtenbergischen Galerie eine sehr schöne Entführung der Europa; zu Paris: im Louvre 22 Bilder, worunter Liebesgeschichten der Venus und des Adonis (gest. v. Steph. Baudet), Apollo, Aktäon und andere mythologische Darstellungen, ferner acht Bilder aus der.heil. Geschichte; in St. Petersburg: in der Eremitage, eine Taufe Christi; in Rom: außer verschiedenen Gemälden in Kirchen, im Pal. Colonna eine Entführung der Europa; in Sanssouci: eine Toilette der Venus; in Turin: eine Wiederholung der „vier Elemente", Salmacis und Hermaphrodit; zu Wien: in der Lichtenstein'schen Sammlung eine Venus, Galathea u.s.w. — Auch ein höchst seltenes, aber mittelmäßiges radiertes Blatt: Dido auf dem Scheiterhaufen darstellend, wird Albani zugeschrieben. Im „Museo Fiorintino" befindet sich ein Stich nach seinem Selbstporträt in der Galerie der Ufficien zu Florenz.

 

Literatur. Malvasia, Felsina Pitrice. Vite de' pittori Bologn. Bol. 1678. — Passeri. Vite de' pittori, scultori e architetti — Lanzi, Gesch. der Malerei in Italien. — Fiorillo, Gesch. der Malerei in Italien. — Kugler, Handb. der Gesch. der Mal.

Kupferwerke. Denkmäler der Kunst. Atlas zu Kuglers Handb. der Kunstgesch. Taf 94, Fig. 4. Picturae Franc. Albani in aede Verospio. Rom 1704. — Landon, Vie et oeuvres des peintres les plus celebres.


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