Gesundheitsregeln
Gesundheitsregeln, Praecepta de valetudine tuenda. Der Hauptgegenstand aller medizinischen Volksbücher ist und bleibt, wie wir dieses schon oben in der Einleitung bemerkt haben, die Diätetik. Diese aber kann ohne richtige Kenntnis des Lebens und der Gesundheit, des menschlichen Körpers, seiner Einrichtung und Funktionen, ohne Kenntnis der Entwicklung des Leibes und der Seele, welche beide ihre besondere Diät haben, nicht gut gelehrt werden. Die allgemeinen Regeln und Vorschriften der Diätetik des Leibes und der Seele zum Schutz und zur Bewahrung vor Krankheiten, so wie diejenigen Regeln, welche der Mensch in kranken Tagen zur Erleichterung und schnelleren Besserung seines Zustandes zu beobachten hat, sollte billig jeder Mensch kennen, was aber selbst bei Gebildeten nicht immer der Fall ist. (S. die Einleitung und die Artikel: Diät und Hausmittel) Dass solche Belehrung von dem Unterricht der Schuljugend nicht ausgeschlossen werden dürfe, liegt auf der Hand; daher schrieb schon am Ende des vorigen Jahrhunderts der verdienstvolle Hofrat Faust in Bückeburg seinen „Gesundheitskatechismus“, der, fast in alle europäische Sprachen übersetzt und in zahlreichen Auflagen verbreitet, unendlich viel Gutes gestiftet hat. Indessen ist in der neueren Zeit dieser hochwichtige Gegenstand sowohl auf Gymnasien, als in Real- und Volksschulen mit Unrecht wieder in den Hintergrund getreten, ja es gibt einzelne öffentliche Lehranstalten, z. B. hier in Mecklenburg, wo dieser Unterricht gänzlich fehlt. Aus diesem Grunde ist es gut, zuweilen wiederholt an die gute Sache zu erinnern. — Ein den neueren Fortschritten angemessenes, dem Faust’schen Gesundheitskatechismus ähnliches Schulbuch, das sowohl zum Unterrichte der Schuljugend, als auch zur Belehrung für Nichtärzte bestimmt ist, schrieb (1841) Siebenhaar. Dasselbe ist sehr zweckmäßig, brauchbar und wohlfeil (Preis 6 gGr.), und es verdient daher besonders in Realschulen, so wie in den niedern Gassen der Gymnasialschulen eingeführt zu werden. Der Schuldirektor Otto zu Friedrichsstadt-Dresden hat diese kleine Schrift bevorwortet. Hier heißt es mit Recht: „Wenn man vor wenigen Jahrzehnten der physischen Erziehung nicht die verdiente Aufmerksamkeit zuwendete, so gaben die Bewegungen, welche in neuerer Zeit die gebildeten Völker erfuhren, mehrfache Veranlassung, den Blick der Staatsbehörden auf das heranwachsende Geschlecht hinzulenken und dafür Sorge zu tragen, dass die äußere Bildung mit der inneren gleichen Schritt halte. Die höheren, wie die niederen Bildungsanstalten geben davon lautes Zeugnis. Durch die Errichtung von Bewahrschulen für die, der Pflege bedürftigen Kinder aus der ärmeren Volksklasse hat man der Verkrüppelung der Jugend auf eine zweckmäßige Weise vorgebeugt, und die geistige Entwicklung der vernachlässigten Kleinen mit ruhmwürdigem Eifer gefördert. In den Schulen der einflussreichsten Städte unseres Vaterlands (Sachsen) hat der gymnastische Unterricht, nachdem die deutsche Besonnenheit der spartanischen Überschätzung dieses Erziehungszweiges die nötigen Schranken angewiesen hat, eine gebührende Anerkennung und in der Provinz eine lobenswerte Nachahmung gefunden. — Selbst in den höheren Instituten will man, seitdem Lorinser und mit ihm namhafte Männer die Notwendigkeit