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I. [Unbewußtheit der Nenner dieser Brüche]


Liegt nun aber einmal die Äquivalenz der letzteren gleichsam als wirksames, wenn auch nicht gewußtes Apriori zum Grunde, so stellt sich über dessen subjektiver Zufälligkeit eine objektive Proportion zwischen den Teilquanten her. Denn nun ist wirklich etwas da, was auf beiden Seiten das genau Gleiche ist: nämlich der Bruch zwischen jeder der beiden vorliegenden Teilgrößen und dem absoluten Quantum, zu dem die einzelne gehört. Vollkommene Ausgeglichenheit aller Verschiebungen und zufälligen Ungleichmäßigkeiten in der Preisbildung vorausgesetzt, würde sich in dem Bezirke des Geld-Waren-Tausches jede Ware zu ihrem Preis verhalten, wie alle momentan ökonomisch wirksamen Waren zu allem momentan wirksamen Geld. Ob dieses letztere mit dem anderen eine begriffliche, qualitative Verwandtschaft hat, ist hierbei völlig irrelevant. Wenn eine Ware also 20 m kostet, so ist dies 1/n des Geldvorrats überhaupt; d.h. sie ist an Wert 1/n des Gütervorrats überhaupt. Durch diese Vermittlung hindurch können 20 m sie völlig messen, obgleich sie generell von ihr völlig verschieden sind; wobei immer wieder betont werden muß, daß die Voraussetzung einer einfachen Beziehung zwischen allen Waren und allem Geld eine ganz vorläufige, rohe und schematische ist. Daß die Ware und ihr Maßstab gleichen Wesens sein müssen, wäre eine richtige Forderung, wenn man eine einzelne Ware unmittelbar einem Geldwert gleich zu setzen hätte. Aber man hat ja bloß für Zwecke des Tausches und der Wertbestimmung das Verhältnis verschiedener (bzw. aller) Waren zueinander (also das Resultat der Division der einzelnen durch alle anderen) zu bestimmen und der Geldsumme, d.h. dem entsprechenden Bruchteil des wirksamen Geldvorrates gleichzusetzen; und dazu bedarf es nur irgendeiner numerisch bestimmbaren Größe. Wenn sich die Waren zu der Summe A aller verkäuflichen Waren verhält, wie a Geldeinheiten zu der Summe B aller vorhandenen Geldeinheiten: so ist der ökonomische Wert von n ausgedrückt durch a/B. Daß man dies meistens nicht so vorstellt, liegt daran, daß B ebenso wie A ganz selbstverständlich sind - weil ihre Wandlungen nicht leicht in unsere Wahrnehmung treten - und deshalb in ihrer Funktion als Nenner gar nicht besonders bewußt werden; was uns im einzelnen Falle interessiert, sind ausschließlich die Zähler n und a. Daher konnte die Vorstellung entstehen, daß n und a sich an und für sich, unmittelbar und absolut entsprächen, wozu sie allerdings gleichen Wesens sein müßten. Daß jener allgemeine, das Verhältnis überhaupt begründende Faktor in Vergessenheit geriete, bzw. nur tatsächlich, aber nicht bewußt wirkte, wäre ein Beispiel für einen der durchgreifendsten Züge der menschlichen Natur. Die beschränkte Aufnahmefähigkeit unseres Bewußtseins einerseits, die kraftsparende Zweckmäßigkeit seiner Verwendung andrerseits bewirkt, daß von den unzähligen Seiten und Bestimmungen eines Interessenobjekts immer nur eine geringe Zahl wirklich beachtet werden. Den verschiedenen Gesichtspunkten, von denen die Auswahl und Rangierung der bewußtwerdenden Momente ausgeht, entspricht es, daß diese letzteren in eine systematische Stufenfolge gegliedert werden können; dieselbe beginnt damit, daß von einer Reihe von Erscheinungen nur dasjenige, was ihnen allen gemeinsam ist, beachtet wird, an jeder nur die Grundlage, die sie mit den anderen teilt, ins Bewußtsein tritt; das entgegengesetzte Endglied der Skala bezeichnet es, wenn an jeder Erscheinung gerade nur das zum Bewußtsein kommt, was sie von jeder anderen unterscheidet, das absolut Individuelle, während das Allgemeine und Fundamentale unter der Schwelle des Bewußtseins bleibt. Zwischen diesen beiden Extremen bewegen sich