Edle Einfalt und stille Größe
Edle Einfalt und stille Größe proklamierte J. J. Winkelmann in seiner Erstlingsschrift: „Gedanken über die Nachahmung der griechischen Werke in der Malerei und Bildhauer-Kunst“ (1755) als das Schönheitsevangelium der griechischen Kunst und regte damit eine lebhafte Diskussion an, wie gleich der Beginn von Lessings Laokoon zeigt. Die dort zitierte berühmte Stelle lautet im Neudruck des Schriftchens in den Deutschen Lit.-Denkm. Nr. 20, S. 24: „Das allgemeine vorzügliche Kennzeichen der Griechischen Meisterstücke ist endlich eine edle Einfalt, und eine stille Größe, so wohl in der Stellung als im Ausdruck. So wie die Tiefe des Meeres allezeit ruhig bleibt, die Oberfläche mag noch so wüten, eben so zeigt der Ausdruck in den Figuren der Griechen bei allen Leidenschaften eine große und gesetzte Seele.“ Und als ergänzende Ausführung dazu S. 26 f.: „Die edle Einfalt und stille Größe der Griechischen Statuen ist zugleich das wahre Kennzeichen der Griechischen Schriften aus den besten Zeiten; der Schriften aus Sokrates Schule, und diese Eigenschaften sind es, welche die vorzügliche Größe eines Raphaels machen, zu welcher er durch die Nachahmung der Alten gelangt ist.“ Vergl. auch Erwin Kirchers Angaben in der ZfdW. 4, 15 f.