Edward Wakefield
1808-1810 bereiste Edward Wakefield, ein ebenfalls mit der Agronomie vertrauter Engländer, Irland und legte die Resultate seiner Beobachtungen in einem sehr wertvollen Werk nieder.5) Seine Bemerkungen sind besser geordnet, übersichtlicher und vollständiger als die in Youngs Reisewerk; im ganzen aber stimmen beide.
Wakefield findet in der Bodenbeschaffenheit Irlands im ganzen wenig Verschiedenheit. Sand kommt nur an der Küste vor (er ist so selten im Innern, daß große Mengen Seesand ins Innere verfahren werden, um den Torf und Lehmboden damit zu verbessern), Kreideboden ist unbekannt (die Kreide in Antrim ist, wie schon erwähnt, mit einer Basaltschicht bedeckt, deren Verwitterungsprodukte eine äußerst fruchtbare Ackerkrume abgeben Kreide liefert in England den schlechtesten Boden), "und zähen Kleiboden, wie man ihn in Oxfordshire, in einigen Teilen von Essex und im ganzen oberen Suffolk findet, habe ich in Irland nie finden können". Die Iren nennen jeden lehmigen Boden Klei (clay); es möge wohl den richtigen Klei auch in Irland geben, aber jedenfalls nicht an der Oberfläche wie in einigen Teilen Englands. Kalkstein oder Kalkgeröll finde sich fast überall; "Kalkstein ist ein nützlicher Artikel und läßt sich in eine Quelle des Reichtums verwandeln, die immer mit Vorteil anzuwenden ist." Berge und Torfmoore reduzieren freilich die fruchtbare Oberfläche bedeutend. Im Norden sei wenig fruchtbares Land; doch auch hier finden sich in jeder Grafschaft äußerst üppige Täler, und selbst im äußersten Donegal, unter den wildesten Bergen, traf W. unerwartet einen sehr reichtragenden Strich. Der starke Flachsbau im Norden allein sei schon ein genügendes Anzeichen von Fruchtbarkeit, da diese Pflanze in armem Boden nie gedeiht.
"Ein großer Teil des Bodens in Irland trägt einen üppigen Graswuchs, der ziemlich dicht auf dem Kalkfelsen aufsitzt. Ich habe Ochsen von vierzehn Zentnern gesehen, die sich rasch mästeten auf einem Boden, der nur wenige Zoll tief war und auf dem selbst in der nassesten Jahreszeit ein Pferdehuf keinen Eindruck zurückließ. Dies ist eine Seite des reichen Bodens von Irland, er findet sich in ganz Roscommon, in einigen Teilen von Galway, Clare pp. Andre Gegenden wieder weisen den reichsten Lehmboden auf, den ich je durch einen Pflug umgestürzt sah; dies ist der Fall besonders in ganz Meath. Wo solcher Boden vorkommt, da ist seine Fruchtbarkeit so augenscheinlich, daß es einem dünkt, die Natur habe vorgehabt, die Einwohner für ihr plumpes Kultursystem zu entschädigen. - An den Ufern des Shannon und Fergus ist das Land wieder von andrer Art, aber gleich ergiebig, obwohl die Oberfläche fast wie ein Sumpf aussieht. Diese Gegenden heißen die 'Caucasses'" (so schreibt W. im Gegensatz zu Young); "der Unterboden ist ein feiner blauer, von der See abgelagerter Lehm, der gleiche Eigenschaften mit der Ackerkrume zu haben scheint; denn dieser Boden ist durch kein noch so tiefes Pflügen zu ruinieren. - In den Grafschaften Limerick und Tipperary kommt wieder eine andre Art reichen Bodens vor: ein dunkler, krümelnder, trockner, sandiger Lehm, der mehrere Jahre hintereinander Korn tragen würde, hielte man ihn nur rein von Unkraut. Er eignet sich gleich gut für Ackerland oder Viehtrift, und, wie ich zu behaupten wage, selten wird ihm ein Jahr zu naß oder ein Sommer zu trocken sein. Die Ergiebigkeit dieses Bodens erklärt sich zum Teil daraus, daß der Regen Bodenteile von den Höhen abreißt und im Tal ablagert. Der Unterboden ist kalkig, so daß der allerbeste Dünger bereits von unten dem ganzen Strich einverleibt ist, ohne den Bauern irgendwelche Arbeit zu machen." (I, p. 79, 80.)
Wenn ein zäherer Lehm, in nicht sehr dicker Lage, dem Kalkfels unmittelbar aufliegt, so taugt das Land zum Ackerbau nicht und trägt nur elende Ernten Korn; aber es gibt vortreffliche Schafweiden ab, die es immer mehr verbessern, ein dichtes Gras, vermischt mit weißem Klee und ...|In der Handschrift Auslassung, bei Wakefield: wilder Bibernelle| erzeugen. (I, p. 80.)
Im Westen, namentlich in Mayo, kommen nach Dr. Beaufort 6) viele turloughs vor größere oder kleinere flache Stellen, die, ohne sichtbare Verbindung mit Bächen oder Flüssen, im Winter sich mit Wasser bedecken, das im Sommer durch unterirdische Spalten der Kalkfelsen abfließt und einen üppigen, festen Weideboden hinterläßt.
"Außer den Caucasses", fährt Wakefield fort, "findet sich der beste Boden in Irland in den Grafschaften Tipperary, Limerick, Roscommon, Longford und Meath. In Longford gibt es ein Pachtgut (Granard Kill), das acht Kartoffelernten nacheinander ohne Dünger hervorgebracht hat. Einige Teile von Cork sind ungewöhnlich fruchtbar, und im ganzen kann man sagen, daß Irland Boden von ausgezeichneter Qualität besitzt, obgleich ich nicht so weit gehen kann wie manche Schriftsteller, die der Ansicht sind, daß er, Acre gegen Acre gerechnet, entschieden besser sei als der von England." (I, p. 81.)
Letztere Bemerkung, die gegen Young gerichtet ist, beruht auf einem Mißverständnis des oben zitierten Youngschen Ausspruchs. Young sagt nicht, daß der Boden Irlands ergiebiger sei als der Englands, beide genommen in ihrem jetzigen Kulturstande, der natürlich in England weit höher ist; Young sagt nur, daß die natürliche Fruchtbarkeit des Bodens in Irland größer sei als in England, und dies bestreitet Wakefield nicht geradezu.
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5) "An Account of Ireland, Statistical and Political." By Edward Wakefield. London 1812, 2 vols. in 4º.
6) Beaufort, Revd. Dr., "Memoir of a Map of Ireland", 1792, p. 75, 76. Zitiert bei Wakefield, I, p. 36.