Die Seele ist an den Leib örtlich gebunden
Übrigens kann in dem Himmel kein Baum, kein Gewölk in des Meeres
Tiefe sich bilden, es kann kein Fisch im Trockenen leben,
Kann kein Blut aus dem Holz, kein Saft aus den Steinen erfließen.
Fest umzirkt ist für jedes der Ort, wo es wachsen und sein darf.
So kann nie sich alleine und ohne den Körper die Seele
Ihrem Wesen nach bilden entfernt von dem Blut und den Nerven.
Könnte sie das, dann würde wohl eher die geistige Kraft sich
Sammeln im Haupte, den Schultern, sogar ganz unten im Fuße
Oder auch sonst an beliebigem Ort einwachsen, sie würde
Immer doch bleiben im selben Gefäß, das heißt, in dem Menschen.
Weil wir nun sehn, wie dieses Gesetz auch in unserem Körper
Feststeht und auch der Ort für das Sein und Wachsen gesondert
Wie für den Geist so die Seele bestimmt ist, muß man noch schärfer
Leugnen, daß außer dem Körper sie könnten entstehen und dauern.
Drum wenn der Körper zerfällt, dann geht notwendig zugleich auch
Die durch den ganzen Leib hin verbreitete Seele zunichte.
Drum wer ein sterbliches Wesen mit einem unsterblichen galtet
Und sie zu einem Gefühl und zur Wechselwirkung vereinen
Will, ist ein Narr. Was läßt sich denn auch Verschiedneres denken
Oder entgegengesetzter und weiter getrennt voneinander
Als ein sterbliches Wesen unsterblichem, ew'gem vermählet,
Um aneinandergebunden den widrigen Stürmen zu trotzen?