Nach Nestroy
»Die Welt steht auf kein’ Fall mehr lang«
(Lumpazivagabundus)
Es is kein’ Ordnung mehr jetzt in die Stern’,
D’ Kometen müßten sonst verboten wer’n;
Ein Komet reist ohne Unterlaß
Um am Firmament und hat kein’ Paß;
Und jetzt richt’ a so a Vagabund
Uns die Welt bei Butz und Stingel z’grund.
Aber lass’n ma das, wie’s oben steht,
Auch unt’ sieht man, daß’s auf n Ruin losgeht.
»Ja, a Kontroll’ muß halt sein, sonst gibt’s kein’ Kredit!«
So hab’n s’ g’sagt, doch sie wer’n mit uns anders noch quitt.
Was ein richtiges Schaf is, gibt auch so seine Woll’:
Jetzt krieg’n ma an’ Dreck und dazu a Kontroll’!
Da wird einem halt angst und bang,
Die Welt steht auf kein’ Fall mehr lang lang lang lang lang lang
Die Welt steht auf kein’ Fall mehr lang.
Am Himmel is die Sonn’ jetzt voll Kapriz,
Mitten in die Hundstag’ gibt’s kein’ Hitz;
Und der Mond geht auf so rot, auf Ehr’,
Nicht anderster, als wann er b’soffen wär’;
Die Millistraßen oben, die verliert ihren Glanz,
Die Milliweiber ob’n verpantschen s’ ganz.
Aber lass’n ma das — herunt’ geht’s bunt,
Herunt’ schon sieht man’s klar, die Welt geht z’grund.
Ich war jüngst im Theater, das vergesse ich nie,
Vom Stück weiß ich nix mehr, aber von der Regie!
Überm Orchester war a Steg und auf der Bühne a Treppen
Und g’spielt hab’n s’ wie die Trotteln und applaudiert hab’n die Teppen.
Da wird einem halt angst und bang,
Die Welt steht auf kein’ Fall mehr lang lang lang lang lang lang
Die Welt steht auf kein’ Fall mehr lang.
Der Mondschein, da mög’n s’ einmal sag’n, was s’ woll’n,
Ich find’, er is auf einer Seiten g’schwoll’n;
Die Stern’ wer’n sich verkühl’n, ich sag’s voraus,
Sie setzen sich zu stark der Nachtluft aus;
Der Sonn’ ihr’ G’sundheit is jetzt auch schon weg,
Durch’n Tubus sieht man’s klar, sie hat die Fleck’.
Aber lass’n ma das, was oben g’schiecht,
Herunt’ schon sieht man, ’s tut’s in d’ Länge nicht.
Nein, das wird sich nicht halten, wir brauchen an’ Herrn,
Denn fürs Vaterland sterben die Leut’ halt so gern.
Wann wir erst einen Kaiser hab’n, da is nacher ka Kunst,
Dann krieg’n ma das Fleisch und die Butter umsunst.
Nach’m Kaiser is uns halt schon bang,
Denn dann steht d’ Welt g’wiß noch recht lang lang lang lang lang lang
Denn dann steht d’ Welt g’wiß noch recht lang.
Die Fixstern’, sag’n s’, sind alleweil auf ei’m Fleck,
’s is erlog’n, beim Tag sind s’ alle weg;
’s bringt jetzt der allerbeste Astronom
Kein’ saubre Sonnenfinsternis mehr z’samm’;
Die Venus kriegt auch ganz eine andre G’stalt,
Wer kann davor, sie wird halt a schon alt.
Aber wenn auch ob’n schon alles kracht,
Herunt’ is was, was mir noch Hoffnung macht.
Die Bankschieber, die retten uns — doch ziagt es sich hin.
Zuerst legen s’ uns hinein und so lieg’n ma halt drin.
Dann retten s’ uns wieder — da is’s wieder aus.
Da hab’n s’ g’sagt, ja die Notenbank, die reißt uns heraus.
