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Kreosot

Kreosot (Creosotum). Dieses brenzlige, das Fleisch konservierende und daher fäulniswidrige Öl kennt man seit dem Jahre 1832, wo es Reichenbach als nähern Bestandteil des Teers, des Holzessigs etc. entdeckte. — Wenn in der Hand eines vorsichtigen Arztes der innerliche Gebrauch des Mittels in geeigneten Fällen, namentlich gegen gewisse Formen von Lungensucht, Schleimschwindsucht mit stinkendem Auswurf, gegen Lungengeschwür, gegen passive Blutungen ex ore, ano et utero (bei letztem auch als Injektionen), von großem Nutzen sein kann, so kann für den Laien es dennoch nur ratsam sein, sich auf die äußerliche Anwendung des Kreosots in Fällen, wo ärztliche Hilfe mangelt, zu beschränken. Hier bemerke ich Folgendes:

1) Das reine Kreosot, zu einen halben bis einen Tropfen mit einem Strohhalm in den hohlen, schmerzhaften Zahn gebracht, stillt oft augenblicklich den schlimmsten Zahnschmerz.

2) Das Kreosotwasser (Aqua creosoti) (d. i. 20 Tropfen Kreosot auf zwei Lot destilliertes Wasser) ist eins der besten Mittel gegen Verbrennungen ersten und zweiten Grades (s. oben Brandsalben).

3) Dasselbe dient auch zur Stillung leichter Blutungen aus der Nase, dem Munde, aus leichten Wunden (s. Blutstillende Mittel), — zum Verbinden unreiner stinkender Fußgeschwüre, Krebsgeschwüre der Brust, des Uterus, der Nase, — als Gurgelwasser bei fauliger, brandiger Bräune, gegen stinkenden Mundgeruch, solche Mundgeschwüre, Wasserkrebs der Kinder.

4) Als ein gutes Mittel gegen hartnäckige Flechten lobt Corneliani fünf Tropfen Kreosot mit ein Lot Baumöl gemischt, womit die leidenden Hautstellen dreimal täglich eingerieben werden.

5) Folgende Tinktur ist zum Reinigen angegangener Zähne und zum Ausspülen des übel riechenden Mundes sehr zu empfehlen. Man löse ein Quäntchen reines Kreosot in vier Lot Alkohol auf. Hievon nehme man 40 Tropfen in eine Obertasse kalten Wassers, womit man die Zähne bürstet und den Mund gurgelt.

6) Gegen Band- und Spulwürmer kann man reines Kreosot ein Quäntchen mit zwei Lot Schweinefett gemischt in den Nabel einreiben lassen. Ähnliche Dienste leistet das Krotonöl, zwei Quäntchen mit vier Lot Baumöl vermischt. Übrigens ist die Zahl der Hausmittel gegen Würmer nicht gering. Osiander (l. c. p. 218) führt deren nahe an 80 auf. Außer den schon oben genannten (s. Cederapfel und Knoblauch) führen wir gegen Spul- und Springwürmer, so wie gegen Bandwurm noch folgende auf:

a) Gegen Bandwürmer: Man spiele täglich die Maultrommel, die Orgel in der Kirche; denn beide erregen eine dem Wurme unangenehme Körpererschütterung, worauf er oft von selbst abgeht. — Man esse jeden Morgen, auch des Abends, Heringssalat, mit Essig, Baumöl, viel Zwiebeln und Knoblauch; vorher trinke man früh nüchtern zwei bis sechs große Gläser voll recht kaltes, frisches Wasser, oder auch Bitterwasser. Auch der reichliche Genuss von Erdbeeren, Himbeeren, Kirschen, von Wallnüssen, darneben ein Schnaps Wermutbranntwein oder andere bittere Stoffe mit Wein (s. Arzneiweine) treiben sowohl Band- als Spulwürmer ab. Noch wirksamer ist die Granatwurzelrinde und deren Extrakt (s. Granatäpfel), so wie das Terpentinöl, täglich zwei- bis dreimal einen Teelöffel voll in einem Glas Zuckerwasser.

