Der Geist lebenswichtiger als die Seele
Und in der Tat ist der Geist der Torwart unseres Lebens
Und übt mehr als die Seele die Herrschaft über das Leben.
Denn wenn Geist und Bewußtsein entflohn, da vermag in den Gliedern
Kein Teil unserer Seele auch nur ein Momentchen zu weilen,
Sondern sie folgt als Genossin ihm bald, entweicht in die Lüfte
Und läßt unsere Glieder im Todesfroste erstarren.
Aber am Leben verbleibt, wem Geist und Bewußtsein geblieben,
Ob er auch rings an den Gliedern verstümmelt und Krüppel geworden;
Ob ihm auch Seele entzogen und rings aus den Gliedern gewichen,
Dennoch lebt er und atmet ätherischen Lebensodem;
Ja, der Seele beraubt, wenn nicht ganz, doch zum größeren Teile,
Zögert er dennoch zu sterben und hängt noch immer am Leben.
Auch das Auge behält bei Verletzungen, wenn die Pupille
Nur nicht gelitten hat, weiter die alte, lebendige Sehkraft;
Aber man darf nur nicht gänzlich den Apfel des Auges zerstören
Oder die Haut um den Stern rings lösen und ihn nur erhalten;
Denn auch dies wird dem Ganzen unzweifelhaft Untergang bringen.
Doch wenn auch nur ein winzigster Teil aus dem mittleren Stücke
Wäre zerfressen, erlösche das Licht und Finsternis folgte,
Selbst wenn der Umkreis sonst untadelig wäre erhalten.
Solch ein ewiges Bündnis verknüpft auch den Geist und die Seele.