Eselsbrücke
Eselsbrücke, ursprünglich ein philosophischer Kunstausdruck, der gern auf den französischen Nominalisten Buridan zurückgeführt wird (vergl. aber auch Eucken S. 167), der aber von Gombert ZfdW. 7, 139 bereits seit dem letzten Viertel des 18. Jahrhunderts mit dem heute geläufigen volkstümlichen Bedeutungsinhalt belegt wird, d. h. als derbes Spottwort für allerlei Hilfsmittel zur Erleichterung oder Ersparung eigener Denkarbeit.
Siehe den Deutschen Merkur vom 4. April 1779, S. 87: „Dem Unwissenden dienen die Orakelsprüche der Kritik zu nichts als einer bequemen Eselsbrücke.“ Während Adelung 1, 1821 über „Eselsbrücke“ nur bemerkt: „In figürlichem Verstande eine Schwierigkeit, welche Unwissende in Verlegenheit setzt; frz. Pont aux ânes. So wird der fünfte Satz im Euklides die Eselsbrücke der Geometrie genannt“ — erläutert Schwan im deutsch-franz. Wb. 1, 513 (1783) schon daneben: „On appelle Eselsbrücke, pont aux ânes, les traductions des phrases et les remarques audas du texte des auteurs classiques, faites pour en rendre l’expliquation facile aux écoliers".
Dann bucht Lampe 1, 1018 (1807) unter dem Stichwort schlechthin: „Eselsbrücke“ im gemeinen Leben im verächtlichen tadelnden Verstande, ein Hilfsmittel, ein Buch, welches die Bequemlichkeit oder Faulheit begünstigt.“ In ähnlichem Sinne spöttelt Rückert, Ges. Gedichte 6, 15 (1838) über die modernen Konversationslexika:
"Und über alle Wissenslücken
Geht’s sicher auf den Eselsbrücken.“
Vergl. überhaupt Sanders 1, 226a und Ergb. S. 111 mit weiteren Stellen.