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xiv

„Ich bin eben nicht geistreich, Nastasja Filippowna, daher schwatze ich unnützes Zeug!“ rief Ferdyschtschenko und schickte sich an zu erzählen. „Wäre ich so geistreich wie Afanassij Iwanowitsch oder Iwan Petrowitsch, so würde ich heute wie diese beiden Herren schweigend dasitzen. Gestatten Sie eine Frage, Fürst: wie denken Sie darüber? Ich bin der Meinung, daß es auf der Welt weit mehr Diebe gibt als Leute, die keine Diebe sind, und daß es keinen so ehrenhaften Menschen gibt, der nicht wenigstens einmal in seinem Leben etwas gestohlen hätte. Das ist meine Anschauung, aus der ich übrigens keineswegs den Schluß ziehe, daß alle ohne Ausnahme Diebe sind, obwohl ich wirklich manchmal die größte Lust hätte, das daraus zu folgern. Wie denken Sie darüber?“

„Pfui, wie dumm Sie reden“, rief Darja Alexejewna, „und was ist das für Unsinn! Es ist undenkbar, daß alle Menschen etwas gestohlen haben sollten; ich habe nie etwas gestohlen.“

„Sie haben nie etwas gestohlen, Darja Alexejewna, aber was wird der Fürst sagen, der auf einmal ganz rot geworden ist?“

„Es scheint mir, daß Sie recht haben, aber stark übertreiben“, versetzte der Fürst, der tatsächlich aus nicht recht ersichtlichem Grunde errötet war.

„Und Sie selbst, Fürst, haben nichts gestohlen?“

„Pfui, wie lächerlich das alles ist! Bedenken Sie, Herr Ferdyschtschenko, was Sie da reden!“ mischte sich der General ein.

„Die Sache ist einfach die: nun es soweit ist, schämen Sie sich zu erzählen, und darum wollen Sie den Fürsten mit sich zusammenkuppeln, um so mehr, als er so dienstfertig ist“, schalt Darja Alexejewna.

„Ferdyschtschenko, entweder erzählen Sie, oder schweigen Sie, und beschränken Sie Ihre Menschenkenntnis auf Ihre eigene Person! Sie erschöpfen die größte Geduld“, sagte Nastasja Filippowna in scharfem, ärgerlichem Ton.

„Sofort, Nastasja Filippowna! Wenn sogar der Fürst es eingestanden hat (denn ich bleibe dabei: der Fürst hat es so gut wie eingestanden), was würde dann erst ein anderer (ich nenne keinen Namen) sagen, vorausgesetzt, daß er die Wahrheit reden will? Was nun mich betrifft, so habe ich eigentlich nichts weiter zu erzählen, die Sache ist sehr einfach, sehr dumm und sehr häßlich. Aber ich gebe Ihnen die Versicherung, daß ich kein Dieb bin; ich habe gestohlen, ohne zu wissen, wie ich dazu gekommen bin. Es war vor zwei Jahren, in der Sommerfrische bei Semjon Iwanowitsch Ischtschenko, an einem Sonntag. Es waren bei ihm Gäste zum Mittagessen. Nach Tisch blieben die Herren beim Wein zusammen sitzen. Da kam mir der Gedanke, sein Töchterchen, Fräulein Marja Semjonowna, zu bitten, ob sie uns nicht etwas auf dem Klavier vorspielen wolle. Ich gehe durch ein Eckzimmer, und da liegt auf Marja Iwanownas Nähtisch ein grüner Dreirubelschein; sie hatte ihn herausgelegt, um ihn zu irgendeinem Zweck in der Wirtschaft auszugeben. Im Zimmer war kein Mensch. Ich nahm den Schein und steckte ihn in die Tasche; warum ich das tat, weiß ich nicht. Es ist mir unverständlich, was über mich gekommen war. Aber ich kehrte so schnell wie möglich zurück und setzte mich wieder an den Tisch. Ich saß nun in ziemlich starker Aufregung da und wartete, schwatzte ohne Unterlaß, erzählte Anekdoten und lachte; dann setzte ich mich zu den Damen. Nach etwa einer halben Stunde wurde die Banknote vermißt, und man begann die Dienstmädchen danach zu fragen. Der Verdacht fiel auf eine von ihnen, Darja. Ich bekundete ein lebhaftes Interesse und starke Teilnahme, und ich weiß noch, als Darja ganz fassungslos war, da redete ich ihr sogar zu, sie möchte ihre Schuld eingestehen, indem ich mich ihr gegenüber mit meinem Kopf für Marja Iwanownas gütige Nachsicht verbürgte, und das alles sagte ich laut vor aller Ohren. Alle wohnten dieser Szene bei, und ich empfand ein besonderes Vergnügen bei dem Gedanken, daß ich da Moral predigte und die Banknote in meiner Tasche steckte. Diese drei Rubel vertrank ich gleich am selben Abend in einem Restaurant. Ich ging hinein und ließ mir eine Flasche Lafitte geben; ich hatte vorher nie so bloß eine Flasche Wein getrunken, ohne etwas dazu zu essen; es lag mir daran, das Geld möglichst schnell auszugeben. Besondere Gewissensbisse habe ich weder damals noch später verspürt. Ein zweites Mal würde ich das aller Wahrscheinlichkeit nach nicht wieder tun; Sie können mir das glauben oder nicht, ganz wie Sie wollen, ich habe kein Interesse daran. Na, das ist die ganze Geschichte.“

„Aber das ist gewiß noch nicht Ihre schlechteste Handlung“, sagte Darja Alexejewna voll Abscheu.

