Offener Brief
Offener Brief überschreibt Jahn im Jahre 1836 die Einleitung zu einer Streitschrift und erklärt darin seinem Freunde Karl Euler: „Auf mehrere Briefe bin ich Dir Antwort schuldig geblieben, und da ich endlich wohl mal antworten musste, .. so kann ich doch bei meiner schweren Hand die Zeit dazu nicht anders erübrigen, als einen offenen Brief an Dich drucken zu lassen. Das erspart mir eine Vorrede.“ Zum wirklichen Schlagwort indessen ist wohl der Ausdruck erst seit dem 8. Juli 1846 geworden, als König Christian VIII. von Dänemark den von Bernh. Ernst von Bülow entworfenen Offenen Brief in die Welt hinaussandte, worin er seine Ansprüche aus die Elbherzogtümer verfocht und durch seine Auffassung von der Ungeteiltheit der dänischen Gesamtmonarchie in ganz Deutschland einen Sturm der Entrüstung erregte. Vergl. Geibels Protestlied 2, 84 f.: „Es hat der Fürst vom Inselreich Uns einen Brief gesendet.“ Und K. Heinzen, Teutsche Rev. (1847) S. 335 bezeugt: „Der Lärm, den der offene Brief in Teutschland hervorgerufen, erinnert sofort an die Rheinliedsperiode.“
Als Aufruf zur Heeresfolge freilich ist die Wendung alt. Siehe Goethes Reineke Fuchs, 5. Ges. Vers 106 f.: „Braun und Isegrim sandten sofort in manche Provinzen Offene Briefe, die Söldner zu locken.“