Deutsche Philosophie
Wenn wir aber empfinden, dass unsere deutsche Philosophie über der englischen stehe, so sind wir dazu dennoch berechtigt. Der schöne Irrtum unserer Ideologen von Kant bis Schopenhauer bestand darin, dass sie ihre titanenhafte Sehnsucht nach einer Vollendung der Welterkenntnis wirklich für eine Vermehrung der Erkenntnis hielten; es waren gewaltige Dichter, die im Lande ihrer Sehnsucht zu Hause waren, sich ihr Gefühl nicht verwirren ließen und irgend ein leuchtendes Bild, unter welchem sie sich die Wirklichkeitswelt symbolisierten, schließlich für wahre Wirklichkeit nahmen. Wie der junge Chemiker die Metapher von der Wahlverwandtschaft erlernt, um nachher die Metapher für eine genügende Erklärung zu halten, so glaubten Hegel und Schopenhauer an ihre Metaphern von der Begriffsbewegung und vom Willen. Was der hundertjährigen Herrschaft der deutschen Philosophie zugrunde liegt, das ist die ganz richtige Ahnung, es sei der menschliche Verstand ein dummer Kerl und die Welterkenntnis müsse sich über die Kenntnisse des Verstandes erheben.