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Kalmuswurzel

Kalmuswurzel (Radix Calami aromatici, von Acorus Calamus L.). Diese allenthalben in einem großen Teile der alten und neuen Welt vorkommende bekannte Sumpfpflanze gibt uns in ihrer Wurzel ein köstliches und doch wohlfeiles Arzneimittel, welches schon im Altertum als Volksmittel bekannt war und noch jetzt von unserem Landmann, so wie von praktischen Ärzten viel gebraucht wird. Sie ist ein gewürzhaft bitteres, erregendes und die Verdauungsorgane, so wie den ganzen Körper stärkendes Mittel, welches zugleich das Gute hat, keine Verstopfung zu erregen, überhaupt keine normale Se- und Exkretion zu hemmen.

Als Hausmittel verdient die Kalmuswurzel, mit kochendem Wasser, mit Wein oder Branntwein infundiert, in verschiedenen Krankheiten, wogegen sie das Volk empfiehlt, unsere volle Aufmerksamkeit. Wir geben sie:

1) Gegen Schwäche des Magens und der Gedärme, mit gleichzeitiger Schleim-, Säure- und Luftbildung, wie bei Hypochonder und Hysterischen. Hier dient folgendes Pulver:

Nr. 53. Nimm: Kalmuswurzelpulver, Angelikawurzelpulver, von jedem ein Lot, Rhabarberpulver, Krebsaugen und Zucker, von jedem ein halb Lot. Hiervon wird zwei- bis dreimal täglich ein halb bis ein Teelöffel voll genommen.

2) Gegen langwierige, atonische Gicht, wenn diese mit Magenschwäche und Verschleimung verbunden ist und aus allgemeiner Körperschwäche kein regelmäßiger Gichtanfall zu Stande kommt. Hier ist folgender Gichtwein (Vinum antarthriticum Mostii), von mir erfunden, ganz vorzüglich wirksam:

Nr. 54. Nimm: Die Wurzeln vom Kalmus, und Gentian, von jedem zwei Lot, Rhabarber, Pomeranzenschalen, Angelikenwurzel, von jedem ein Lot, Zimtkassie und Nelken, von jedem ein halb Lot. Diese Spezies werden gröblich zerstoßen, eine Flasche guter Madeira- oder Teneriffawein darauf gegossen, worauf der in einer Glasflasche befindliche Inhalt 24—36 Stunden am warmen Ort digeriert und darauf durchgeseiht wird. Die Dosis ist: ein halbes Weinglas voll, zwei- bis dreimal täglich. Auch ist hier Lentin’s Magentinktur (Tinctura stomachica Lentini), die dieser Arzt besonders alten, torpiden Gichtkranken, die an Magenschwäche und recht zähem Schleime leiden, verordnete, sehr wirksam. Sie ist diese:

Nr. 55. Nimm: Kalmus, Galgant, Gentian- und Zedoarwurzel, von jedem drei Lot, Rhabarber, sechs Quäntchen, Coccionella, zwei Quäntchen, Cardamum, drei Quäntchen, Pomeranzenschalen, zwei Lot, Benediktendistelkraut, ein Lot. Hierauf gieße man fünf Pfund guten Alkohol und lasse das Ganze zwei bis drei Tage in der Wärme digerieren, und dann kolieren. Hievon wird viermal täglich ein Teelöffel voll mit Mallagawein genommen.

3) Gegen Skrofeln, Darrsucht und englische Krankheit. Man übergießt ein bis zwei Lot Kalmuswurzel und ein bis zwei Quäntchen Rhabarber mit acht Unzen kochendem Wasser, infundiert dieses eine halbe Stunde, seiht es durch und gibt dem Kinde dreimal täglich ein halb bis ein Esslöffel voll mit Zuckerwasser. Diese wirksame Arznei muss aber wochenlang gebraucht werden.

4) Gegen das kalte Fieber ist eine wässerige und geistige Infusion von Kalmus unter dem westfälischen Landvolk ein beliebtes wirksames Mittel.

Den eingemachten, gezuckerten Kalmus empfiehlt Wittich auch gegen die Unfruchtbarkeit. (S. Osiander a. o. 0. p. 392.)

5) Bäder von Kalmus, Kamillen- und Fliederblumen, zu einem Bade von jedem für einen Erwachsenen drei Lot, für ein Kind die Hälfte, sind für schwache Kranke, für abgezehrte, skrofulöse und rachitische Kinder sehr stärkend und wohltätig.