Naturphilosophie
Naturphilosophie. Kants Naturphilosophie will keine Wissenschaft von Dingen an sich sein, sondern von objektiven Phänomenen, d.h. von der Art und Weise, wie die Wirklichkeit sich allgemeingültig darstellt und denken läßt. Die Grundkräfte, auf welche die Erscheinungen zurückgeführt werden, sind und bleiben Relationen innerhalb möglicher Erfahrung auf Grund apriorischer Voraussetzungen. Reine Naturerkenntnis hat es nur mit a priori bestimmbaren Naturgesetzen zu tun. In jeder besonderen Naturlehre aber ist nur soviel eigentliche Wissenschaft, als in ihr Mathematik anzutreffen ist. Unter Natur ist das »Ganze aller Erscheinungen, d. i. die Sinnenwelt, mit Ausschließung aller nicht sinnlichen Objekte« zu verstehen. Natur ist die »Existenz der Dinge unter Gesetzen«. In der körperlichen Natur ist alles auf die Gesetzmäßigkeit der Materie, ihrer Kräfte und Bewegungen zurückzuführen (Mechanistisch-dynamische Naturauffassung). Die Materie ist (dynamisch) »das Bewegliche, sofern es einen Raum erfüllt«, d.h. sofern es anderem Beweglichen widersteht durch eine besondere »bewegende Kraft«. Sie erfüllt ihre Räume durch abstoßende, »repulsive Kräfte aller ihrer Teile«, durch eine ihr eigene »Ausdehnungskraft, die einen bestimmten Grad hat«, so daß alle Materie elastisch ist. Dazu kommt noch die Anziehungskraft, welche im Konflikt mit der Repulsion die Materie als einen »bestimmten Grad der Erfüllung des Raumes« möglich macht. Die Materie ist ins Unendliche teilbar, besteht also nicht aus Atomen. Bei allen Veränderungen bleibt die Quantität der Materie »im Ganzen dieselbe, unvermehrt und unvermindert«. Die Materie ist kein Ding an sich, sondern Phänomen bzw. die Anwendung der Kategorie der Substanz auf den Inhalt der äußeren Wahrnehmung. Alle Bewegung der Materie ist relativ; die Bewegung überhaupt ist ein gemischter, kein rein apriorischer Begriff, nur ein »sinnlich bedingter Begriff a priori« und natürlich ebenso phänomenal wie die Materie. Das Ding an sich ist nicht ausgedehnt, nicht materiell, nicht bewegt, sondern nur der verborgene »Grund« der Raumdinge und deren Bewegungen, die erst und nur in Beziehung zu einer möglichen Erfahrung als solche erscheinen. — Vgl. unten »Kants Teleologie«.