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Emporkömmling

Emporkömmling scheint eine in den achtziger Jahren des 18. Jahrhunderts geprägte Verdeutschung des gleichbedeutenden französischen Schlagwortes parvenu zu sein. Wenigstens zitiert Gombert, Festgabe, ein Zeugnis, worin dieses Neuwort noch beanstandet wird. Ein Kanzleisekretär Brandes nämlich rechtfertigt in der Berliner Monatsschrift 1787, 397 eigens die Anwendung des Fremdworts Parvenu: „Man verzeihe das französische Wort. Emporkömmling für Parvenu klingt zu gezwungen und ist nur von Einem Schriftsteller gebraucht worden.“

Es liegt nahe, dabei an den von Lampe mehrfach im Zusammenhang mit diesem Stichwort erwähnten Historiker Posselt oder auch an Wächter zu denken. Die Zurückhaltung, welche man dem Ausdruck gegenüber noch einige Zeit beobachtet, zeigen Ramler, Beitr. zur deutschen Sprachkunde 2, 81 (1796) und Lampe, Wb. 1, 905 (1807) durch Glossierung mit parvenu noch deutlich genug. Auch Arndt überschreibt „Geist der Zeit“ 1, 386 ff. (1806) noch einen Abschnitt über Napoleon, den er bei späterer Wiederholung getrost „Der Emporkömmling“ betitelt, vorsichtig „Der Emporgekommene“.

In den folgenden Jahren häufen sich die Belege mannigfach. Immermann, Börne, Heine, Rückert usw. möchten offenbar den Ausdruck nicht entbehren. Vor allem aber verlieh Napoleon III. dem Worte neue Kraft, indem er sich selbst damit bezeichnete. So erwähnt das Volksbl. vom 15. Nov. 1854 den „Wunsch des Emporkömmlings (da er sich selbst so nennt, so würde selbst Herr Polizeipräsident von Hinkeldey keine Verletzung „befreundeter Mächte“ darin erblicken, wenn wir ihn so nennen) — der Wunsch des Emporkömmlings, durch irgend eine Verbindung aus der unangenehmen Isoliertheit herauszukommen.“

So fest sich also das Stichwort Emporkömmling einbürgerte, das fremde Vorbild vermochte es doch nicht zu verdrängen, da es dessen besonderen Gefühlswert mit all den Schattierungen von kühl überlegener Ironie bis zum schneidendsten Hohn nicht völlig zu ersetzen vermag. Speziell für Napoleon I. war das heftige Scheltwort vom Korsenparvenu geprägt worden, das seine Schlagkraft bis in unsere Tage bewiesen hat. Vgl. Gaudy 3, 76 „dem verruchten Corsen-Parvenu ein Pereat bringen“. Noch in letzter Zeit hat der Ausdruck lebhaft die Öffentlichkeit beschäftigt. Kaiser Wilhelm II. betonte ihn scharf in seinem Erfurter Trinkspruch vom 14. Sept. 1891: „An diesem Orte hat uns der korsische Parvenu aufs tiefste gedemütigt“ usw. Vgl. dazu Harden, Apostata 1, 104 ff. (1891), der sofort das Stichwort aufgriff und in einem besonderen Artikel: Der korsische Parvenu kritisierte.