in den mannigfaltigsten Abstufungen die Punkte, an welche sich, als an Seiten der Gesamterscheinungen, das höchste Bewußtsein heftet. Ganz durchschnittlich kann man nun sagen, daß theoretische Interessen das Bewußtsein mehr auf die Gemeinsamkeiten, praktische mehr auf die Individualität der Dinge hinweisen werden. Dem metaphysisch interessierten Denker verschwinden oft genug die individuellen Differenzen der Dinge als unwesentlich, bis er etwa an so allgemeinen Vorstellungen wie Sein oder Werden haften bleibt, die allen Dingen schlechthin gemeinsam sind. Umgekehrt verlangt das praktische Leben allenthalben, an den uns angehenden Menschen und Verhältnissen die Unterschiede, Eigenheiten, Nuancen mit schärfstem Bewußtsein aufzufassen, während die allgemein menschlichen Eigenschaften oder die gemeinsame Grundlage aller der fraglichen Verhältnisse als selbstverständlich keiner besonderen Aufmerksamkeit bedürfen, ja selbst eine solche sie sich oft nur mühsam klar machen kann. Innerhalb des Familienlebens z.B. bauen sich die Verhältnisse der Mitglieder untereinander bewußterweise auf der Erfahrung derjenigen persönlichen Qualitäten auf, durch welche sich jeder allen anderen gegenüber unterscheidet, während der allgemeine Familiencharakter gar kein Gegenstand besonderer Beachtung für die an ihm Teilhabenden zu sein pflegt, so wenig, daß oft nur Fernerstehende denselben überhaupt zu beschreiben vermögen. Das verhindert aber nicht, daß diese allgemeine und unbewußte Grundlage dennoch psychisch wirksam wird. Die individuellen Eigenschaften der Familienmitglieder werden tatsächlich sehr verschiedene Verhältnisse unter ihnen hervorrufen, je nach dem allgemeinen Charakter und Ton, der in der ganzen Familie herrscht; erst dieser gibt doch den freilich unbeachteten Untergrund ab, auf dem jene ihre eindeutig bestimmten Folgen entfalten können. Ganz dasselbe gilt für weitere Kreise. So sehr alle Verhältnisse zwischen Menschen überhaupt auf den besonderen Bedingungen beruhen, die jeder Einzelne hinzubringt, so kommen sie doch in ihrer bestimmten Art tatsächlich nur dadurch zustande, daß außer ihnen gewisse ganz allgemeinmenschliche Tatsachen und Voraussetzungen selbstverständlich vorhanden sind und gleichsam den Generalnenner bilden, zu dem jene individuellen Differenzen als die bestimmenden Zähler treten und erst so die Totalität des Verhältnisses erzeugen. Ganz dasselbe psychologische Verhältnis könnte nun bezüglich der Geldpreise obwalten. Die Gleichsetzung zwischen dem Werte einer Ware und dem Werte einer Geldsumme bedeutet keine Gleichung zwischen einfachen Faktoren, sondern eine Proportion, d.h. die Gleichheit zweier Brüche, deren Nenner einerseits die Summe aller Waren, andrerseits die Summe alles Geldes - beides natürlich noch erheblicher Determinationen bedürftig - eines bestimmten Wirtschaftskreises ist. Als Gleichung kommt sie dadurch zustande, daß diese beiden Summen aus praktischen Gründen a priori als einander äquivalent gesetzt werden; oder genauer: das praktische Verhältnis, in dem wir beide Kategorien handhaben, spiegelt sich im theoretischen Bewußtsein in der Form einer Äquivalenz. Allein, da dies die allgemeine Begründung aller Gleichungen zwischen einzelnen Waren und einzelnen Preisen ist, so kommt sie nicht zum Bewußtsein, sondern bildet zu jenen allein interessierenden und deshalb allein bewußten Einzelgliedern den unbewußt mitwirkenden Faktor, ohne den jene überhaupt nicht die Möglichkeit einer Beziehung hätten. Die ungeheure Wichtigkeit jener absoluten und fundamentalen Gleichung würde ihre Unbewußtheit so wenig unwahrscheinlich, ja eigentlich gerade so wahrscheinlich machen, wie es entsprechend in den angeführten Analogien der Fall ist.


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