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1 [82]

Winckelmann sagt, die Schönheit sei bei den Alten die Zunge an der Wage des Ausdrucks gewesen.

 

1 [83]

Die Anmuth des Schrecklichen — die „furchtbaren Grazien”: nur den Alten recht bekannt.

 

1 [84]

Faunische Züge der Verzweiflung: z. B. bei Kleist, siehe den Abschiedsbrief, oder das Bild Lessings über den Tod des Kleinen sammt der Mutter.

 

1 [85]

Der Philosoph findet, wie der geplagte und todtmüde Oedipus, erst im Haine der Furien Ruhe und Frieden.

 

1 [86]

Schlegel nennt die sophokleische Poesie einen heiligen Hain der dunkeln Schicksalsgöttinnen, worin Lorbeer, Oelbaum und Weinreben grünen und die Lieder der Nachtigallen unaufhörlich tönen.

 

1 [87]

„Vollkommenheit in Kunst und Poesie verglichen mit dem Gipfel eines steilen Bergs, wo sich eine hinaufgewälzte Last nicht lange halten kann, sondern sogleich an der anderen Seite unaufhaltsam wieder hinunterrollt. Dies geht schnell und mit Leichtigkeit vor sich, es sieht sich bequem mit an, denn die Masse folgt ihrem natürlichen Hange: während das mühsame Hinanstreben ein gewissermaßen peinlicher Anblick ist.”

 

1 [88]

Plato beschuldigt die tragischen Dichter, sie gäben die Menschen in die Gewalt der Leidenschaften und machten sie weichlich, indem sie ihren Helden übermäßige Klagen in den Mund legten.

 

1 [89]

„Die Darstellung des Euripides nimmt sich Vertraulichkeiten gegen die Götter heraus.”

 

1 [90]

Lessing über die Prologe: Euripides verlasse sich nur auf die Wirksamkeit der Situationen und habe nicht auf die Spannung der Neugier gerechnet.— Schlegel meint, man möchte diese Weise mit den Zetteln aus dem Munde der Figuren auf alten Gemälden vergleichen. Sehr mit Unrecht: ein historisches Bild ist so lange wirkungslos, so lange wir nicht die Personen in den Zusammenhang der Handlung gebracht haben: dies ist eine Aufgabe, die bei Gemälden gefordert werden darf, nicht bei vorübergehenden Schauspielen: denn so lange wir rechnen, genießen wir nicht.

Nach Schlegel erhoben sich die dei ex machina nur durch das Schweben der Maschine über die Menschen.

 

1 [91]

II. Der Komiker Philemon sagt „wenn die Todten in der That noch Empfindung hätten, wie einige meinen, so ließe ich mich aufhängen, um den Euripides zu sehen.”

 

1 [92]

Enormes Wagniß des Euripides, sich vom delphischen Orakel zu emancipiren. Trotzdem nach dem Orakel fast so weise als Socrates.

 

1 [93]

II. Aristophanes sagt „o Leben und Menander, wer von euch beiden hat den andern nachgeahmt?”

 

1 [94]

Lessing sagt: es ist ein durchaus ekler Anblick, eine Spinne die andre fressen zu sehn (zwei Kritiker die sich gegenseitig todt machen wollen).

 

1 [95]

Schlegel sagt: die Furcht vor dem Lächerlichen sei das Gewissen der französischen Tragiker.

Die Furcht vor dem Schrecklichen das des bürgerlichen Rührstücks bei den Griechen.

 

1 [96]

Zur Rhetorik bei Euripides: „die conventionelle Würde ist ein Panzer, welcher verhütet, daß der Schmerz ins Innerste dringt. Die Helden im französischen Trauerspiel gleichen den Königen auf altfränkischen Kupferstichen, welche sich mit Mantel Krone und Scepter zu Bett legen.”

 

1 [97]

Schlegel findet die „Heiligkeit des Moments” nicht genug geehrt: lyrische Ruhepunkte dafür in der alten Tragödie.

 

1 [98]

Jeder Held und jede Heldin schleppt einen Vertrauten mit sich, wie einen diensthabenden Kammerherrn.

 

 


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