Moralische Folgen der Zusammendrängung vieler Weiber in den Fabriken
Das ist alles aber noch das wenigste. Die moralischen Folgen der Arbeit von Weibern in Fabriken sind noch viel schlimmer. Die Vereinigung beider Geschlechter und aller Alter in einem Arbeitssaale, die unvermeidliche Annäherung zwischen ihnen, die Anhäufung von Leuten, denen weder intellektuelle noch sittliche Bildung gegeben worden ist, auf einem engen Raume ist eben nicht geeignet, von günstigen Folgen für die Entwicklung des weiblichen Charakters zu sein. Der Fabrikant kann, selbst wenn er darauf sieht, nur dann einschreiten, wenn wirklich einmal etwas Skandalöses passiert; die dauernde, weniger auffallende Einwirkung lockerer Charaktere auf die moralischeren und namentlich die jüngeren kann er nicht erfahren, also auch nicht verhüten. Diese Einwirkung ist aber gerade die schädlichste. Die Sprache, die in den Fabriken geführt wird, ist den Fabrikkommissären von 1833 von vielen Seiten als "unanständig", "schlecht", "schmutzig" usw. geschildert worden (Cowell, evid. p. 35, 37, und an vielen andern Stellen). Die Sache ist dieselbe im kleinen, wie wir sie in den großen Städten im großen sahen. Die Zentralisation der Bevölkerung hat dieselben Wirkungen auf dieselben Leute, ob sie nun auf diese in einer großen Stadt oder in einer kleineren Fabrik wirken. Ist die Fabrik kleiner, so ist die Annäherung größer und der Umgang unvermeidlicher. Die Folgen davon bleiben nicht aus. Ein Zeuge in Leicester sagt: Er würde seine Tochter lieber betteln als in die Fabrik gehen lassen- das seien wahre Höllenlöcher, die meisten Freudenmädchen in der Stadt hätten es den Fabriken zu verdanken (Power, evid. p. 8), ein andrer in Manchester "hat keinen Anstand, zu behaupten, daß drei Viertel der jungen Fabrikarbeiterinnen von 14 bis 20 Jahren unkeusch seien" (Cowell, evid. p. 57). Kommissär Cowell spricht sich überhaupt dahin aus, daß die Sittlichkeit der Fabrikarbeiter etwas unter dem Durchschnitt der arbeitenden Klasse stehe (p. 82), und Dr. Hawkins sagt (Rept. p. 4):
"Eine Abschätzung der sexualen Sittlichkeit läßt sich nicht gut in Zahlen reduzieren, aber wenn ich meinen eignen Beobachtungen und der allgemeinen Ansicht derer, mit denen ich sprach, sowie der ganzen Haltung der mir abgelegten Zeugnisse trauen darf, so bietet sich eine höchst niederschlagende Ansicht von dem Einfluß des Fabriklebens auf die Sittlichkeit der weiblichen Jugend dar."