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Europamüde

Europamüde nannte sich nach Büchmann S. 293 zuerst Heine 3, 494 (1828), indem er an Bord eines Ostindienfahrers gesteht: „Des dumpfen abendländischen Wesens so ziemlich überdrüssig, so recht Europa-müde, wie ich mich damals fühlte, war mir dieses Stück Morgenland, das sich jetzt heiter und bunt vor meinen Augen bewegte, eine erquickliche Labung.“ Er schuf damit ein treffendes Schlagwort für die zwiespältige und krankhaft schlaffe Stimmung seiner Zeit, das freilich rasch genug arg verspottet und bekämpft wurde.

1838 betitelt E. Willkomm einen Roman: Die Europamüden. Gaudy 1, 101 apostrophiert die kraftlosen Heinenachahmer voller Hohn:

„Europamüde, höfliche Rebeller,
Ist euch der Arm zum Schmieren nur gewachsen?“

Und Immermann 1, 15 f. (1839) parodiert das stark verbrauchte Schlagwort bereits: „Ich war bald afrikamüde, wie ich europamüde gewesen war.“

Über die Nachwirkung vergl. R. Gottschall, Gedichte S. 51 (1842), ferner Goltz, Buch b. Kindh. (1847) S. 193 „kein Europa vermüdeter, blasierter Moderner“ und: Ein Jugendleben 2, 100 (1852) „Blasiertheiten und Europamüdigkeiten“. Dann Kürnbergers Roman: Der Amerikamüde (1855). Bei Joh. Scherr, Michel 1, 118 findet sich „amerika-, asien-, afrika- und australien-müde“ und bei Herm. Kurz 11, 56 (1859), „Europa- und Amerikamüdigkeit“.

Siehe auch Meyer S. 49 f. und Gombert in der ZfdW. 3, 174.