Bis zur Rettung, da brauch’n ma noch lang —
Sie schieben sie halt auf d’ lange Bank Bank Bank Bank Bank Bank
Sie schieben sie halt auf d’ lange Bank.
Mit den Himmelszeichen, da is’s auch a G’schicht’,
Der Schütz trifft halt den Löwen noch immer nicht;
Der Wassermann in so viel tausend Jahr’,
Hat die Fisch’ halt noch nicht g’fangt, ’s is wahr;
Mit der Jungfrau, da is’s auch a Sach’,
’s rennen ihr so stark die Zwilling’ nach.
Aber lass’n ma das, was oben passiert,
Herunt’ geht’s zu, daß ei’m fast übel wird.
Wie der Wiener neulich unterging, schön langsam halt ging’s,
Und der Wachmann bei der Oper, der rief: Bitte links!
Ja so geht das nicht, das geht ja drüber und drunter,
Jetzt gehn S’ noch amal zruck und erst nacher gehn S’ unter!
Ja, da wird einem halt angst und bang
Bei so einem U — unter — gang gang gang gang gang gang
Bei so einem U — unter — gang.
Da hab’n s’ oben im Tierkreis sich zusammeng’funden,
Dem Stier den großen Bären aufgebunden.
Ja was fallt denn denen ein, der fallt nicht ’rein:
Der Stier wird doch am End’ kein Wolff nicht sein!
Doch ginget man der Sache auf den Grund,
So is g’wiß der große Hund ein Grubenhund.
Dahinter steckt, das is doch klar, der Schütz —
In unserm Tierkreis macht er noch viel bessre Witz’.
Beim nächsten Erdbeben gibt’s wieder a paar Stoß’,
Da nimmt der Schuster die Bussole und schreibt’s in die Press’.
Denn das ist nun einmal so der irdische Lauf:
Wenn die Welt untergeht, sitzt die Presse doch auf
Da lachen die am Sirius sich krank,
Weil ’s wieder einmal so gelang lang lang lang lang lang
Weil ’s wieder einmal so gelang.
Die Herrn Kollegen, die von meinem Fach,
Die entdecken neue Stern’ und denken nach,
Wie so ein Stern, den selbst am lichten Tag
Man doch nicht sehen kann, wohl heißen mag.
Ich bitt’, wie können s’ denn mit ihrem Geist
Herauskrieg’n, daß a Stern grad Zita heißt!
Ich glaub’s ja selbst, daß sich das Firmament
Nach allem Allerhöchsten gern benennt.
Das haben die Sterne am Himmel so gern,
Im Herzen sind s’ doch Monarchisten die Stern’;
In der Republik gibt’s kein’ Orden, das hat keinen Reiz,
Und gibt es kein Sternkreuz, so is’s für ein’ Stern halt ein Kreuz.
Da wird ihnen halt angst und bang —
Die Republik steht auf kein’ Fall mehr lang lang lang lang lang lang
Die Republik steht auf kein’ Fall mehr lang.
’s geht droben drunter und drüber, das is gewiß,
Es scheint, daß ’s jedem Stern schon schnuppe is.
Herunt’ hat man zu wenig Angst davor,
Wie wir mit Bomben, schmeißen s’ mit die Meteor’.
So mancher Glücksstern hat schon lang kein Glück,
Der Merkur gibt ’s G’schäft auf und der Krebs geht z’rück.
Doch kennt kein Fixstern und auch kein Planet
Nicht unsre Pleite und nicht unser Gfrett.
Was wir immer projektieren, so lautet ’s Programm:
Da kann man nix machen und die G’schicht geht net z’samm.
Uje, da gäb’s Strophen zu diesem Kuplet!
Doch denk ich mir lieber: Euer Gnaden wissen eh.
’s is g’scheiter, ich hör auf mit dem G’sang —
Denn sonst dauert’s am End noch zu lang lang lang lang lang lang
Sonst dauert’s am End noch zu lang.