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Gott - Metaphysik - Psychologie


Das transzendentale Ideal ist »theologischer« Art, es ist Gott als Inbegriff aller Vollkommenheit. In rein theoretischer Hinsicht ist Gott kein Gegenstand der Erkenntnis, kein als existierend zu erweisendes Wesen, sondern ein »bloßes, aber doch fehlerfreies Ideal, ein Begriff, welcher die ganze menschliche Erkenntnis schließt und krönet, dessen objektive Realität auf diesem Wege zwar nicht bewiesen, aber auch nicht widerlegt werden kann«. Die Ideale der Vernunft sind also nicht Hirngespinste, sondern sie beziehen sich auf etwas, von dem man (zu ethischen Zwecken) glauben kann. daß ihnen (Gott, Unsterblichkeit, Freiheit) etwas entspricht, aber die »Beweise« für das Dasein Gottes beweisen nicht, was sie wollen. Das ontologische Argument, welches aus dem bloßen Begriffe Gottes dessen Existenz erschließt, ist hinfällig, denn die unbedingte Notwendigkeit der Urteile ist nicht die absolute Notwendigkeit der Dinge und wenn ich in einem Satze Subjekt und Prädikat aufhebe. so besteht kein Widerspruch. Denn Existenz ist kein Prädikat von Dingen unter anderen Prädikaten, sondern die »absolute Position« eines Dinges oder gewisser Bestimmungen desselben, wodurch an diesen nichts geändert wird; hundert wirkliche Taler enthalten nicht das Mindeste meinals hundert mögliche. Wo alle Beziehung zu möglicher Erfahrung fehlt, da können wir nicht das Dasein eines Gegenstandes erweisen. Aus dem bloßen Begriffe folgt noch keinerlei Existenz, wir müssen aus ihm herausgehen, um dem Gegenstande Erkenntnis zu erteilen. »Bei Gegenständen der Sinne geschieht dies durch den Zusammenhang mit irgend einer meiner Wahrnehmungen nach empirischen Gesetzen; aber für Objekte des reinen Denkens ist ganz und gar kein Mittel, ihr Dasein zu erkennen.« Ebenso unhaltbar ist das kosmologische Argument, welches aus der Existenz der Dinge auf ein schlechterdings notwendiges Wesen schließt. Das teleologische (physikotheologische) Argument ist ebenfalls kein Beweis, wir können uns nur die Welt so betrachten, als ob sie von einer »verständigen Weltursache« herrühre, deren Erkenntnis aber völlig unmöglich ist. Kurz, hinsichtlich der Existenz Gottes läßt sich nichts beweisen, weder für noch gegen diese, so daß mit dem Dogmatismus auch der Skeptizismus weichen muß, denn nichts steht einem vernünftigen Glauben im Wege. Was als Erkenntnis der theoretischen Vernunft nicht möglich ist das rechtfertigt Kant als »Postulate« der praktischen Vernunft, der Ethik. Die Fragen: Was kann ich wissen? Was soll ich tun? Was darf ich hoffen? finden so ihre Erledigung (s. unten).

Die Metaphysik ist also nach Kant als Wissenschaft vom Transzendenten, jenseits aller Erfahrung Liegenden, an sich Seienden unmöglich. Möglich (und notwendig) ist sie nur als kritische Metaphysik, als Transzendentalphilosophie, als Systematik der apriorischen Begriffe und Grundsätze, als Wissenschaft von den »obersten Prinzipien des Verstandesgebrauchs«. Sie gliedert sich in »Metaphysik der Natur« (Naturphilosophie) und »Metaphysik der Sitten« (Ethik, Rechtsphilosophie). Die Philosophie überhaupt ist »Vernunfterkenntnis aus bloßen Begriffen« (als »Schulbegriff«), oder (als Weltbegriff) Wissenschaft von der »Beziehung aller Erkenntnis auf die wesentlichen Zwecke der menschlichen Vernunft«. — Die (gewöhnliche, nicht »transzendentale«) Logik ist eine von allen Objekten abstrahierende Disziplin von der »bloßen Form des Denkens überhaupt«, ein »Kanon des Verstandes und der Vernunft, aber nur in Ansehung des Formalen ihres Gebrauchs, der Inhalt mag sein, welcher er wolle«. — Die empirische Psychologie gehört zur »angewandten Philosophie«, nicht zur »Metaphysik« und auch nicht zur Naturwissenschaft; denn sie kann, nach Kant, nie exakt werden, weil Mathematik auf die Phänomene des inneren Sinnes nicht anwendbar ist. Sie kann niemals mehr als eine historische, möglichst systematische »Naturlehre des inneren Sinnes, d.h. eine Naturbeschreibung der Seele, aber nicht Seelenwissenschaft, ja nicht einmal psychologische Experimentallehre werden«. Sie ist Anthropologie, Kenntnis des Menschen als Gegenstand des inneren Sinnes. Die »physiologische« Anthropologie geht auf die Erforschung dessen, was die Natur aus dem Menschen macht, die »pragmatische« auf das, was er als frei handelndes Wesen aus sich selber macht oder machen kann und soll. In der »pragmatischen Anthropologie« finden sich mancherlei gute psychologische Beobachtungen, eine Theorie und Einteilung der Affekte (»sthenische« — »asthenische« Affekte) u. dgl.


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Seite zuletzt aktualisiert: 27.10.2006