Correggio
- Frühwerk
Antonio Allegri wurde im J. 1494 zu Correggio, einem Städtchen im Modenesischen geboren. Sein Vater, ein Kaufmann, hieß Pellegrino Allegri, mit dem Beinamen Domano, seine Mutter Bernardina Piazzoli, genannt degli Aromani; doch unterschrieb er sich meistens, wohl aus Scherz und Humor, Lieto, ein Wort, das mit dem Namen Allegri in soferne verwandt ist, als es, wie dieser, in's Deutsche übersetzt, heiter oder vergnügt bedeutet. Seinen ersten Unterricht in der Kunst erhielt er durch seinen Oheim Lorenzo Allegri und einen mittelmäßigen Maler seiner Vaterstadt, Antonio Bartolotti (gest. 1527); später soll er ein Schüler des Francesco Bianchi Ferrari zu Modena gewesen sein, sich auch unter der Leitung seines Freundes, des modenesischen Bildhauers Begarelli der Bildhauerkunst gewidmet haben. Die Sage schreibt ihm daher die eigenhändige Ausführung der drei schönsten (allerdings in seinem Stil behandelten) Figuren einer Kreuzabnahme dieses Künstlers in terra cotta, für die Kirche S. Cecilia in Modena bestellt, (nun in S. Agostino) zu. In den wissenschaftlichen Fächern genoss er, nachdem sein Geist dafür herangereift war, die Unterweisung des berühmten Arztes und Professors Lombardi. Aus dieser ersten Zeit seiner frühentwickelten Künstlerschaft sollen einige Gemälde, eine Gefangennehmung Christi mit dem Jüngling, der fliehend den Mantel fallen lässt (derzeit in England befindlich), eine Madonna mit dem Kinde und Johannes, ferner ein Packpferd und ein Packesel mit ihren zwei Treibern, ein Bild, das Correggio als Wirtshausschild gemalt (in der Gemäldesammlung des Marquis von Stafford in Yorkhouse), herrühren. Der im Jahre 1511 in Correggio ausgebrochenen Pest zu entfliehen, begab sich Allegri nach Mantua, wo das Studium der Werke des Andrea Mantegna und Beispiel und Lehre seines Sohnes, des Francesco Mantegna, seine künstlerische Ausbildung mächtig förderten. 1513 wieder in seine Vaterstadt zurückgekehrt, malte er ein Altarbild mit vier lebensgrossen Figuren, Petrus, Margaretha, Magdalena und Antonius von Padua (gegenwärtig in der Sammlung des Lord Ashburton zu London), ein Bild noch ganz in der streng kirchlichen Weise des Meisters, und ein Bildnis (in der Dresdner Galerie), das den Arzt des Künstlers, Dr. Grillenzoni, nach Pungileoni aber den bereits erwähnten Lombardi vorstellen soll. Aus dem J. 1514 datiert sich eines der herrlichsten Jugendwerke des Meisters, ein Altarbild, ursprünglich für das Franziskanerkloster zu Carpi um die Summe von 100 Dukaten in Gold oder Zecchinen gemalt, jetzt unter dem Namen des heil. Franciscus, auch wohl des heil. Antonius bekannt (in der Dresdner Galerie), Madonna auf dem Throne, zur Linken Franciscus und Antonius von Padua, rechts Johannes der Täufer und die h. Katharina (gest. v. F. Lutz). Aus diesem Bilde, das in dem engen Gefält, wie in den Verkürzungen, den Einfluss des Andrea Mantegna, in der Anordnung, in den Köpfen und ändern Teilen den des Bianchi Ferrari erkennen lässt, in der Malerei aber bereits eine grosse Weichheit und einen ausserordentlichen Schmelz entfaltet, strahlt noch ganz die schwärmerisch begeisterte Gefühlsweise der Meister des 15. Jahrhunderts, insbesondere, wie sie der, von den Werken Perugino's angeregte Francia nach der Lombardei verpflanzte, durch, allein sie gelangt darin aber auch in Correggio zum Abschluss. Werke einer weitern fortgeschrittenen Entwicklung sind: eine Ruhe auf der Flucht nach Ägypten, auf dem der heil. Joseph dem Kinde einen Palmzweig abbricht und der heil. Franziscus anbetend zur Seite kniet, vom Kavalier Murani für die Kapelle seiner Familie in der Kirche S. Francesco zu Correggio bestellt (jetzt in der Tribüne der Ufficien zu Florenz), und das große Bild der Kreuztragung (in der Galerie von Parma), in welchem Correggio die hohe Macht des Geistes über das Leiden, die über den höchsten Schmerz siegende Heiterkeit der Seele, mit ergreifender Wahrheit und unwiderstehlichem Reize darstellte. Im J. 1516 führte er für das Oratorium S. Maria seiner Vaterstadt einige Bilder, worunter einen Johannes, den Täufer, aus; auch soll er um dieselbe Zeit seinen Christus zwischen Engeln auf dem Himmelsbogen thronend und die Menschen zu den Freuden des Paradieses einladend (ein Bild, das man in der vatikanischen Galerie zu besitzen glaubt, dessen Echtheit jedoch bestritten wird), gemalt haben. Aus dem J. 1517 stammt das im Auftrag eines Melchior Fassi gemalte Bild einer heil. Martha, mit dem h. Petrus, Leonhard und der Maria Magdalena. Dieses Bild soll er ausgeführt haben, nachdem er zuvor in S. Giovanni zu Bologna Raphael's h. Cäcilie (nunmehr m der dortigen Pinakothek) gesehen und vor demselben den bekannten Ausruf: "Anch'io son pittore" getan; auch vird versichert, dass dasselbe in der Komposition eine Ähnlichkeit mit jenem habe. Endlich entstand noch in demselben Jahre eine Pietà für die Kirche in Albinea.