Chenopodium ambrosioides
Chenopodium ambrosioides, (mexikanisches Traubenkraut). Ist ein spanisches Volksmittel gegen nervöses halbseitiges Kopfweh (Migräne), wie dieses Gmelin (Flora Badensis P. I. p. 570) anführt; auch lobt man es gegen Magenkrampf (Osiander a. a. O. 58.) Nach Plenck ist das mexikanische Traubenkraut das wirksamste Mittel im Veitstanze, besonders wenn man es, nach Hamilton (Observat. on the utility and administration of purgative medicines in several diseases. 1815. Ed. 5. p. 135) und eigenen Erfahrungen mit gelinden Purgiermitteln verbunden, fortwährend gebrauchen lässt; z. B. folgenden, auch gegen Hysterie und Engbrüstigkeit nervenstärkenden, angenehm schmeckenden, belebenden Tee:
Nr. 56. Nimm: Mexikanisches Traubenkraut, Krausemünzkraut, von jedem acht Lot, gute Sennesblätter ein bis zwei Lot. Teile Alles, nachdem es gut zerschnitten und gemischt, in acht gleiche Teile und verbrauche täglich eine Portion im Aufguss mit drei bis vier Tassen kochenden Wassers. Der Tee wird Tagsüber kalt getrunken. Eine solche Portion ist für einen Erwachsenen bestimmt, Kinder nehmen die Hälfte. Wenn mehr als zwei- bis dreimaliger flüssiger Stuhlgang darnach sich einstellt, so kann man den Tag darauf die Hälfte nehmen oder den Tee 24 Stunden lang völlig aussetzen. Die Kur muss vier bis acht Wochen anhaltend gebraucht werden. — Lentin, Plenk, Hufeland, Eller u. a. m. empfehlen dieses Chenopodium auch gegen leichte Lähmungen der Zunge und der Glieder, so wie gegen das Würgen und Erbrechen der Säufer, welches früh morgens bei nüchternem Magen sich einzustellen pflegt. — Im Veitstanz wird, nach eigenen Erfahrungen, die Krankheit bedeutend schneller gehoben, wenn man den obigen Tee (Nr. 56) wöchentlich einmal aussetzt und an diesem Tage ein aus Ipecacuanha und Tartarus emeticus bestehendes Brechmittel dem Kranken gibt Die Krampfanfälle bei dem Veitstanz, so wie auch bei der Starrsucht, kann man dadurch sehr vermindern und abkürzen, dass man den Kranken regelmäßig vom Kopf nach den Armen und Beinen leise mit einer Eisenstange (noch besser mit dem positiven Pol eines starken Magnetstahls) bestreicht (Sachse, Most). Auch reicht es bei leichten Anfällen schon aus, wenn man dem Kranken eine Eisenstange in der Hand halten lässt und die zuckenden Glieder mit erwärmtem Flanell frottiert. (S. Magnetismus, tierischer.)
Nach Papini (ull’ uso della musica nella Chorea St. Viti in Omodei Annal. di Med. 1822) wurde ein an Veitstanz leidendes Mädchen durch Musik und Tanz, ein anderes dadurch kuriert, dass man, so oft sie den Anfall bekam, zwei Trommelschläger herbeirief, welche den Wirbel schlagen mussten.
Eine Dame, die bis m ihr zweiundzwanzigstes Jahr trotz alles Medizinierens am Veitstanz litt, wurde durch Spinatessen gründlich geheilt. Rust gab, um nur etwas zu raten, was ihr noch nicht angeraten war, den Befehl, nichts als Spinat, den sie noch nie genossen hatte, zu essen. Sie tat dieses zehn Wochen lang und genas. (Rust’s Magazin, Bd. 4. S. 157.)
Zu den kräftigsten Beruhigungsmitteln bei den Anfällen des Veitstanzes rechnet Osiander (a. a. O. S. 244) noch: das Waschen mit kaltem Wasser, Friktionen des zuckenden Gliedes und des Rückens mit Eis oder Schnee, Anspritzen und Bähen mit kaltem Wasser.