Überbrettl
Überbrettl benannte Grust von Wolzogen sein im Jahre 1901 eröffnetes Literatur-Variété-Theater, das als künstlerisches Tingeltangel dem Publikum angewandte Lyrik vorführen und dadurch dem Unterhaltungsbedürfnis in höherem, ästhetischem Sinne genügen sollte. Diese Idee soll eine Nachahmung der cabarets artistiques des Montmartre sein und wurde zuerst von Jul. Bierbaum in seinem Roman „Stilpe“ (1897) S. 354 ff. ausgesprochen, wo es unter anderem heißt: „Lassen sie uns ein Variété gründen als ästhetiscshe Anstalt im weitesten Sinne, als Trägerin und Verkörperung all der heute so üppig sich entfaltenden Richtungen in den Künsten, als Schaubühne des Schönen für Auge, Ohr und Gemüt, und sie werden sehen, dass sie sich an einer wahrhaft kulturellen und zugleich eminent praktischen Tat beteiligt haben.“ Derselbe Dichter versichert nun, so sehr es ihm gefällt, diese Idee aus der Welt des Romans in die Wirklichkeit umzusetzen, dass er freilich gegen den Namen der neuen Bühne einige Bedenken nicht unterdrücken könne. Siehe Vorrede zu den Deutschen Chansons (Sept. 1900) S. XIII: „Er will es „Überbrettl“ heißen, und das klingt mir wie ein Witz, der allzuleicht die Meinung erzeugen kann, als handle es sich auch mit der Sache selber nur um den witzigen Einfall eines Dichters.“ so lösten in der Tat das gern bespöttelte Programmwort allmählich Synonyma wie Buntes Theater oder Intimes Theater ab.