b) Gegen Spulwürmer der Kinder sind zu empfehlen: Täglicher Genuss der freien Luft, starke Körperbewegung im Freien, eine kräftige Fleischkost statt der täglichen Milch- und Mehlspeisen, etwas Wein, gesalzenes und Pökelfleisch, zu dem Gemüse etwas Senf, Meerrettich, Essig; — alle diese Dinge verhüten die Anlage zu Spulwürmern am besten. Sind solche aber schon in Menge vorhanden, gehen schon von Zeit zu Zeit dergleichen von selbst ab, zumal bei abnehmendem Monde — wo sie tatsächlich am leichtesten abgehen und daher auch die Wurmmittel am zweckmäßigsten zu verordnen sind; — so gebe man den Kindern des Tages über viel rohe Mohrrüben (s. d.) Erdbeeren, Kirschen, Honig (s. d.), Raute auf Butterbrot (s. Herba Rutae), zu essen, reiche Knoblauch mit Milch, sowohl zum Trinken, als in Klystieren, reibe Kreosot, Terpentinöl oder Krotonöl (s. d.) in die Magengegend, und wenn alsdann nach drei bis vier Tagen dennoch keine Würmer abgehen, so gebe man folgende höchst wirksame Wurmlatwerge:

Nr. 97. Nimm: Zittwersamen (Semen Cinae s. Santonici), drei Quäntchen, pulverisierte Valeriana- und Jalappenwurzel, von jedem ein Quäntchen, mineralischen Mohr (Aetihiops mineralis), ein halbes Quäntchen, Honig, sechs Lot. Dosis und Anwendung: Wohl gemischt und umgerührt dreimal täglich einen halben bis einen Teelöffel voll (für Kinder von vier bis zwölf Jahren; kleinem Kindern weniger, Erwachsenen etwas mehr).

c) Gegen die oft so sehr quälenden, Gesichtsblässe, Reiz zur Onanie erregenden, ja selbst Krämpfe begünstigenden Spring- und Madenwürmer sind zwar viele Volks- und Hausmittel: der Genuss von Spargel, Birkensaft (s. d.), Schwefelwasser u. s. w. empfohlen worden; indessen kenne ich aus eigener Erfahrung, nachdem viele andere dagegen von mir ohne Erfolg verordnet worden, nur als die wirksamsten: Klistiere von kaltem Wasser, abwechselnd mit Klistieren von reinem Lein- oder Baumöl, und innerlich:

Nr. 98. Nimm: Spießglanzmohr, ein bis vier Gran, Zucker, zehn Gran. Solcher Pulver werden 24 Stück verfertigt, und, je nach dem Alter, täglich zwei bis drei Stück, mit Kalkwasser eingerührt genommen.

Der Dr. Cormack in Edinburg empfiehlt das Kreosot neuerdings als ein kräftiges Mittel gegen die Seekrankheit, und zur Stillung des Erbrechens überhaupt. Man muss aber nur kleine Dosen, etwa einen Viertel-, halben, bis einen Tropfen geben, denn größere erregen Erbrechen (s. The Edinburgh Journ. Oktober 1842). Sehr gut ist eine Mischung von einem halben Quäntchen (45 Tropfen) reinem Kreosot, in einem Lot Hoffmannstropfen gelöst, wovon die Dosis: alle ein bis zwei Stunden 25 — 30 — 40 Tropfen ist. Auch kann man einen halben Tropfen reines Kreosot mit zwei Esslöffel voll Haferschleim vermischt nehmen. — Ein anderes Mittel gegen die Seekrankheit wird in Maryat’s Roman: „Peter Simpel“ empfohlen. Es wandte O’Brien bei seinem Zöglinge Simpel an und besteht darin, dass man den Kranken tüchtig durchprügelt, ist demnach wohl vorzüglich ein psychisch und somatisch wirkendes Derivans.