Gurgel- und Mundwasser
Gurgel- und Mundwasser (Aqua faucibus eluendis). Gegen einfache Halsschmerzen mit Husten und Schnupfen, wie sie bei veränderlichem Wetter in feuchten Frühjahren wohl nach Erkältung sich einzustellen pflegen und dann das Schlingen beschwerlich machen, ist folgendes Mund- und Gurgelwasser, lauwarm angewandt, sehr beliebt: Man nimmt gelbe Morrüben, schabt diese und kocht sie mit Wasser zu einen dünnen Brei, wozu man ein wenig Essig und Honig setzt. Macht das Gurgeln Schmerz, so ist es besser, dasselbe zu unterlassen und das Mittel nur einige Minuten lang, öfters des Tages, im Mund zu halten.
Ein anderes Gurgelwasser besteht aus Flieder- und Salbeitee, wozu man Honig und Essig — auf jede Tasse ein bis zwei Teelöffel voll — setzt.
Bei recht schmerzhafter, entzündlicher Bräune ist das Bespritzen des Hintermundes mit recht frischem, kaltem Wasser ein vorzügliches Mittel.
Osiander (a. a. O. S. 193) rühmt bei chronischen Halsentzündungen, wie auch gegen den, oft Wochenlang dauernden verlängerten Zapfen, mit Beschwerde im Schlingen, ein Gurgelwasser von Stärkemehl oder Haarpuder, in Wasser gelöst. Wirksamer ist aber hier noch das Gurgelwasser von Alaun (s. d.), was auch die Heiserkeit bei Sängern und Sängerinnen schnell vertreibt.
Gegen die faulige Bräune mit stinkendem Mundgeruch ist das Mund- und Gurgel wasser aus Alaun und Dekoktum Quercus nützlich (s. Eichenrinde). Auch kann man hier mit Chlorwasser, oder mit Kreosotwasser den Hals spritzen. In der bösen, brandigen Bräune, welche In England und Amerika früher häufig vorkam und sich selbst epidemisch, mit und ohne Scharlachfieber zeigte, lobt der Arzt Steffen folgendes reizende, belebende, der brandigen Zerstörung schnell Grenzen setzende Gurgelwasser:
Nr. 85. Nimm: Cayennepfefferpulver, zwei bis drei Lot, gestoßenes Küchensalz, ein Lot, infundierc dies mit ein Pfund Wasser, seihe es durch und setze, nachdem es abgekühlt, ein halb Pfund guten Weinessig hinzu.
Gegen die oft wiederkehrende Mandelbräunc (Angina tonsillaris habitualis), welche durch Eiterung oft selbst die Mandeln zerstört, rät Richter frühzeitig zu warmen Dämpfen von Fliedertee drei Teilen, mit einem Teil Weingeist, welche der Kranke drei- bis viermal täglich einatmet. Noch besser schützt das Waschen des Halses mit kaltem Wasser und nur leichte Halsbedeckung, um die Teile abzuhärten (s. Osiander p. 193).
Das Mittel, welches Galen von einem Landmann kennen lernte, und das sich in einer schweren Halsentzündung (gravi tonsillarum, uvulae et colli dolore et inflammatione) hilfreich erwies, besteht in dem Saft der grünen Wallnussschale mit Honig.
Gegen die Disposition zu Halsentzündungen, die bei manchen Männern so gross ist, dass sie nach jeder Erkältung Beschwerden im Schlucken fühlen, lässt man einen mit Pech bestrichenen Faden beständig um den bloßen Hals tragen; oder ein schwarzes wollenes, oder ein seidenes Halstuch, als idioelektrischen Körper umbinden (Osiander).
Ein gemeiner Mann, der sich mit Behandlung der Bräune abgab, die in einer benachbarten Gegend herrschte, soll dadurch Hilfe geleistet und die Operation mit dem Pharyngotom oft entbehrlich gemacht haben, dass er mittelst einer großen Spritze kaltes Wasser in den Mund einspritzte und äußerlich die Gegend der Tonsillen auf eine gewisse Weise anspannte und mit den Fingern strich. —
Ein Göttinger Hausmittel ist noch ein Gurgelwasser aus dem eingedickten Safte der schwarzen Johannisbeeren, oder auch die Abkochung der Blätter und des Holzes, wenn jene nicht zu haben sind. (Osiander p. 192.) Auch die Feigen (s. d.) geben ein gutes Gurgelwasser ab.