Zeichen und Wunder
Es war die Zeit der großen Weltwende und der Götze Ben Tieber, der einzige, dem Macht gegeben war über den Moloch, gebot über Leben und Tod. Da trat einer vor ihn hin, der war ein Sänger des Krieges, und sprach: Rette mich. Du allein entscheidest, ob ich leben werde oder sterben oder dem Aussatz verfallen und schwärenden Wunden. Ben Tieber aber sprach: Bleibe bei mir und du sollst es gut haben. Und machte ihn zum Dramaturgen für »Urschula!« Und er mußte nicht mehr und blieb, und sang über den Krieg. Dann ging wieder einer umher, der sagte, er wolle. Denn es sei katholisch, zu leiden, wenn die andern leiden, und mochten sie auch sagen: Siehe, auch dieser muß, wiewohl er betagt ist und schreiben kann, so sagte er, er müsse, weil der spiritus über ihn gekommen sei, der ihm gesagt habe: Gehe hin, wo die andern sind. Da kam einer, der mächtig war, aber nicht mächtig wie Ben Tieber, aber auch mächtig. Der war Herr über dem ganzen Spiritus im Lande und sagte zu jenem: Siehe, du machst dir Gedanken, aber mein Wort ist wie die Tat. Und machte ihn in derselben Stunde zu seinem Sekretär und enthob ihn zu sich empor und hatte Freude an Bildern und dieser riet ihm zu kaufen. Viele gingen umher und sagten, sie seien unentbehrlich wie jene, aber man glaubte ihnen nicht und hielt sie für falsche Propheten. Siehe, sprachen sie, sind wir nicht wie der dort, wir aber müssen und er darf? Sie aber wollten daheim bleiben, denn ihr Herz war verzagt. Andere blieben daheim und waren verkleidet als Kriegsknechte. Überall hatten sie schon ihr Gold und ihr Geschmeide zusammengetragen und ihr kupfernes Gerät und ihr Gerät aus Messing. Sie wollten dafür Brot haben, aber man gab ihnen Eisen und es war eine schwere Zeit. Da gingen sie hin und zerrissen ihre Papiere und machten aus zwei Kronen zwei, aber es half ihnen nicht. Es waren aber Sänger und Spielleute, die sangen zum Herzen des Volks und in sein Ohr und erheiterten jene, die darbten, denn ihnen ward die Gabe gegeben, einen Reim zu finden von Souper auf Separee oder gar auf Tetate. Des verwunderte sich das Volk, sie aßen nicht und freuten sich der Verheißung, und gaben Zins den Spielleuten und diese wurden begütert, obschon sie früher nichts gehabt hatten und nicht gehabt hatten Brot auf Hosen. Jetzt aber gewannen sie Schätze und das Volk schmeichelte ihnen, wie sie geschmeichelt hatten dem Volk und fand Gefallen an den Spielleuten und ließ sie gewähren viele hundertmal. Dieses begab sich, da viele durch das Schwert umkamen und viele sagten, dass jetzt Krieg sei, denn der Herr stritt für Israel wider seine Feinde und Neider. Am Morgen aber und am Abend hörten sie, wie einer ein großes Geschrei erhob und haderte mit den Feinden Israels und riet dem Volk, die Speisegesetze zu halten um Gotteswillen. Das Volk aber geriet in Zorn und wollte ihn steinigen, aber tat es doch nicht, sondern hörte zu, wie jener redete. Da geschah es, dass ein Zeichen am Himmel war, und sie erkannten, dass einer unter ihnen war, der das Wort des Herrn hatte. Der trat vor die Mächtigen und riet ihnen, wie sie das Volk leiten sollten, dass es nicht murre, denn es war ein Murren unter dem Volk. Und er sprach zu ihnen und riet ihnen, dass sie das Volk beschwichtigten, damit nicht Erhebungen im Volke wären. Da sprachen die Mächtigen, dass sie die Erhebungen pflegen wollten. Er aber sagte, dass eben dieses abzuwenden sei, denn der Herr habe ihm anvertraut, dass sie es nicht mehr tun sollten und nicht mehr Erhebungen pflegen sollten, wie sie gewohnt waren bis auf diesen Tag. Und er sprach, der Herr habe ihm auferlegt, es ihnen zu sagen, und dass es eine Eingebung sei, der es nicht geziemt zu widerstehen, den Amtleuten nicht und nicht den Landpflegern. Da traten sie zusammen und sprachen zu ihm: Mochen S' eine Eingabe!
Oktober, 1916.