Alberti, Leo Battista, aus einer berühmten alten Familie 1398 zu Florenz geboren, in Kunst und Wissenschaft gleich ausgezeichnet, gehörte zu den bedeutendsten und begabtesten Männern, die je gelebt. Er war ein vortrefflicher Musiker und brachte es in der Tonkunst, ohne Lehrer, zu solcher Vollkommenheit, dass selbst Männer vom Fach sich Rats bei ihm erholten; ein nicht minder glänzendes Talent entfaltete er als Dichter, wie er durch eine lateinische Komödie, die wegen der Schönheit der Sprache für ein Werk des Altertums gehalten und gedruckt wurde, und mehrere Lustspiele in italienischer Sprache bewies; von dem klassischen Altertum hatte er eine so vollständige Kenntnis, dass selbst Gelehrte sich von ihm die alten Dichter, z. B. Virgil's Aeneis erklären ließen, und seinen vielseitig gebildeten Geist und tiefes Eindringen in Philosophie und Mathematik beurkunden seine noch vorhandenen wissenschaftlichen Abhandlungen in beiden Disziplinen. Ferner malte er Porträts und historische Bilder, erfand eine Art Camera optica, einen Guckkasten mit beweglichen Bildern, und eine treffliche Vorrichtung, das Modell in Punkte zu setzen; er schrieb drei für ihre Zeit ausgezeichnete Werke über die Architektur, Skulptur und Malerei und war überhaupt auf künstlerischem, wie auf wissenschaftlichem Gebiete gleich umfassend und folgenreich tätig, so dass er ebensowohl der Literatur- als der Kunstgeschichte beigezählt werden kann. Hauptsächlich aber war er ein gelehrter Baukünstler, der in seinen Werken die italienische Baukunst auf den Prinzipien der antiken in der ganzen Eigentümlichkeit ihrer Formen und deren Kombinationen wiederherzustellen suchte und deshalb als Mitbegründer des modernen Baustyls betrachtet. wird. Auf solche Art baute er in Florenz die beiden Paläste Rucellai, den Chor von S. Annunziata, die Fassade von S. Maria novella, und sein Hauptwerk S. Francesco zu Rimini,* die erste Kirche Italiens, an welcher der germanische Stil gänzlich wieder verlassen und der der altrömischen Architektur auf die neuen Bedürfnisse angewandt erscheint; auch die Kirchen S. Andrea und S. Sebastiano zu Mantua wurden nach seinen Zeichnungen ausgeführt. Von Papst Nicolaus V. und Paul II. zu Entwürfen, Verbesserungen und Wiederherstellungen öffentlicher Gebäude nach Rom berufen, starb er daselbst 1472. Von seinen Schriften wurde sein Hauptwerk: „De re aedificatoria," welches das Resultat seiner gelehrten Studien und Theorien, so wie viele vortreffliche technische Unterweisungen enthält, zuerst 1485 gedruckt, und, 1546 zu Venedig, 1550 zu Florenz in's Italienische übersetzt, herausgegeben. Seine Abhandlung „De pictura," das erste Lehrgebäude, das über die Malerei erschien, wurde lateinisch 1540 zu Basel, italienisch 1547 zu Venedig und 1568 zu Florenz gedruckt. Sein Traktat „Della Statua" erschien mit den ändern beiden Werken zusammengedruckt, von Bartoli herausgegeben zu Bologna 1782. Außer diesen Werken sind noch eine Menge von Schriften von ihm bekannt; so z. B. drei Bücher „Opuscoli morali, ein ital. Dialog über Moral: „Theogenio" betitelt, ein Buch „Della famiglia", die philosophische Abhandlung „Quaestiones Camaldulenses," sein moralisches Traktat „Della tranquilita dell' animo" u.s.w. Das Verzeichniss sämtlicher Schriften findet man in obiger Gesamtausgabe seiner drei Hauptwerke.
Literatur. Vasari, Leben der ausgez. Maler, Bildh. und Baumeister. — Muratori. Rerum italicarum scriptores. Mediol. 1723 — Kugler, Handb. der Kunstgeschichte. — Buhl, Künstlerbriefe. Berlin 1853.
* Abgeb. in den Denkm. der Kunst. Atlas zu Kuglers Handb. d. Kunstgesch. Taf. 64, Fig. 1, Taf. 87, 1—4.