Radau
Radau, ein seit den siebziger Jahren des 19. Jahrhunderts aus der Berliner Straßensprache in die Zeitungen eingegangenes und rasch weiter verbreitetes Scheltwort öffentlichen Lärms. Zu den von Sanders, Ergb. S. 402 ausgeführten Zusammensetzungen und Ableitungen (radauen, Radauer) vergl. namentlich Kluge, Rotwelsch 1, 428, der aus einem in den achtziger Jahren erschienenen Buch als Ausdrücke der Kundensprache verzeichnet: „Radau = Lärm, Geschrei; Radau blasen = Lärm machen; Radaubruder = ein gewohnheitsmäßig Lärmender.“ Als Schlagwortausdrücke erscheinen außer dem zuletzt genannten vor allem noch „Radaublättchen“ in den Grenzboten 1891, 1. Viertelj. S. 281 und „Radau-Antisemiten“ bei Bierbaum, Stilpe S. 305, während das Simplex, allmählich eine ziemlich farblose Bezeichnung auch ganz harmloser Unruhe geworden ist.