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Socrates und die Tragödie.
— Euripides bei der neueren Komödie beliebt und einflußreich: er hat den Leuten eine Sprache gegeben: er läßt den Zuschauer in die Trägödie. Bis dahin eine ideale Vergangenheit des Hellenenthums: jetzt sieht sich Athen im Spiegel.
Sophocles Aeschylus kompoi, Euripides katatecnon. Sein Standpunkt als dichtender Kritiker und Zuschauer: in der Einheit im Prolog in der Musik usw. rhetorische Wechselreden.
— Aristophanes’ Zusammenstellung. Sophocles ist „zweiter.”
— Er thut das Rechte, wissentlich.
— Sokrates in Verdacht ihm zu helfen: sein Freund und Theatergänger.
— Nach dem Orakel noch weiser, nach der Seite des Bewußten.
— Mißachtung des Unbewußten im Menschen (in der Disputation) und im Künstler (Apologie). Vertreibung der Künstler aus dem platonischen Staate: von Plato, der den Wahnsinn anerkennt, aber ihn ironisirt. Der Tragödiendichter zugleich Komödiendichter. Nur der Philosoph ist Dichter.
— Hiernach gehört Socrates zu den Sophisten. Das Dämonion („treibe Musik”), verkehrte Welt. (Sein Tod nicht tragisch.)
— Einfluß des Socroratismus auf die Vernichtung der Form bei Plato, bei den Cynikern. (Er selbst nicht-schreibend.)
— Der Dialog der Tragödie: die Dialektik dringt in die Helden der Bühne, sie sterben an einer Superfötation des Logischen. Euripides ist naiv darin. Die Dialektik erstreckt sich auf den Bau: die Intrigue. Odysseus: Prometheus. Der Sklave.
— Die unentwickelte Ethik: Bewußtsein ist zu mächtig und zwar optimistisch. Dies vernichtet die pessimistische Tragödie.
— Die Musik ist nicht in den Dialog und den Monolog zu drängen: anders bei Shakespeare. Die Musik als Mutter der Tragödie.
— Auseinanderfallen der Künste: Zeitpunkt vor Sophokles: die absolute Kunst ist Anzeichen, daß der Baum die Früchte nicht mehr halten kann: zugleich Verfall der Künste. Die Poesie wird Politik, Rede. Das Reich der Prosa beginnt. Früher selbst in der Prosa die Poesie. Heraclit, die Pythia. Democrit. Empedocles.
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Der Sokratismus unsrer Zeit ist der Glaube an das Fertigsein: die Kunst ist fertig, die Aesthetik ist fertig. Die Dialektik ist die Presse, die Ethik die optimistische Zurechtstutzung der christlichen Weltanschauung. Der Sokratismus ohne Sinn für das Vaterland, sondern nur für den Staat. Ohne Mitgefühl für die Zukunft der germanischen Kunst.
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Wunderbare Gesundheit der griechischen Dichtkunst (und Musik): es giebt nicht Gattungen neben einander, sondern nur Vorstufe und Erfüllung, schließlich Verfall, d. h. hier Auseinanderfallen des bisher aus einem Triebe Erwachsenen.
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Einleitung in die griechische Litteratur.
Der Gesammtkörper im Wachsen und Verfallen.
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Ich zeige eine Karikatur. Nicht in der Meinung, daß alle sie als Karikatur erkennen: Hoffnung daß am Schluß sie jedermann als Karikatur klar sein wird.
Wesen, später Verfall.
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1. Naturgemäßer Ursprung.
2. Religiöser Inhalt und feierliche Stimmung.
3. Periodische Aufführungen.
4. Volkstheater, daher ungeheure Dimension.
5. Innere Einheit, auch zwischen Musik und Wort.
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Aeschylus hat den freien Faltenwurf des Gemüths aufgebracht.
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Das Dekorationswesen der antiken Bühne war ganz ähnlich der uraltgeheiligten Ausstattung der Tempelbezirke.
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Socrates war das Element in der Tragödie, überhaupt dem Musikdrama, das sie auflöste: bevor Socrates lebte.
Der Mangel der Musik, andernseits die übertriebene monologische Entwicklung des Gefühls nöthigte das Hervortreten der Dialektik heraus:
das musikalische Pathos im Dialog fehlt.
Das antike Musikdrama geht an den Mängeln des Princips zu Grunde.
Mangel des Orchesters: es gab kein Mittel, die Situation der singenden Welt festzuhalten.
Der Chor herrscht musikalisch vor.
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Musikdrama und Oper
Ersteres ein Ansatz zum Rechten, letztere hat ihr Leben nicht in der Sphäre der Kunst, sondern der Künstlichkeit.