Überwundener Standpunkt
Überwundener Standpunkt. Dieser selbstbewusste Ausdruck einer vorwärtsschreitenden Zeit (Meyer S. 71 f.) entstammt sicher der Hegelschen Terminologie. Seit 1838 ist er nachweisbar. Ernst von der Haide S. 96 lehrt: „Als der große David Strauß seine welthistorische Kritik schrieb, jener echte Sohn Hegels, als er den negativen Punkt in die Theologie pflanzte, darin aber in Wahrheit ein Springquell ewigen Lebens ruht, da schrieen die Buchstabenphilosophen Mord und Tod von Apostasie, von Rückfall auf überwundene Standpunkte, was in der Tat nur sie selber traf.“
Beachtenswert ist dazu eine Äußerung des viel befehdeten Bibelkritikers Strauß selbst in seiner Streitschrift „Die Halben und die Ganzen“ (1865) S. 67 f.: „"Schon längst in ein anderes Stadium getreten“ — woran erinnert mich diese Redensart? Richtig — es ist auch schon eine Weile her und indessen abermals gar Manches in ein anderes Stadium getreten — seit unter der Sturm- und Drangperiode der Hallisch-Deutschen Jahrbücher die Phrase vom „überwundenen Standpunkt“ im Schwange ging. Damit wurde von jenen Männern des Galoppschritts kurzer Hand jeder zu den Toten geworfen, der nicht mit ihnen schnell wie die Toten reiten mochte.“
Vergl. außer Gombert ZfdW. 2, 309 f. nur noch eine Äußerung von Rodbertus (bei Lassalle 2, 10), welcher geradezu von einem sprichwörtlich gewordenen „überwundenen Standpunkt“ spricht.