I. [Widerlegung durch Verwandlung der unmittelbaren Äquivalenz zwischen der einzelnen Ware und der einzelnen Geldsumme in die Gleichheit zweier Proportionen: Gesamtwarenquantum einerseits, Gesamtgeldquantum andrerseits]
Dieser Überlegungsreihe stelle ich eine andere mit abweichendem Resultate gegenüber. Wir können allerdings in dem obigen Beispiel die Kraft des Windes, der den Baumzweig bricht, mit der der Hand, die dasselbe tut, nur insofern vergleichen, als diese Kraft in beiden qualitativ gleich vorhanden ist. Allein, wir können die Kraft des Windes auch an der Dicke des Zweiges messen, den er geknickt hat. Zwar drückt der geknickte Zweig nicht an und für sich schon das Energiequantum des Windes in demselben Sinne aus, wie der Kraftaufwand der Hand es ausdrücken mag; allein das Stärkeverhältnis zwischen zwei Windstößen und damit die relative Stärke des einzelnen ist wohl daran zu messen, daß der eine einen Zweig zerbrochen hat, den der andere noch nicht verletzen konnte. Und ganz entscheidend scheint mir das folgende Beispiel. Die ungleichartigsten Objekte, die wir überhaupt kennen, die Pole des Weltbildes, die aufeinander zu reduzieren weder der Metaphysik noch der Naturwissenschaft gelungen ist - sind materielle Bewegungen und Bewußtseinserscheinungen. Die reine Extensität der einen, die reine Intensität der anderen haben bisher keinen Punkt entdecken lassen, der allgemein überzeugend als ihre Einheit, gälte. Dennoch kann der Psychophysiker nach den Änderungen der äußeren Bewegungen, die als Reize unsere Sinnesapparate treffen, die relativen Stärkeänderungen der bewußten Empfindungen messen. Indem also zwischen den Quanten des einen und denen des anderen Faktors ein konstantes Verhältnis besteht, bestimmen die Größen des einen die relativen Größen des anderen, ohne daß irgendeine qualitative Beziehung oder Gleichheit zwischen ihnen zu existieren braucht. Damit ist das logische Prinzip durchbrochen, das die Fähigkeit des Geldes, Werte zu messen, von der Tatsache seines eigenen Wertes abhängig zu machen schien. Das ist freilich richtig: vergleichen kann man die Quanten verschiedener Objekte nur, wenn sie von einer und derselben Qualität sind; wo also das Messen nur durch unmittelbare Gleichung zwischen zwei Quanten geschehen kann, da setzt es Qualitätsgleichheit voraus. Wo aber eine Änderung, eine Differenz oder das Verhältnis je zweier Quanten gemessen werden soll, da genügt es, daß die Proportionen der messenden Substanzen sich in denen der gemessenen spiegeln, um diese völlig zu bestimmen, ohne daß zwischen den Substanzen selbst irgendeine Wesensgleichheit zu bestehen brauchte. Es lassen sich also nicht zwei Dinge gleich setzen, die qualitativ verschieden sind, wohl aber zwei Proportionen zwischen je zwei qualitativ verschiedenen Dingen. Die beiden Objekte m und n mögen in irgendeiner Beziehung stehen, die aber absolut nicht die der Qualitätsgleichheit ist, so daß unmittelbar keine von ihnen zum Maßstab für die andere dienen kann; die zwischen ihnen bestehende Beziehung mag die der Ursache und Wirkung, oder der Symbolik, oder des gemeinsamen Verhältnisses zu einem dritten oder was sonst sein. Es sei nun das Objekt angegeben, von dem ich weiß, daß es 1/4 m ist, es sei ferner das Objekt b gegeben, von dem man nur weiß, daß es irgendein Teilquantum von n ist. Wenn nun eine Beziehung zwischen a und b entsteht, welche der zwischen m und n entspricht, so folgt daraus, daß b gleich 1/4 n sein muß. Trotz aller Qualitätsungleichheit und Unmöglichkeit eines direkten Vergleiches zwischen a und b ist es so doch möglich, die Quantität des einen nach der des anderen zu bestimmen. So besteht z.B. zwischen einem gewissen Quantum von Speisen und dem momentanen Nahrungsbedürfnis, zu dessen völliger Stillung es ausreichen würde, gewiß kein Gleichungsverhältnis; allein, wenn so viel Speisen gegeben sind, daß gerade die Hälfte jenes Bedürfnisses dadurch befriedigt wird, so kann ich demnach unmittelbar bestimmen, daß dieses verfügbare Quantum gleich der Hälfte jenes ersteren ist. Unter solchen Umständen genügt also das Bestehen eines Gesamtverhältnisses, um die Quanten der Glieder aneinander zu messen. Wenn es nun möglich ist, das Messen der Objekte am Gelde als ein nach diesem Schema erfolgendes anzusehen, so ist die direkte Vergleichbarkeit beider und damit die logische Forderung des Wertcharakters des Geldes selbst insoweit hinfällig.