„Das ist eine seelische Verirrung, keine Handlung“, bemerkte Afanassij Iwanowitsch.

„Und was geschah mit dem Dienstmädchen?“ fragte Nastasja Filippowna, ohne ihren hochgradigen Ekel zu verbergen.

„Das Dienstmädchen wurde natürlich gleich am andern Tag weggejagt. In jenem Hause wurde streng auf Ordnung gehalten.“

„Und Sie haben das zugelassen?“

„Na, das ist nett! Ich hätte wohl hingehen und mich angeben sollen?“ kicherte Ferdyschtschenko, der übrigens durch den sehr unangenehmen Eindruck, den seine Erzählung bei allen hervorgerufen hatte, einigermaßen überrascht war.

„Wie schmutzig das ist!“ rief Nastasja Filippowna.

„Pah, Sie wollen von jemand seine häßlichste Handlung hören und verlangen dabei, daß sie rein und sauber sein soll! Die häßlichen Handlungen sind immer sehr schmutzig, Nastasja Filippowna, das werden wir sofort von Iwan Petrowitsch hören. Viele solcher Handlungen glänzen ja freilich nach außen und möchten als Tugend erscheinen, weil der Betreffende eine eigene Equipage hat. Gar mancher hat eine eigene Equipage, aber mit welchen Mitteln …“

Kurz gesagt, Ferdyschtschenko vermochte sich nicht zu beherrschen und wurde plötzlich boshaft, so daß er sich vergaß und das Maß überschritt; sogar sein Gesicht verzerrte sich ganz. Wie seltsam es auch scheinen mag, so mochte er doch eine ganz andere Wirkung von seiner Erzählung erwartet haben. Solche „Verstöße“ gegen den guten Ton und solche „eigenartige Prahlsucht“, wie Tozkij das genannt hatte, kamen bei ihm recht oft vor und lagen durchaus in seinem Charakter.

Nastasja Filippowna bebte ordentlich vor Zorn und blickte Ferdyschtschenko unverwandt an; dieser wurde sofort ängstlich und verstummte, ja es überlief ihn geradezu ein kalter Schauer; er merkte, daß er zu weit gegangen war.

„Wollen wir nicht lieber ganz damit aufhören?“ fragte Afanassij Iwanowitsch schlau.

„Ich bin an der Reihe, aber ich mache von dem Recht auf Dispensation Gebrauch und werde nicht erzählen“, erklärte Ptizyn in entschiedenem Ton.

„Sie wollen nicht?“

„Ich kann nicht, Nastasja Filippowna, und ich halte überhaupt ein solches Gesellschaftsspiel für ein Ding der Unmöglichkeit.“

„Dann kommen ja wohl Sie dran, General“, wandte sich Nastasja Filippowna an diesen. „Sollten auch Sie sich weigern, dann wird auch aus unserem ganzen weiteren Spiel nichts werden, und das würde mir leid tun, da ich beabsichtige, zum Schluß etwas aus meinem eigenen Leben mitzuteilen, es aber erst nach Ihnen und Afanassij Iwanowitsch tun will, weil sie beide mir Mut machen müssen“, schloß sie lachend.

„Oh, wenn Sie versprechen, sich ebenfalls zu beteiligen“, rief der General eifrig, „dann bin ich bereit, Ihnen meinetwegen meine ganze Lebensgeschichte vorzutragen, aber ich muß bekennen, ich habe in der Erwartung, daß ich an die Reihe kommen würde, mir bereits ein Geschichtchen zurechtgelegt …“

„Schon allein aus der Miene Seiner Exzellenz kann man entnehmen, mit welcher Autorenfreude er sein Geschichtchen ausgearbeitet hat“, erlaubte sich der immer noch etwas verlegene Ferdyschtschenko mit boshaftem Lächeln zu bemerken.

Nastasja Filippowna warf dem General einen flüchtigen Blick zu und lächelte ebenfalls vor sich hin. Aber es war deutlich, daß ihre Verstimmung und Gereiztheit immer mehr wuchs. Afanassij Iwanowitsch bekam einen gewaltigen Schreck, als er sie eine Erzählung in Aussicht stellen hörte.

