Verdrängung von Männern


Fassen wir die eine Tatsache, daß die Maschinerie die Arbeit des erwachsenen männlichen Arbeiters mehr und mehr verdrängt, etwas näher ins Auge. Die Arbeit an den Maschinen, sowohl beim Spinnen als Weben, besteht hauptsächlich im Zusammenknüpfen gebrochener Fäden, da sonst die Maschine alles tut; diese Arbeit erfordert keine Kraft, aber größere Gelenkigkeit der Finger. Männer sind dazu also nicht nur unnötig, sondern wegen der stärkeren Muskel- und Knochenentwicklung ihrer Hände sogar weniger geeignet als Weiber und Kinder und so natürlicherweise fast ganz von dieser Art Arbeit verdrängt. Je mehr also die Tätigkeit der Arme, die Kraftanstrengung, durch Einführung von Maschinen auf die Wasser- oder Dampfkraft geworfen wird, desto weniger Männer brauchen beschäftigt zu werden - und da Weiber und Kinder ohnehin billiger und, wie gesagt, in diesen Arbeitszweigen besser als Männer arbeiten, so werden sie beschäftigt. In den Spinnereien findet man bei den Throstles nur Weiber und Mädchen, bei den Mules einen Spinner, einen erwachsenen Mann (der bei den self-actors wegfällt) und mehrere Piecer zum Anknüpfen der Fäden, meist Kinder oder Weiber, zuweilen junge Männer von 18 bis 20 Jahren, hie und da einen alten, brotlos gewordenen Spinner.6) Bei den mechanischen Webstühlen arbeiten meist Weiber von 15 bis 20 Jahren und drüber, auch einige Männer, die aber selten über ihr einundzwanzigstes Jahr bei dieser Beschäftigung bleiben. An den Vorspinnmaschinen findet man ebenfalls nur Weiber, allenfalls einige Männer zum Schärfen und Reinigen der Kardiermaschinen. Außer allen diesen beschäftigen die Fabriken eine Anzahl Kinder zum Aufnehmen und Aufsetzen der Spulen (doffers) und einige erwachsene Männer als Aufseher in den Zimmern, einen Mechaniker und einen Maschinisten für die Dampfmaschine, auch wohl Schreiner, Portier etc. Die eigentliche Arbeit aber wird von Weibern und Kindern getan. Die Fabrikanten leugnen auch dies, und haben im vorigen Jahre bedeutende Tabellen veröffentlicht, welche beweisen sollten, daß die Maschinen die Männer nicht verdrängten. Aus diesen Tabellen geht hervor, daß von allen Fabrikarbeitern etwas über die Hälfte (52 Prozent) weiblichen und etwa 48 Prozent männlichen Geschlechts, und daß von diesen Arbeitern mehr als die Hälfte über 18 Jahre alt waren. Soweit ganz gut. Die Herren Fabrikanten hüteten sich aber wohl, uns zu sagen, wie viele der Erwachsenen männlichen und wie viele weiblichen Geschlechts waren. Das ist aber eben der Punkt. Ohnehin haben sie offenbar Mechaniker, Schreiner und alle erwachsenen Männer, die irgendwie mit ihren Fabriken im Zusammhange standen, vielleicht gar Schreiber usw. mitgezählt, und doch haben sie nicht den Mut, den ganzen Tatbestand auszusprechen. Diese Angaben wimmeln überhaupt von Falschheiten und verdrehten, schiefen Auffassungen, Durchschnittsberechnungen, die für den Unkundigen viel, für den Kundigen nichts beweisen, von Verheimlichungen gerade der wichtigsten Punkte und beweisen nur die selbstsüchtige Verblendung und Unredlichkeit dieser Fabrikanten. Wir wollen der Rede, mit der Lord Ashley am 15. März 1844 im Unterhause die Zehnstunden-Motion machte, einige Angaben über das Verhältnis der Alter und Geschlechter entnehmen, die von den Fabrikanten, deren Data sich ohnehin nur auf einen Teil der englischen Fabrikindustrie beziehen, nicht widerlegt worden sind. Von den 419 590 Fabrikarbeitern des britischen Reichs (1839) waren 192 887, also beinahe die Hälfte, unter 18 Jahren, und 242 296 weiblichen Geschlechts, von denen 112 192 unter 18 Jahren waren. Sonach bleiben 80 695 männliche Arbeiter unter 18 Jahren und 95 599 männliche erwachsene Arbeiter oder 23 Prozent, also kein volles Viertel der ganzen Zahl. In den Baumwollfabriken waren 56 1/4, in den Wollenfabriken 69 1/2, Seidenfabriken 70 1/2, Flachsspinnereien 70 1/2 Prozent sämtlicher Arbeiter weiblichen Geschlechts. Diese Zahlen reichen hin, um die Verdrängung männlicher erwachsener Arbeiter nachzuweisen. Man braucht aber auch nur in die erste beste Fabrik zu gehen, um dies bestätigt sehen.

 

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6) "Der Stand der Dinge in Beziehung auf Arbeitslohn ist augenblicklich sehr verdreht in einigen Zweigen der Baumwollfabrikation in Lancashire; es gibt Hunderte von jungen Männern, zwischen 20 und 30 Jahren, die als Piecer und sonst beschäftigt sind und nicht mehr als 8 oder 9 Shilling wöchentlich erhalten, während unter demselben Dach Kinder von 13 Jahren 5 sh. und junge Mädchen zwischen 16 und 20 Jahren 10 bis 12 sh. wöchentlich verdienen." Bericht des Fabrikinsp. L. Horner, Oktober 1844.


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