Allunno, Niccolò, gebürtig aus Fuligno, kann als der Meister betrachtet werden, in dessen Werken die ersten Grundzüge.liegen, aus denen sich die umbrische Schule zu jenem nur ihr eigenen Typus, dem Ausdruck fleckenloser Seelenreinheit und schwärmerischer, hingebender Sehnsucht nach dem Himmlischen herausbildete. Seinen Bildern kleben allerdings noch alle die formalen Mängel der Zeit an. Er war ohne geniale Erfindungsgabe, die Energie des Ausdrucks streift hie und da an die Karikatur und Darstellungen des Leidens werden nicht selten etwas zu grell und übertrieben; allein er wusste seinen Gestalten, insbesondere seinen Frauen- und Engelsköpfen, eine ungemeine Zartheit, Anmut und Gefühlsinnigkeit, Schönheit und Reinheit den männlichen, den Charakter von Ernst und Würde neben schwärmerischer Hingebung zu verleihen. Sein ältestes bekanntes Werk, eine Madonna mit Engeln und Heiligen über dem Hauptaltar der Franziskanerkirche zu Diurta, stammt aus dem Jahre 1458, und um 1460 finden wir ihn in Fuligno, wo er sich eine feste Werkstätte gegründet und nun eine sehr große Tätigkeit entfaltete. Von seinen vielen, namentlich in der ankonitanischen Mark zerstreuten, sämtlich in Tempera gemalten Bildern führen wir als besonders bemerkenswert an: eine Bruderschaftsfahne in S Antonio zu Diurta, ein Bild in der Brera zu Mailand (vom J. 1465), eine Verkündigung in S. Maria nuova zu Perugia (vom J. 1466), eine Madonna auf dem Throne zu Montelpare (1466), eine Bruderschaftsfahne mit der Jahrsz. 1468 bei H. Modestini in Assissi; Altarwerke in der Kirche des Kastells von S. Severino (1468), in S. Francesco zu Gualdo (1471) und in einem Nonnenkloster zu Aquila (1475); eine Madonna auf dem Throne mit Verkündigung im Hospital zu Arcevia (1482); eine Madonna im Museum zu Berlin; ein reiches Altarwerk in der Sakristei der Hauptkirche zu Nocera (eines der besten Werke des Meisters mit der Inschrift: Hopus Nicolai Fulginatis 1483); ein Altarbild in der Hauptkirche S. Francesco in Serra-Petrona (1491); von dem Altar der Augustinerkirche S. Niccolo zu Fuligno (vom J. 1492) befinden sich nur die Tafeln daselbst, die Staffel mit 6 Bildchen in einem Rahmen ist im Louvre zu Paris; von dem Altarbild des Domes von Assissi sind wie von seinen Fresken in S. Maria fuori la porta zu Fuligno nur noch Bruchstücke erhalten. Das letzte bekannte Werk des Meisters ist der Altar vor S. Angelo in la Bastia hei Perugia vom Jahr 1499.
Literatur. Vasari, Leben der ausgez. Maler, Bildh. und Baum. — Kugler, Handb. der Gesch. der Mal. Rumohr, Italienische Forschungen. — Dr.Gaye, Kunstblatt, Jahrgang 1837. — Waagen, Kunstwerke und Künstler in Paris.