»Sich so zu verstell’n, na da g’hört was dazur«
(Der Zerrissene)
Die Zeitung erscheint täglich als die klarste Erscheinung:
Hinten ist sie bezahlt und vorn hat sie eine Meinung.
So meint es der Leser, doch irrt er sich halt:
Denn auch vorne die Meinung ist meistens bezahlt.
Doch halt ... nach dem Gesetz sei’s erkennbar gemacht,
Es schlägt auf das Fäustchen, in das die Presse sich lacht.
Wie kommt man aus dem Gedränge, daß der Leser nix weiß
Und das für ein Lob hält, was sie schreiben zu an’ Preis?
Da machen die Juden ein Kreuz halt in einer Tour..
Sich so zu verstell’n, na da g’hört was dazur.
Die Nation, der die Menschheit das Menschsein verdankt,
Die ist jetzt unheilbar am Kriegführ’n erkrankt.
Die fraternité, ja die war früher einmal,
Und die egalité ist ihnen auch schon egal.
Doch halt ... was die liberté betrifft, sind sie doch noch so frei,
Wenn der Nachbar nichts hat, ihn zu führ’n in Sklaverei.
Die Nation der Ideale ist jetzt der reine Barbar
Und statt der Kultur hat man halt die gloire.
La France marche à la tête — das heißt auf deutsch: an die Ruhr ...
Sich so zu verstell’n, na da g’hört was dazur!
Ich kenn’ einen Staat, der lebt von der Hand in den Mund
Und sein Fortschritt besteht darin: er geht b’ständig zugrund.
Provisorisch sein Leben, sein Tod, sein Budget,
Mir wem kein Weltgericht brauchen, euer Gnaden wissen eh.
Doch halt ... darum braucht man, eh die Geschichte ist aus,
Milliarden für Saus, Braus und für ein Festspielhaus.
Was man nicht hat, ist so viel und drum reicht’s noch für’n Pflanz,
Und wo eh ein Vulkan is, da mach mr an Tanz.
A Leich’ muß doch schön sein, man stirbt für die Kultur ...
Sich so zu verstehen, na da g’hört was dazur!