Nach Nestroy
»Ja, die Zeit ändert viel«
(Der Talisman)
Wer hat nicht den glorreichen Helden gekannt,
Wie sein Zigarrl steckt er eine Ortschaft in Brand.
Die Mannschaft war ihm gut genug zum krepieren,
Derweil sich die Herrn in der Mess’ amüsieren.
Ja, damals war’s bunt, aber nacher wird’s bunter,
Beim Umsturz da reißen s’ die Stern’ ihm herunter.
Jetzt is er ein einfacher Schieber in Zivil.
Ja, die Zeit ändert viel.
Kam’ einer aus’m Grab heut, der erlebt’ allerhand!
Um den Preis einer Villa fahrt er jetzt auf das Land.
Den Zins in der Stadt zahlt er mit ein’ Packl Zigarren,
Aber um a paar tausend Kronen kriegt er erst einen Schmarren.
Mit’n Aufhängen gehts nicht, dazu is er zu stier,
Und außerdem sein ja die Strick’ aus Papier.
Nur die Regierung is ihr Geld wert. Sie druckt, wie viel s’ will.
Ja, die Zeit ändert viel.
Jetzt sieht man Gestalten in unserem Wien,
Die sind g’wiß von der Hölle direkt ausgespien.
Bevor diese Erde in Brand aufgegangen,
Haben s’ irgendwo unten ganz klein angefangen.
Jetzt sind sie obenauf, und vom Felde der Ehre,
Wo die andern begraben, beginnt ihre Karriere.
Jetzt sitzen s’ in Logen, fahren im Automobil.
Ja, die Zeit ändert viel.
Es hat einer einst alles reiflich erwogen.
Drauf sind Millionen zur Schlachtbank gezogen.
Ja, das ghört sich, daß die Völker fürs Vaterland sterben,
Denn nur so kann es sich ein Prestige ja erwerben.
Jetzt, wo sie statt dessen ein bißl Fleisch dürfen suchen —
Ja, jetzt möcht man doch glauben, daß sie die Betrüger verfluchen?
Konträr, sie ersehnen sie tränenden Blicks.
Nein, die Zeit ändert nix!