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Tropenkoller

Tropenkoller nennt man mit einem wohl in Berlin geprägten Witzwort seit ca. 1895 eine in den Tropen nicht seltene krankhafte Reizbarkeit und Schroffheit europäischer Beamten. Der Ausdruck wurde von Frieda Freiin von Bülow alsbald eingefangen und als Romantitel verwendet: Tropenkoller. Episode aus dem deutschen Kolonialleben (Berlin 1896). Darin wird das Wesen dieser „durch klimatische und andere Komplikationen bösartig gewordenen Form des Parvenütums“ eingehend geschildert, z. B. S. 64: „Die Herrscherherrlichkeit im Lande der Wilden steigt den Knechts- und Bedientenseelen zu Kopfe … Das ist’s. Sie sind das Herrentum so wenig gewohnt, dass es sie um ihr armseliges bißchen Menschenverstand bringt und eine lächerliche Spielart des Größenwahnsinns zeigt. Der Subalternbeamtengeist schnappt über.“ Über den Ursprung des Ausdrucks äußert sich die Verfasserin S. 132 und 136. Verwandte Zusammensetzungen mit dem Wort Koller, das eigentlich die Gehirnkrankheit der Pferde bezeichnet, aber sehr bald auch auf andere Haustiere und den Menschen übertragen wird (siehe Sanders 1, 971b), waren freilich bereits vorausgegangen. So spottet Meinhold (1848) S. 59 über den „Theorienkoller“ der konstituierenden Professoren und Journalisten. Ferner wird im Kladd. 1863, 144 der „Reise-Koller“ und im Jahrgang 1865, 54 der „Autochthonenkotter“ erwähnt.

Erinnert sei auch an die moderne Schelte Blaukoller, die eine voreingenommene, gereizte Stimmung gegen Berliner Schutzleute geschaffen hat.