„Meine Herrschaften, wie jedem Menschen, ist es auch mir in meinem Leben vorgekommen, daß ich nicht sehr löbliche Handlungen begangen habe“, begann der General, „seltsamerweise aber halte ich selbst das kurze Geschichtchen, das ich Ihnen jetzt erzählen werde, für die häßlichste Handlung meines ganzen Lebens. Dabei sind seitdem fast fünfunddreißig Jahre vergangen, aber ich habe mich, sooft ich daran denke, nie von einer gewissen, sozusagen beißenden Empfindung im Herzen freimachen können. Die Sache war übrigens im höchsten Grade dumm: ich war damals eben erst Fähnrich geworden und hatte einen schweren Dienst. Na, nun weiß man ja: so ein Fähnrich hat heißes Blut und wenig Moneten. Ich hatte damals einen Burschen, Nikifor hieß er, der sehr eifrig für meine Wirtschaft sorgte: er hielt die Groschen zusammen, nähte, striegelte, putzte und stahl sogar von überallher zusammen, was er kriegen konnte, um meinen Haushalt über Wasser zu halten; er war der treueste, redlichste Mensch, den man sich nur denken kann. Ich war gegen ihn natürlich streng, aber gerecht. Es traf sich, daß wir eine Zeitlang in einem kleinen Städtchen in Garnison lagen und ich mein Quartier in einer Vorstadt bei der Witwe eines verabschiedeten Leutnants hatte, einer alten Frau von achtzig Jahren, oder wenigstens war sie nahe daran. Sie hatte ein elendes, baufälliges Holzhäuschen und konnte sich bei ihrer Armut nicht einmal Bedienung halten. Besonders merkwürdig war an ihr, daß sie früher einmal eine große Familie und zahlreiche Verwandte gehabt hatte, aber die einen waren im Laufe ihres langen Lebens gestorben, andere weggezogen, wieder andere hatten die alte Frau vergessen, und ihren Mann hatte sie vor etwa fünfundvierzig Jahren begraben. Einige Jahre vorher, ehe ich dort in Quartier lag, hatte noch eine Nichte bei ihr gewohnt, eine buckelige Person, wie ich hörte, und böse wie eine Hexe, so daß sie sogar einmal die alte Frau in den Finger gebissen hatte; aber auch die war gestorben, und nun stand die Alte schon drei Jahre lang mutterseelenallein in der Welt. Ich langweilte mich bei ihr schrecklich, denn sie war so einfältig, daß nie ein Wort aus ihr herauszubekommen war. Schließlich stahl sie mir einen Hahn. Die Sache ist noch bis auf den heutigen Tag dunkel, aber es konnte niemand als sie gewesen sein. Um des Hahnes willen verzankten wir uns, und zwar gründlich, und da kam es mir sehr erwünscht, daß man mich gleich auf mein erstes Gesuch hin in ein anderes Quartier verlegte, in die entgegengesetzte Vorstadt, zu einem Kaufmann, der eine sehr zahlreiche Familie und einen gewaltigen Bart hatte, wie ich mich jetzt noch erinnere. Ich und Nikifor zogen mit Freuden um, die Alte blieb in mißvergnügter Stimmung zurück. Es vergingen etwa drei Tage, da komme ich einmal vom Exerzieren zurück, und Nikifor sagt zu mir: ‚Wir hätten unsere Terrine nicht bei der früheren Wirtin zurücklassen sollen, Euer Wohlgeboren, ich weiß jetzt nicht, worin ich die Suppe auftragen soll.‘ Ich war natürlich höchst verwundert: ‚Wie geht das zu? Wie ist das gekommen, daß unsere Terrine bei der Wirtin geblieben ist?‘ Erstaunt berichtete mir Nikifor weiter, die Wirtin habe ihm bei unserem Auszug unsere Terrine nicht herausgegeben, mit der Begründung, sie wolle, da ich ihr ihren eigenen Topf zerbrochen hätte, nun für ihren Topf unsere Terrine behalten, und ich hätte ihr das selbst vorgeschlagen. Über eine solche Gemeinheit von ihrer Seite geriet ich natürlich außer mir, das Fähnrichsblut kam in Wallung; ich sprang auf und lief zu ihr hin. Als ich zu der Alten hinkam, kochte ich sozusagen vor Wut; ich sehe mich um, und da sitzt sie ganz allein auf dem Flur in einer Ecke, als ob sie sich vor der Sonne versteckt hätte, die eine Wange auf die Hand gestützt. Nun, wissen Sie, da ließ ich denn gleich einen ganzen Hagel von Scheltworten auf sie niederprasseln: ‚Du bist ja‘, sagte ich, ‚eine …‘ und so weiter und so weiter, wissen Sie, so in echt russischer Art. Wie ich sie aber so anblicke, kommt es mir sonderbar vor: sie sitzt da, das Gesicht mir zugewendet, die Augen weit geöffnet, und antwortet kein Wort und sieht so sonderbar, ganz sonderbar aus und nickt, wie es scheint, mit dem Kopfe. Ich schweige schließlich still, sehe sie an, frage sie, bekomme aber keine Antwort. Ich stand noch ein Weilchen unschlüssig da, die Fliegen summten, die Sonne war im Untergehen, es herrschte tiefe Stille; ganz verwirrt ging ich endlich fort. Ich war noch nicht nach Hause gelangt, da wurde ich zum Major befohlen; dann mußte ich zur Kompanie gehen, so daß ich erst spät am Abend nach Hause zurückkehrte. Das erste, was Nikifor zu mir sagte, war: ‚Wissen Sie schon, Euer Wohlgeboren, unsere frühere Wirtin ist gestorben.‘ — ‚Wann denn?‘ — ‚Heute abend, so vor anderthalb Stunden.‘ Also war sie gerade zu der Zeit verschieden, als ich sie ausschimpfte. Das machte einen solchen Eindruck auf mich, kann ich Ihnen sagen, daß ich kaum meiner Sinne mächtig war. Wissen Sie, ich mußte fortwährend daran denken, selbst in der Nacht träumte ich davon. Ich bin ja wahrhaftig nicht abergläubisch, aber ich ging doch am dritten Tag in die Kirche zu ihrer Beerdigung. Kurz, je weiter dieses Ereignis in die Vergangenheit zurückrückt, um so mehr muß ich daran denken. Und manchmal, wenn ich es mir so vergegenwärtige, wird mir ganz unwohl. Der Hauptpunkt ist: was lag da vor, nach der Art, wie ich mir die Sache schließlich zurechtlegte? Erstens, es war eine Frau, sozusagen ein menschliches Wesen, und man redet ja in unserer Zeit soviel von Humanität; sie hatte lange, sehr lange gelebt, schließlich war sie müde und matt geworden. Sie hatte früher einmal Kinder, einen Mann, eine Familie, Verwandte gehabt, alles hatte sozusagen um sie gewimmelt, alle hatten sie sozusagen angelächelt — und auf einmal eine völlige Leere, alles in die vier Winde zerstoben, und sie war allein geblieben wie … wie eine von Ewigkeit her verfluchte Fliege. Und nun endlich setzt Gott ihrem Leben ein Ende. Mit dem Untergang der Sonne an einem stillen Sommerabend geht auch meine Alte dahin, gewiß nicht ohne erbauliche Gedanken, und gerade in diesem Augenblick stellt ein junger, hitziger Fähnrich, statt ihr sozusagen mit einer Träne das Geleit zu geben, sich schräg vor sie hin, stemmt die Arme in die Seiten und überschüttet sie bei ihrem Dahinscheiden wegen einer ihm genommenen Terrine mit einer Flut der derbsten russischen Schimpfworte! Ohne Zweifel habe ich mich da schuldig gemacht, und obwohl ich jetzt so lange nachher infolge der vielen seitdem vergangenen Jahre und der in meinem Charakter vorgegangenen Veränderungen jene Handlung wie die eines Fremden betrachte, so tut es mir doch immer noch leid. Das kommt mir — ich wiederhole es — sogar seltsam vor, denn wenn ich auch schuldig bin, so ist doch meine Schuld nicht übergroß: warum mußte es ihr auch gerade in dem Augenblick in den Sinn kommen zu sterben? Selbstverständlich gibt es nur eine Entschuldigung: meine Handlung war vom psychologischen Standpunkt aus erklärlich, aber doch konnte ich mich nicht eher beruhigen, als bis ich vor etwa fünfzehn Jahren die Einrichtung traf, daß ständig zwei kranke alte Frauen auf meine Kosten im Armenhaus unterhalten und ihnen so durch anständige Verpflegung ihre letzten Tage auf dieser Erde freundlicher gestaltet werden sollten. Und ich gedenke diese Einrichtung durch Stiftung eines Kapitals zu einer dauernden zu machen. Nun also, das ist alles. Ich wiederhole, daß ich vielleicht sonst noch viel Übles in meinem Leben begangen habe, aber diese Handlung halte ich, wie ich auf mein Gewissen versichere, für die häßlichste meines ganzen Lebens.“

