Becerra, Gaspar, Bildhauer, Maler und Baumeister, geb. 1520 zu Baeza, gest. 1570 zu Madrid, kam frühzeitig nach Italien und bildete sich dort nach den Werken Raphaels, unter Michelangelo und Vasari, dem er bei seinen Arbeiten in den Sälen der Cancellaria half, insbesondere aber nach Daniel da Volterra, dessen Darstellungsweise er sich vollkommen aneignete. Im Jahr 1556 kehrte er nach Spanien zurück, wurde hier von König Philipp II. im Alcazar und im Pardo vielfach verwendet, 1562 zum Hofbildhauer und 1563 zum königl. Maler ernannt. Als Maler schmückte er den Audienzsaal des königl. Palastes zu Madrid und, unter Beihilfe des Bergamasco, auch das königl. Kabinet mit Fresken aus der Mythologie, führte für el Pardo eine Medusa, Andromeda und Perseus aus und malte für mehrere Kirchen zu Madrid, Valladolid u.s.w. Bilder aus der heiligen Geschichte. Als Bildhauer fertigte er namentlich eine Menge Altäre für verschiedene Kirchen zu Madrid, Huete, Valladolid, Astorga, Bribiseca u.s.w., in denen er meistens alle drei Künste, die er ausübte, vereinigte. Die interessantesten Skulpturarbeiten von ihm sind: eine Auferstehung der Toten in der Kapelle des heil. Bernhard in der Kirche La Seu zu Saragossa; mehrere Kruzifixe in S. Geronimo zu Zamora, in der Kathedrale zu Granada und in der Collegiatkirche zu Medina del Campo, und sein gerühmtestes Werk: eine für die Königin Isahella in Holz geschnitzte Statue der Mutter Gottes. — Becerra entwarf auch die anatomischen Zeichnungen für das 1554 von Dr. Valverda zu Rom herausgegebene Werk, das seit dieser Zeit in Spanien Malern, Bildhauern und Chirurgen zum Studium diente. Er komponierte mit Geschmack, zeichnete sehr korrekt und kann mit Berruguete unter die ersten spanischen Künstler gezählt werden, welche die Richtung und den Stil der großen Meister Raphael und Michelangelo in jener reineren volleren Entfaltung der Form nach Spanien verpflanzten.
Literatur, Bermudez, Diccionario historico de los mas illustres professores de las bellas artes in Espana.