einer Umgestaltung dargetan haben, nicht bloß Gelehrte, sondern auch Männer erziehen, die gesund an Leib und Seele, dem Vaterland die volle Lebenskraft zu widmen vermögen. Gleichwohl können diese rühmlichen Bestrebungen das erwünschte Ziel nicht erreichen, so lange die frühesten Kinderjahre unberücksichtigt bleiben und der zarte Körper einer naturgemäßen Behandlung entbehrt. Kein Wunder, wenn dann die spätere Hilfe ohne Erfolg bleibt. Wird doch in der Art und Weise, wie die jungen Weltbürger ernährt, gekleidet und gepflegt werden, oft so gesündigt, dass die Spuren einer verkehrten Behandlung sich niemals ganz verwischen lassen. Orthopädische Anstalten sollen nach dem Volksglauben die Sünden der Lieblosigkeit oder der Verzärtelung wieder gut machen. Aber die Natur rächt sich gewöhnlich für jede Art von Misshandlung, und in den meisten Fällen gebricht es an der nötigen Geduld, um die ärztliche Kunst in dieser Beziehung zu unterstützen und den günstigen Ausgang abzuwarten.“
"Wie nötig daher populäre Schriften seien, in denen die körperliche Erziehung abgehandelt wird, leuchtet Jedem ein, der es mit seinem Geschlecht wohl meint. Zwar ist in den Werken, welche die Grundsätze der Erziehung darlegen, auch des Körpers und seiner Bildung mehr oder weniger gedacht; allein diese Bemerkungen können nicht anders als nur im Allgemeinen gehalten sein, und der Laie verlangt mehr als Winke und Andeutungen, wenn er die Natur auf ihren geheimen Wegen der Entwicklung verfolgen und einen angemessenen Weg der Behandlung einschlagen will.“
"Aus diesem Grunde heißen wir ein Werk willkommen, dessen Verfasser sowohl inneren als äußeren Beruf in sich trägt, seinen Zeitgenossen durch vorliegende Arbeit zu nützen.“
Die kleine Schrift selbst ist in vier Abschnitte geteilt. Der erste Abschnitt handelt vom Bau und den Verrichtungen des menschlichen Körpers, und zwar betrifft er: die allgemeinen Bestandteile des menschlichen Körpers, die Knochen und Knochenbänder, die Knorpel, die Zähne, die Nägel, die Haare, die Hautbedeckungen, die Muskeln, das Nerven- und das Gefäßsystem, die einzelnen Teile des menschlichen Körpers, den Kopf, Gesichts-, den Gehör-, Geruchs-, Geschmacks- und Gefühlssinn, — die Speicheldrüsen, den Rumpf, den Hals, das Rückgrat, die Brust, den Unterleib, das Becken und die Gliedmassen. Vier sehr genaue Steindrucktafeln, wovon die erste das Knochengerippe, die zweite Gehirn, Halsschlagadern und Halsmuskeln, die dritte Luftröhre, Herz, Herzbeutel, Lungen und Rippen, und die vierte die Leber, den Magen, das große Netz, die Gedärme und die zurückgeschlagenen Bauchdecken sehr fein und deutlich darstellt, erhöhen den Wert des wahrhaft billigen Buches.
Der zweite Abschnitt betrifft die Erhaltung der Gesundheit und handelt von der Pflege und Erziehung der Kinder, von den Nahrungsmitteln der Menschen, von der Luft und dem Licht, von der Reinlichkeit, von der Bekleidung des Körpers, von der Wohnung, von der Wärme und Kälte, von der körperlichen Tätigkeit, Bewegung und Ruhe, von der geistigen Tätigkeit, den Gemütsbewegungen und den Leidenschaften, von der Bewahrung der Sinneswerkzeuge, von den Giften.
Der dritte Abschnitt handelt von dem richtigen Verhalten in Krankheiten, und der vierte und letzte Abschnitt von der ersten Behandlung verunglückter Personen.