„Und statt der häßlichsten haben Euer Exzellenz eine der besten Handlungen Ihres Lebens erzählt; Sie haben Ferdyschtschenko geprellt!“ bemerkte Ferdyschtschenko.

„Wirklich, General, ich hätte nicht gedacht, daß Sie ein so gutes Herz hätten, es ist ordentlich schade!“ sagte Nastasja Filippowna in lässigem Ton.

„Schade? Wieso?“ fragte der General mit freundlichem Lachen und trank nicht ohne Selbstgefälligkeit von seinem Champagner.

Aber nun war die Reihe an Afanassij Iwanowitsch, der sich ebenfalls vorbereitet hatte. Alle sahen voraus, daß er sich nicht wie Iwan Petrowitsch weigern würde, erwarteten aus gewissen Gründen seine Erzählung mit besonderer Neugier und blickten zugleich Nastasja Filippowna forschend an. In einer sehr würdevollen Weise, die durchaus zu seinem stattlichen Äußern paßte, begann Afanassij Iwanowitsch mit leiser, freundlicher Stimme eines seiner „netten Geschichtchen“. (Beiläufig sei folgendes bemerkt: er war eine ansehnliche Erscheinung, stattlich, hochgewachsen, etwas kahlköpfig, mit leicht angegrautem Haar, ziemlich wohlbeleibt, mit weichen, roten, etwas herabhängenden Backen und falschen Zähnen. Er trug bequeme, elegante Kleider und wundervolle Wäsche. Seine fleischigen, weißen Hände anzusehen, war ein Genuß. Am Zeigefinger der rechten Hand steckte ein kostbarer Brillantring.) Nastasja Filippowna betrachtete während seiner ganzen Erzählung unverwandt den Spitzenbesatz an ihrem Ärmel und zupfte daran mit zwei Fingern der linken Hand, so daß sie den Erzähler auch nicht einen Augenblick anblickte.

