Arthur Young


Als der bekannte englische Agronom Arthur Young in den siebziger Jahren des vorigen Jahrhunderts Irland bereiste, wußte er nicht, worüber er mehr erstaunen sollte: über die natürliche Fruchtbarkeit des Bodens oder über dessen barbarische Behandlung durch die Bauern. "Ein leichter, trockner, weicher, sandiger Lehmboden" herrscht vor, wo das Land überhaupt gut ist. Im "goldnen Tal" von Tipperary und auch anderswo fand er

"denselben sandigen, rötlichen Lehm, den ich schon beschrieben habe, unvergleichliches Land für den Ackerbau". Von da in der Richtung auf Clonmel "den ganzen Weg, durch denselben üppigen Strich roten sandigen Lehms, den ich so oft erwähnt habe; ich untersuchte ihn in verschiedenen Feldern und fand, daß er von außerordentlicher Fruchtbarkeit war und so schönes Rübenland, wie ich je gesehen."

Ferner:

"Das reichtragende Land erstreckt sich von Charleville am Fuß der Berge bis Tipperary" (Stadt) über Kilfenann, eine Linie von 25 Meilen Länge, und in der Breite von Ardpatrick bis 4 Meilen vor Limerick - 16 Meilen." - "Der üppigste Boden ist in den 'Corcasses' am Flusse Maigue, bei Adare, ein Strich 5 Meilen lang und 2 Meilen breit bis an den Shannon hinunter ... Wenn dies Land umgepflügt wird, so säet man zuerst Hafer und erhält 20 Fässer" (zu 14 stone = 196 Pfund das Faß) "oder 40 gewöhnliche Fässer per Acre, und dies gilt für keine besonders reichliche Ernte; man fährt fort mit Hafer 10-12 Jahre ohne Unterbrechung, bis die Ernten magerer werden; dann säet man einmal Bohnen, und dadurch wird der Boden so aufgefrischt, daß man wieder zehn Ernten Hafer hintereinander aus ihm herausschlagen kann; die Bohnen ertragen sehr gut. Hat man je von solchen Barbaren gehört?"

Ferner bei Castle Oliver, Grafschaft Limerick:

"Der beste Boden hierzulande ist am Fuß der Gebirge; es ist ein üppiger, weicher, krümelnder, fauliger, sandiger Lehm, anderthalb bis drei Fuß dick, von rötlich-brauner Farbe. Es ist trocknes Land und würde sich vortrefflich eignen für Rüben, gelbe Rüben, Kohl, in einem Wort für irgend etwas. Alles in allen halte ich ihn für den fruchtbarsten Boden, den ich je gesehn; er ist für jeden erdenklichen Zweck brauchbar. Man kann den größten Ochsen darauf mästen, aber dieser Boden ist auch ebenso gut für Schafe, für den Ackerbau, für Rüben, für Weizen, für Bohnen, für irgend etwas. Man muß den Boden selbst untersuchen, ehe man glauben kann, daß ein Land von so bettelhaftem Aussehn so reich und fruchtbar sein kann."

Am Blackwater-Fluß bei Mallow

"sind flache Striche, bis zu 1/4 Meile breit, wo das Gras überall ausgezeichnet schön steht. Es ist der prächtigste Sandboden, den ich je gesehn, rotbräunlich, und wenn umgepflügt, würde er die reichlichsten Ernten in der Welt geben. Er ist fünf Fuß dick, und obwohl man ihn in gute Ziegel umbrennen kann, ist es doch vollkommener Sand. Die Ufer dieses Flusses, von der Quelle bis zum Meer, sind gleich merkwürdig wegen ihrer landschaftlichen Schönheit wie wegen ihrer Fruchtbarkeit." - "Krümelnder, sandiger Lehm, trocken aber fruchtbar, ist sehr häufig und macht den besten Boden im Lande aus für Ackerbau wie für Schafe. Tipperary und Roscommon sind besonders reich daran. Am fruchtbarsten von allen sind die Ochsentriften von Limerick und am Ufer des Shannon, in Clare, die sogenannten Corcasses ... Sand, so häufig in England und noch häufiger durch ganz Spanien, Frankreich, Deutschland und Polen - durchweg von Gibraltar bis Petersburg - findet sich in Irland nirgends außer an schmalen Dünenstreifen an der Küste. Auch habe ich nirgendwo von Kreideboden je etwas gesehen oder gehört."4)

Youngs Urteil über den Boden Irlands faßt sich in folgenden Sätzen zusammen:

"Wenn ich die Kennzeichen eines ausgezeichneten Bodens angeben sollte, so würde ich sagen: der Boden, auf dem man einen Ochsen mästen und ebensogut eine gute Rübenernte erzielen kann. Nebenbei gesagt, fällt mir wenig oder gar kein solches Land in England ein, in Irland dagegen ist es nicht ungewöhnlich." (II, p. 271.) - "Die natürliche Fruchtbarkeit, Acre gegen Acre gerechnet, ist entschieden zugunsten Irlands." (II, 2. Abteilung, p. 3.) "Soweit ich über den Boden der beiden Königreiche urteilen kann, verdient der von Irland bei weitem den Vorrang." (II, 2. Abteilung, p. 12.)

 

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4) "A Tour in Ireland" by Arthur Young. 3 vols. London 177[...] Obige Stellen finden sich Band II, pp. 28, 135, 143, 154, 165 und II. Abteilung, p. 4.


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