Reptil
Reptil, ferner Reptilienpresse und ähnliche verächtliche Schlagworte gehen zurück auf die Rede Bismarcks vom 30. Januar 1869 (Polit. Reden 4, 131), worin er die Agenten des depossedierten Kurfürsten von Hessen und des ehemaligen Königs von Hannover als „bösartige Reptilien“ charakterisierte.
Der Ausdruck wurde aber von den Angegriffenen gereizt zurückgegeben und bald gerade auf die von der Regierung unterstützten oder inspirierten Journalisten angewandt. Der zur Bekämpfung jener Umtriebe aus dem einbehaltenen Vermögen der abgesetzten Fürsten gebildete Fonds wurde nun höhnisch als Reptilienfonds gebrandmarkt.
Vergl. Büchmann S. 654s., der auch an die Replik Bismarcks am 9. Febr. 1876 (Polit. Reden 6, 339) erinnert: „Das Wort Reptilie, Reptilienvater, Reptilienpresse in der Meinung, wie es gebraucht wird, kommt mir immer vor, als wenn Leute, die mit dem Gesetz in Konflikt treten, auf die Polizei schimpfen und sie Diebsjäger und dergleichen nennen.
Reptilie — wie entstand das Wort? Unter Reptilien verstanden wir die Leute, die in Höhlen — bildlich gedacht, kurz und gut in verwegener Weise intrigieren gegen die Sicherheit des Staats, und man hat das nun umgedreht und nennt jetzt Reptile diejenigen, die das aufzudecken streben.“
Über die Vorgeschichte dieses Schlagwortes, die nach Frankreich und England führt, werden am gleichen Orte ebenfalls einige Angaben gemacht. Sonst nenne ich Scherr, Porkeles (1882), der S. 27 ironisch auf eine „Reptilienkasse“ anspielt und S. 109 voller Hohn gegen die Herren „Reptilienfoundländer“ zu Felde zieht.
Beachtenswert ist auch die ingrimmige Polemik Lagardes (1884) S. 443: „Die konservative Partei muß darauf bestehen, dass dem Reptilismus der Garaus gemacht werde. Keines ihrer Mitglieder würde sich soweit wegwerfen, ein Exemplar des aus jenen Mitteln geästen Ungeziefers sich ankriechen zu lassen: wir wünschen, dass die höchsten Beamten des Staats jedwede Verbindung mit derartigen Subjekten aufgeben. Vergl. hierzu den Parallelartitel „Welfenfonds“.