„Was mir meine Aufgabe am meisten erleichtert“, begann Afanassij Iwanowitsch, „das ist die unbedingte Verpflichtung, nichts anderes zu erzählen als die schlechteste Handlung meines ganzen Lebens. In einem solchen Falle ist selbstverständlich kein Schwanken möglich: das Gewissen und das Gedächtnis geben einem ohne weiteres ein, was man zu erzählen hat. Ich bekenne mit tiefem Schmerz, daß unter all den vielleicht zahllosen leichtfertigen und unbedachten Handlungen meines Lebens eine ist, die in meinem Gedächtnis einen außerordentlich peinlichen Eindruck hinterlassen hat. Die Sache begab sich vor ungefähr zwanzig Jahren; ich befand mich damals auf dem Lande zu Besuch bei Platon Ordynzew. Er war soeben zum Adelsmarschall gewählt worden und mit seiner jungen Frau auf sein Gut gefahren, um dort die Winterfeiertage zu verleben. In dieselbe Zeit fiel auch gerade Anfissa Alexejewnas Geburtstag, und so sollten denn zwei Bälle gegeben werden. Damals war der entzückende Roman des jüngeren Dumas ‚La dame aux camélias‘1 außerordentlich Mode und hatte eben angefangen, in der vornehmen Welt Aufsehen zu erregen, ein Geisteswerk, das meines Erachtens weder dazu bestimmt ist, jemals zu vergehen noch zu altern. In der Provinz waren alle Damen davon begeistert, wenigstens diejenigen, die das Buch gelesen hatten. Der Reiz der Erzählung, die eigenartige Stellung der Hauptperson, diese verlockende Welt, die aufs feinste analysiert wird, und endlich all diese bezaubernden Details, die durch das ganze Buch verstreut sind (zum Beispiel die Bemerkung darüber, unter welchen Umständen man Sträuße aus weißen und roten Kamelien abwechselnd verwendet), mit einem Wort all diese entzückenden Einzelheiten und das alles zusammen machten eine ganz gewaltige Sensation. Kamelien wurden außerordentlich Mode. Jedermann wollte Kamelien haben, jedermann suchte welche zu bekommen. Nun frage ich Sie: war es wohl möglich, viele Kamelien in einer Kreisstadt aufzutreiben, wenn alle Leute welche für die Bälle beschaffen wollten, auch wenn die Bälle nicht sehr zahlreich waren? Petja Worchowskoi, der arme Kerl, war damals in heißer Liebe zu Anfissa Alexejewna entbrannt. Ich weiß wirklich nicht, ob zwischen den beiden irgendein Verhältnis bestand, ich meine, ob er irgendwelche ernstlichen Hoffnungen hegen durfte. Der arme Mensch verlor fast den Verstand, um zum Ballabend für Anfissa Alexejewna Kamelien zu beschaffen. Die Gräfin Sozkaja aus Petersburg, die bei der Frau des Gouverneurs zu Besuch war, und Sofja Bespalowa wollten, wie bekannt geworden war, mit Sträußen aus weißen Kamelien kommen. Anfissa Alexejewna wünschte sich, um einen besonderen Effekt hervorzubringen, rote. Der arme Platon wurde beinah zu Tode gehetzt, wie das den Ehemännern bekanntlich so geht; er hatte ihr hoch und heilig geschworen, ihr einen Strauß zu verschaffen; aber was geschah? Am Tage vor dem Ball schnappte die Mytischtschewa, Katerina Alexandrowna, die in allen Dingen Anfissa Alexejewnas furchtbare Rivalin war und mit ihr auf höchst gespanntem Fuß lebte, ihr die Blumen weg. Natürlich folgten Weinkrämpfe, Ohnmacht. Platon war ganz zu Boden geschmettert. Man begreift: wenn Petja es auf irgendeine Weise fertigbekommen hätte, in diesem kritischen Augenblick einen Strauß zu beschaffen, so wären seine Belange dadurch natürlich sehr wesentlich gefördert worden; die Dankbarkeit einer Frau kennt in solchen Fällen keine Grenzen. Er läuft umher wie ein Besessener, aber es war eben ein Ding der Unmöglichkeit, absolut nichts zu machen! Auf einmal treffe ich ihn am Tage vor dem Geburtstag und Ball um elf Uhr abends bei Marja Petrowna Subkowa, einer Gutsnachbarin Ordynzews. Er strahlt. ‚Was ist mit dir?‘ — ‚Ich habe welche gefunden! Heureka!‘ — ‚Na, Bruder, das setzt mich in Erstaunen! Wo denn? Wie denn?‘ — ‚In Jekschaisk‘ (das war ein kleines Städtchen, zwanzig Werst entfernt, es lag nicht in unserm Kreis), ‚da ist so ein bärtiger, reicher Kaufmann, namens Trepalow, der wohnt da mit seiner alten Frau, und statt der Kinder haben sie lauter Kanarienvögel. Die beiden sind große Blumenfreunde; der hat Kamelien.