Nicolaas Berchem, Berghem

Berchem, Nicolaas, gewöhnlich Berghem geschrieben, — einen Beinamen, den er erhalten haben soll, als er, von seinem Vater verfolgt, der ihn wegen eines Vergehens züchtigen wollte, zu seinem, ihm sehr wohl wollenden Lehrer van Goyen geflüchtet und von diesem mit den seinen Mitschülern zugerufenen Worten: „Berg hem", d.h. „verbergt ihn!", in Schutz genommen worden — geb. 1624 zu Haarlem, gest. daselbst 1683, der Sohn eines mittelmäßigen Malers, Pieter Klaasze, war ein ausgezeichneter Maler und Kupferätzer. Als seine Lehrer werden genannt: sein Vater, der oben genannte Jan van Goyen, Klaas Moyaert, Pieter Fransz. de Grebber, Jan Wils (dessen Tochter er später heiratete) und namentlich Jan Baptist Weenix. Von seinen Lebensumständen ist wenig, ihn als Künstler näher Charakterisierendes bekannt; nur soviel weiß man, dass er unermüdlich tätig gewesen, wovon indessen seine zahlreichen noch vorhandenen Werke das beste Zeugnis ablegen, und meistens auf dem Lande in dem Schlosse Benthem gewohnt. Doch scheint er auch Italien besucht zu haben, wie insbesondere aus der Wahl seiner Formen, die meistens jener südlichen Natur, seltener seiner Heimath entnommen sind, und dem idealen Stile seiner Landschaften zu schließen sein dürfte.

Berghem als einer der Hauptrepräsentanten jener Gattung von Hirtenbildern, die, in nächster Beziehung zu der in jener Zeit so sehr beliebten bukolischen Poesie, ruhige mehr oder minder ideale Zustände, den Einklang des Natur- und Menschenlebens in einer durch den kunstreichen Glanz und Duft der Landschaften, insbesondere der Lüfte, erhöhten Stimmung schildern, ist der Theokrit der niederländischen Maler genannt worden, und er hat auch im Genre der Idyllen, welche meistens den Mittelpunkt seiner landschaftlichen Darstellungen bilden, mit überraschender Vielseitigkeit des Talents, die verschiedenartigsten Gegenstände zu behandeln gewußt. Denn bald sind es Hirtinnen, die ihre Herden neben Ruinen weiden, Vieh durch oder an das Wasser treiben, oder mit sonstigen ländlichen Arbeiten: Melken, Waschen, Flachsrösten, Spinnen beschäftigt sind; bald Hirten, den Geschäften des Ackerbau's obliegend oder sich mit ihren Geliebten und Frauen den Vergnügungen des Landlebens beim Schall der Flöte hingebend; bald Reisende, in unwirtbarer Gegend mit Gefahren kämpfend, oder zur Herberge einkehrend; bald Jäger und Jagdzüge, bald Personen der höheren Poesie oder des alten Testaments, der Mythologie oder Geschichte, welche sieh in seinen reichpoetischen, namentlich im Duft der Feine unübertrefflichen Landschaften bewegen. Auch pflegte er nicht selten sogenannte Jahres- und Tageszeiten, oder Ansichten bestimmter Gegenden zu malen. Alle diese Darstellungen zeichnen sich durch die Einfachheit und Grosse der Auffassung, die Poesie der Erfindung und Beleuchtung, durch das malerische Gefühl für Anordnung und den reichen Wechsel der Formen und Gruppierungen, sowohl im Landschaftlichen als Figürlichen, durch das Leben und die Grazie seiner menschlichen Gestalten, und der mit ihnen zusammengruppierte Tiere aus. Mit diesen Vorzügen verbinden seine Bilder eine äußerst kräftige, helle und durchsichtige, meist war besonders geschickt in der Nachahmung berühmter Meister, namentlich seines Lehrers.


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