Theatercoup
Theatercoup begegnet seit dem 18. Jahrhundert als gebräuchliches Schlagwort. Daneben geht die Verdeutschung Theaterstreich einher. So heißt es im Neuen Büchersaal 2, 43 (1746): „Es gibt noch andere Theaterstreiche, die nur wenige Personen, nicht aber den Zuschauer betrügen oder in Erstaunen setzen.“ Ähnlich Lessing 9, 262 und 10, 75, wo er u. a. über die französischen Stücke urteilt: „Was haben sie sonst (außer ihrer mechanischen Regelmäßigkeit!) noch viel Gutes, als Verwicklung, und Theaterstreiche und Situationen?“ Gleichzeitig aber spricht er auch im selben Sinne 9, 347 und 382 vom Coup de Théâtre, verwendet also daneben das ursprüngliche Fremdwort.
Später wird namentlich Kotzebue von seinem literarischen Gegner Wilhelm von Schlegel und dessen Anhang unter diesem Stichwort befehdet, wie er selbst 85, 416 bekennt: „Die neuere After-Kritik hat eine Menge Worte, mit welchen sie … eine gehässige Bedeutung verbindet … Dahin gehört auch das Wort Theater-Coup, welches die Schlegelsche Schule mir jedesmal richtig in den Bart wirft, wenn eins meiner neuen Stücke so unhöflich war, dem Publikum zu gefallen.“ Diesen Beifall sollten nämlich seine Dramen gewöhnlich nur den Theatercoups verdanken. Deshalb definiert er als richtigen Sinn des Ausdrucks: „Ein Theater-Coup ist also ein interessanter und überraschender Moment eines Schauspiels, der nicht bloß vernommen, sondern auch gesehen wird, der aber ohne Zwang aus der Handlung hervorgeht.“ Neben diesen echten und unanfechtbaren Theatercoups bekennt er sich freilich auch mancher erzwungenen schuldig.
Seit Schlegel hat sich die tadelnde Bedeutung immer mehr durchgesetzt. Doch schreibt noch am 1. Febr. 1812 Theod. Körner zuversichtlich über sein neues Jambendrama Toni: „Das Stück selbst ist voll Theatercoups und verspricht wohl eine gute Ausnahme.“ Der Begriff des Wortes hat sich auch erweitert. Heine 5, 164 erwähnt z. B. „wirksame Saillies, Theatercoups der Tribüne“.