‘– ‚Aber ich bitte dich, das ist doch eine sehr unsichere Sache; wenn er sie nun nicht hergibt?‘ — ‚Ich werde auf die Knie fallen und mich vor seinen Füßen so lange umherwälzen, bis er sie mir gibt, ohne die Blumen weiche ich nicht vom Platze!‘ — ‚Wann fährst du denn?‘ — ‚Morgen ganz früh, um fünf Uhr.‘ — ‚Na, viel Glück!‘ Ich freute mich sehr für ihn, wissen Sie; ich kehrte zu Ordynzew zurück; es war schon zwei Uhr, aber die Geschichte ging mir gar nicht aus dem Kopf, wissen Sie. Ich wollte mich schon schlafen legen, da kommt mir plötzlich ein ganz origineller Gedanke! Ich schleiche mich unverzüglich in die Küche und wecke den Kutscher Sawelij: ‚Fünfzehn Rubel, wenn du in einer halben Stunde angespannt hast!‘ In einer halben Stunde steht natürlich der Schlitten vor der Tür; Anfissa Alexejewna hatte, wie mir gesagt wurde, Migräne, sie fieberte und phantasierte. Ich steige ein und fahre los. Um fünf Uhr war ich in Jekschaisk in der Herberge; ich wartete, bis es hell wurde, und begab mich dann sofort um sieben Uhr zu Trepalow. ‚Soundso, hast du Kamelien? Väterchen, teuerster Wohltäter, hilf mir, rette mich, ich verbeuge mich vor dir bis zum Erdboden!‘ Er war, wie ich sah, ein hochgewachsener, grauhaariger, finsterer alter Mann; ein furchtbar strenges Gesicht machte er. ‚Nein, nein, unter keinen Umständen, das tu ich nicht!‘ Ich warf mich ihm batz! zu Füßen! Lang auf dem Boden streckte ich mich aus! ‚Was tun Sie, mein Verehrtester, was tun Sie da?‘ rief er erschrocken. — ‚Es handelt sich hier um ein Menschenleben!‘ schrie ich. — ‚Wenn's so ist, dann nehmen Sie sie in Gottes Namen!‘ Da schnitt ich mir also rote Kamelien ab! Wundervolle, zauberhafte Blumen, er hatte ein ganzes kleines Treibhaus voll. Der Alte seufzte schwer dabei. Ich nehme hundert Rubel heraus. ‚Nein, bester Herr, Sie werden mich doch nicht so kränken wollen.‘ — ‚Nun, wenn's so steht, Verehrtester, so nehmen Sie diese hundert Rubel für das hiesige Krankenhaus zur Verbesserung der Unterkunft und Verpflegung!‘ — ‚Das ist etwas anderes, lieber Herr!‘ sagte er. ‚Das ist ein gutes, edles, gottgefälliges Werk; ich werde das Geld in Ihrem Namen abliefern.‘ Wissen Sie, er gefiel mir wirklich, dieser alte Russe, sozusagen ein Stockrusse, de la vraie souche. Ganz entzückt, daß es mir so gut gelungen war, machte ich mich sogleich auf den Heimweg; wir fuhren in einem Bogen zurück, um Petja nicht zu begegnen. Als ich ankam, gab ich die Blumen ab, damit sie der Hausfrau gleich bei ihrem Erwachen überreicht würden. Sie können sich ihr Entzücken, ihre Dankbarkeit, ihre Tränen der Dankbarkeit vorstellen! Platon, der tags zuvor noch tiefunglücklich und halbtot gewesen war, Platon schluchzte nun an meiner Brust. So geht es ja leider allen Ehemännern seit der Erschaffung … der legitimen Ehe! Ich habe nichts weiter hinzuzufügen, als daß die Aussichten des armen Petja durch diesen Vorfall völlig zerstört waren. Ich dachte anfangs, er würde mich umbringen, sowie er den Hergang erführe, und traf für die Begegnung mit ihm schon alle Vorkehrungen, aber die Sache entwickelte sich in einer Weise, die ich nicht erwartet hatte: er fällt in Ohnmacht, am Abend phantasiert er, am nächsten Morgen hohes Fieber, er heult wie ein kleines Kind, bekommt Krämpfe. Als er einen Monat darauf wiederhergestellt war, ließ er sich nach dem Kaukasus versetzen; es wurde ein richtiger Roman! Schließlich fiel er auf der Krim. Damals war noch sein Bruder Stepan Worchowskoi Kommandeur des Regiments und zeichnete sich als solcher aus. Ich muß gestehen, ich habe noch viele Jahre nachher Gewissensbisse verspürt: warum, zu welchem Zweck habe ich so schlecht an ihm gehandelt? Wenn ich damals selbst verliebt gewesen wäre! Aber so war es einfach ein dummer Streich, um einer Dame ein bißchen den Hof zu machen, weiter nichts. Und hätte ich ihm diesen Strauß nicht weggefischt, wer weiß, der Mensch lebte vielleicht heute noch und wäre glücklich und hätte es zu etwas gebracht und wäre nie auf den Gedanken gekommen, gegen die Türken zu ziehen.“

