Bologna, Giovanni da, ein berühmter Bildhauer, geb. zu Douai 1524, gest. 1608 zu Florenz, erlernte die Kunst bei seinem Vater, der gleichfalls Bildhauer war, und dem um die Entwicklung der Bildhauerkunst in den Niederlanden verdienten J. de Breuk, begab sich aber schon in seinem zwanzigsten Jahre nach Rom, arbeitete daselbst zwei Jahre lang unter Michelangelo und ließ sich sodann in Florenz nieder, wo sich ihm ein bedeutender Wirkungskreis öffnete und er die Meisterwerke schuf, die seinen Ruf als Bildhauer für alle Zeiten begründeten. Fast in allen Städten Italiens, ja Europas, stritt man sich, Arbeiten von ihm zu besitzen und es ist beinahe unglaublich, welche große Anzahl von Werken er in seinem, allerdings langen, Leben ausgeführt. Er wurde vom Papst mit dem Christusorden beschenkt und vom Kaiser in den Adelstand erhoben. In der von ihm gestifteten und mit Marmorstatuen und Bronzereliefs reich verzierten Kapelle der Kirche S. Annunziata zu Florenz ruhen seine Gebeine. Seine Hauptwerke sind: Merkur und Psyche (jetzt in Versailles); der Sieg Simsons über die Philister; Mars auf einem Delphin stehend, auf dem Marktbrunnen zu Bologna; die kolossale Gruppe des Oceanus und der drei großen Stromgötter auf dem Brunnen der Insel im Garten Boboli, eine Prachtdekoration ersten Ranges; zwei kolossale Statuen und einige Basreliefs an einem Altar im Dom zu Lucca; die berühmte Gruppe des Raubes der Sabinerinnen1) in der Loggia de' Lanzi zu Florenz; Herkules und Nessus, ebendaselbst; der fliegende, von einem Windstrahl getragene Merkur,2) in den Uffizien zu Florenz, eine Statue, die an schöner lebensvoller Bildung Alles übertrifft, was Giovanni geschaffen; die kolossale Statue des Apennin in Pratolino; das bronzene Standbild des heil.Lucas in Orsanmicchele (1561); der prachtvolle figurenreiche bronzene Brunnen mit dem Neptun, auf dem großen Platze zu Bologna (1564); die Stadt Florenz, den besiegten Feind zu ihren Füßen, eine allegorische Gruppe; die bronzene Reiterstatue Cosimo 1.,3) auf der Piazza del Granduca zu Florenz, ein Meisterwerk Giovannis (1588); eine Abundanzia im Garten Boboli daselbst; die bronzenen Statuen des heil. Antonius, in der Kapelle des St. Marco in Florenz; ebendaselbst an den Ecken des Altars vier Engel, sowie die marmornen Statuen des heil. Dominicus, Johannes des Täufers, St. Thomas von Aquin, der h. h. Antonius und Philippus, bei welchen Arbeiten ihm sein Schüler Francavilla behilflich war; Herkules wie er den Centaul bekämpft (1599); drei Statuen von Fürsten aus dem Hause Medici zu Florenz; die Reliefs an der Haupttüre des Domes von Pisa; sechs kleinere Bronzestatuen von Göttern und Göttinnen (in den Uffizien zu Florenz); die berühmten Thore der Hauptkirche zu Pisa; die Reiterstatue Ferdinands I., auf Piazza dell' Annunziata in Florenz; Heinrich IV. von Bronze, auf dem Pont-neuf zu Paris (von Cosimo II. der Regentin Maria von Medicis zum Geschenk gemacht, wurde in der französischen Revolution zertrümmert); die Marmorstatue Cosimos I., auf Piazza de' Cavalieri in Pisa und die Ferdinands I. am Lugarno; die Reiterstatue Philipps III. von Spanien, von Bronze (jetzt in Casa del Campo bei Madrid). Die letzteren Werke wurden indessen erst nach dem Tode des Künstlers vollendet. — Giovanni da Bologna ist einer der talentvollsten und werktätigsten Nachfolger des Michelangelo. Er ist freier von Manier und Übertreibung als Bandinelli und die übrigen künstlerischen Zeitgenossen, zeigt ein sehr glückliches Talent für schöne Anordnung und Sinn für wirksame Gesamtumrisse, verrät genaue Kenntnisse der Anatomie und wusste seine Werke meisterhaft auszuführen. Aber trotz aller Kühnheit und Schönheit der Linien, des Baues und der Darstellung überhaupt ist der geistige Inhalt zu leer, das Lebensgefühl beschränkt sich meistens nur auf das Motiv und die Formenbildung ist eine zu allgemeine.
1) Abgebildet in den Denkmälern der Kunst. Atlas zu Kuglers Handb. der Kunstgesch. Taf. 90, Fig. 2.
2) Ebendaselbst. Taf. 90, Fig. 3.
3) Ebendaselbst. Taf. 66, Fig. 3.