Afanassij Iwanowitsch hörte jetzt mit derselben ruhigen Würde auf zu sprechen, mit der er seine Erzählung begonnen hatte.

Man bemerkte, daß, als Afanassij Iwanowitsch schwieg, Nastasja Filippownas Augen in einer ganz besonderen Weise zu funkeln und sogar ihre Lippen zu zittern anfingen. Alle blickten die beiden gespannt an.

„Sie haben Ferdyschtschenko geprellt! Nein, wie haben Sie mich geprellt! Das ist zu arg!“ rief Ferdyschtschenko weinerlich, da er sich sagte, daß er jetzt eine Bemerkung machen könne und müsse.

„Warum verstehen Sie Ihre Sache nicht besser? Lernen Sie jetzt von klugen Leuten!“ versetzte ihm Darja Alexejewna in triumphierendem Ton. Sie war eine alte, treue Freundin Tozkijs und stand immer auf seiner Seite.

„Sie haben recht, Afanassij Iwanowitsch, dieses Gesellschaftsspiel ist sehr langweilig, und wir müssen es so schnell wie möglich abbrechen“, sagte Nastasja Filippowna wegwerfend. „Ich werde nun noch selbst erzählen, was ich versprochen habe, und dann wollen wir Karten spielen.“

„Aber vorher noch vor allen Dingen die versprochene Geschichte!“ stimmte ihr der General eifrig bei.

„Fürst“, wandte Nastasja Filippowna sich plötzlich in scharfem Ton an Myschkin, „meine alten Freunde hier, der General und Afanassij Iwanowitsch, wollen mich immer verheiraten. Sagen Sie mir, wie Sie darüber denken: soll ich heiraten oder nicht? Was Sie sagen, werde ich tun.“

Afanassij Iwanowitsch wurde blaß, der General erstarrte, alle rissen die Augen auf und streckten die Köpfe vor. Ganja stand wie angewurzelt auf seinem Platz.

„Mit … mit wem?“ fragte der Fürst mit fast versagender Stimme.

„Mit Gawrila Ardalionowitsch Iwolgin“, fuhr Nastasja Filippowna scharf, bestimmt und deutlich wie vorher fort.

Es vergingen einige Sekunden des Schweigens; es schien, daß der Fürst mit aller Anstrengung zu reden versuchte, aber kein Wort herausbekam, als lastete ein furchtbarer Druck auf seiner Brust.

„N-nein … heiraten Sie ihn nicht!“ flüsterte er endlich, er konnte nur mühsam atmen.

„So soll es auch sein! Gawrila Ardalionowitsch!“ wandte sie sich herrisch und gleichsam triumphierend an diesen, „haben Sie gehört, welche Entscheidung der Fürst gefällt hat? Nun, darin liegt zugleich auch meine Antwort; so soll denn diese Sache ein für allemal erledigt sein!“

„Nastasja Filippowna!“ sagte Afanassij Iwanowitsch mit zitternder Stimme.

„Nastasja Filippowna!“ rief auch der General in bittendem, aber erregtem Ton.

Alle waren in Bewegung und Unruhe geraten.

„Aber meine Herrschaften“, fuhr sie fort, indem sie ihre Gäste anscheinend sehr erstaunt ansah, „warum regen Sie sich denn so auf? Und was machen Sie alle für Gesichter?“

„Aber … erinnern Sie sich doch, Nastasja Filippowna“, murmelte Tozkij stotternd, „Sie haben uns doch das Versprechen gegeben … ganz freiwillig … und hätten doch auch etwas rücksichtsvoller verfahren können … Es fällt mir schwer und … gewiß, ich bin verwirrt, aber … Mit einem Worte, jetzt in diesem Augenblick und in Gegenwart … in Gegenwart so vieler Leute, und alles das so … eine so ernste Sache durch ein Gesellschaftsspiel zu entscheiden, eine Sache, bei der es um die Ehre und das Herz geht … von der so viel abhängt …“

„Ich verstehe Sie nicht, Afanassij Iwanowitsch, Sie sind wirklich ganz verwirrt. Erstens, was soll das heißen: ‚in Gegenwart so vieler Leute‘? Befinden wir uns etwa nicht in einem schönen, vertrauten Kreise? Und warum sagen Sie: ‚durch ein Gesellschaftsspiel‘? Ich beabsichtigte allerdings, auch meinerseits einen Beitrag zu liefern; das habe ich getan, war er etwa nicht hübsch? Und warum meinen Sie, daß es mir nicht ernst sei? Ist denn das nicht ernst? Sie haben gehört, daß ich zum Fürsten sagte: ‚Was Sie sagen werden, das werde ich tun.‘ Hätte er nun ja gesagt, so hätte ich sofort meine Einwilligung gegeben, aber er hat nein gesagt, und daher habe ich mich geweigert; ist denn das etwa nicht ernst? Mein ganzes Leben hing hier an einem Haar; was kann es Ernsteres geben?“

„Aber der Fürst! Was hat der Fürst damit zu tun? Was ist denn schließlich überhaupt dieser Fürst?“ murmelte der General, der kaum mehr imstande war, seinen Unwillen darüber zu verbergen, daß dem Fürsten in einer sogar kränkenden Weise eine solche Autorität zuerkannt wurde.

„Der Fürst ist für mich insofern von Wert, als er in meinem ganzen Leben der erste Mensch ist, dem ich wegen seiner aufrichtigen Ergebenheit habe Vertrauen schenken können. Er hat auf den ersten Blick an mich geglaubt, und ich glaube ihm.“

„Es bleibt mir nur übrig, Nastasja Filippowna für das außerordentliche Zartgefühl zu danken, mit dem sie mich behandelt hat“, sagte Ganja endlich; er war ganz blaß, seine Stimme zitterte, seine Lippen verzogen sich krampfhaft. „Sie hat natürlich durchaus richtig gehandelt … Aber … der Fürst … der Fürst wird dabei wohl …“

„Er wird dabei wohl nach den fünfundsiebzigtausend Rubeln trachten, nicht wahr?“ unterbrach ihn Nastasja Filippowna. „Das wollten Sie doch sagen? Bestreiten Sie es nicht, das wollten Sie sicherlich sagen! Afanassij Iwanowitsch, ich vergaß hinzuzufügen: behalten Sie die fünfundsiebzigtausend Rubel, und erfahren Sie, daß ich Sie umsonst freilasse! Lassen wir es jetzt genug sein! Sie müssen doch auch endlich wieder frei atmen! Neun Jahre und drei Monate! Morgen beginnt für mich ein neues Leben, aber heute bin ich Geburtstagskind und meine eigene Herrin, zum erstenmal in meinem ganzen Leben! General, nehmen auch Sie Ihren Perlenschmuck zurück; schenken Sie ihn Ihrer Gemahlin, da ist er. Und morgen verlasse ich diese Wohnung für immer. Ich werde hier keine Abendgesellschaften mehr geben, meine Herren!“

Nach diesen Worten erhob sie sich plötzlich, wie wenn sie weggehen wollte.

„Nastasja Filippowna! Nastasja Filippowna!“ ertönte es von allen Seiten. Alle waren in größter Aufregung und sprangen von ihren Plätzen auf, alle umringten sie, alle horchten mit Unruhe auf die abgerissenen, fieberhaften, leidenschaftlichen Sätze, die sie hervorstieß, alle hatten das Gefühl, daß da etwas nicht in Ordnung war, niemand vermochte daraus klug zu werden, niemand konnte die Sache begreifen. In diesem Augenblick ertönte plötzlich ein starkes, lautes Klingeln, genau wie einige Stunden vorher in Ganjas Wohnung.

„A-a-ah! Da kommt die Entscheidung! Endlich! Um halb zwölf!“ rief Nastasja Filippowna. „Ich bitte Sie, Platz zu nehmen, meine Herren, das ist die Entscheidung!“

Nachdem sie das gesagt hatte, setzte sie sich selbst hin. Ein seltsames Lächeln zitterte auf ihren Lippen. Sie saß schweigend da, in fieberhafter Erwartung, und blickte nach der Tür.

„Es ist Rogoshin mit den hunderttausend Rubeln, kein Zweifel!“ murmelte Ptizyn vor sich hin.


  1. Die Kameliendame (frz.)